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Darum liebe ich Pirmasens
von Thomas Müller„Du kriegst den Jungen aus Pirmasens, Pirmasens aber nicht aus dem Jungen“, haben sie in Frankfurt mal zu mir gesagt. Recht haben sie behalten. Pirmasens – diese Stadt ist Heimat pur für mich. War es immer, wird es immer sein. Unzählige Erinnerungen eines ganzen Lebens hängen daran. Egal ob die Fußball-Anfänge damals bei der TuS/DJK auf Asche mit vielen aufgeschürften Knien, in der Schule auf dem Kirchberg mit der besten Lehrerin der Welt Frau Riesch, oder die ersten Lieben mit Christina oder Leonie (viele Grüße an dieser Stelle). Da waren auch die ersten Freunde in der Grundschule mit Benny, Alex, Thorsten oder Thomas. Vor allem aber Mama und Papa. Heute ist da mein ganzer Stolz: meine Tochter! Da war aber auch Trauer und Schmerz, zum Beispiel als mein Patenonkel Markus für mich unerwartet starb.
Egal wo ich in meinem Leben war und egal wie lange, zurückkommen nach Pirmasens war und ist immer schön. Egal, ob ich alte Bekannte treffe oder nur einfach die Natur genießen kann. Denn genau darum hat man mich immer beneidet, egal wo ich war: Dass man hier in Pirmasens nach nur ein paar Minuten mitten auf dem Feld oder im Wald steht. Oder ein Abstecher an den Eisweiher oder ins Strecktal. Geht immer. Natur pur direkt vor der Haustür.
Allerdings haben auch die unschönen Ecken in der Stadt zugenommen. Erschrocken war ich zum Beispiel über den hinteren Teil der Fußgängerzone, wo sich ein Leerstand an den anderen reiht. Hoffnung macht mir, dass an Lösungen gearbeitet wird. Die werden wohl aber Zeit brauchen – und vor allem Geld.
Unsere Heimatstadt hat sehr viel einstecken müssen in den vergangenen Jahrzehnten, medial begleitet wurde sie meist nur als Paradebeispiel für den wirtschaftlichen Niedergang. Das ist nicht schön und sozialromantisch möchte ich immer widersprechen, allerdings muss man die Realität auch akzeptieren. Und am besten etwas dagegen unternehmen, so wie es Viele auch tun. Ich persönliche glaube, keine Stadt in Deutschland oder sonst wo in der Welt hätte so einen wirtschaftlichen Abschwung und Einwohnerschwund verkraftet.
Doch es gab und gibt hier schon immer Menschen, die sich dem Schicksal nicht ergeben, sondern anpacken. Die Geschichten dieser Menschen würde ich gerne aufschreiben. Daher war es mir eine Freude, als die Union Stiftung an mich herantrat und fragte, ob ich dieses Forschungsprojekt in Pirmasens betreuen möchte. Ohne zu zögern habe ich zugesagt.
Ich hoffe, dass sich viele Pirmasenser melden und beteiligen werden. Auf diese Weise lerne ich meine Heimat vielleicht auch noch ein bisschen besser kennen. Denn wie hat einer meiner Ausbildungs-Redakteure mal zu mir gesagt: „Herr Müller, der Tag, an dem ich nichts mehr Neues erfahre in diesem Beruf, ist der Tag, an dem ich in Rente gehen kann.“
In diesem Sinne: Ich freue mich, von euch zu hören, ihr Pirmasenser! Denn bis zur Rente ist noch ein bisschen Zeit und möchte ich noch Einiges erfahren…