- Beiträge
- Der Grabstein-TÜV

Der Grabstein-TÜV
von Thomas Müller • Fotos: Thomas MüllerNach dem Frost ist vor der Kontrolle
Friedhofsbesucher in und um Pirmasens wundern sich in diesen Tagen vielleicht über einen Mann, der mit Mappe und Messgerät durch die Gräber-Reihen zieht. Doch keine Angst, denn er ist im Zeichen der Sicherheit unterwegs!
Seit knapp zehn Jahren macht Christian Grobek vom Garten- und Friedhofsamt der Stadt das nun schon. Seine Aufgabe: Grabstein-Kontrolle. Nach dem Frost ist vor der Kontrolle, lautet das Motto. Denn in jedem Jahr müssen die Grabstätten auf den Pirmasenser Friedhöfen auf ihre Standfestigkeit kontrolliert werden. Als „Grabstein-Schubser“ möchte Grobek nicht verstanden werden, auch wenn er die Bezeichnung schon das ein oder andere Mal gehört hat. „Das prallt an mir ab“, lacht er. Er macht seinen Job gerne. „Das ist mal etwas anderes, weg vom Schreibtisch.“ Normalerweise sind sie immer zu zweit unterwegs, kleine Friedhöfe in den Vororten wie zum Beispiel Winzeln kann er aber auch bei Personalengpässen mal allein kontrollieren. Allerdings gibt es auch hier schon weit über 800 Gräber.

Behutsam packt er den Grabstein an und prüft, ob er wackelt. Ist das der Fall, kommt ein spezielles, geeichtes Messgerät zum Einsatz. „Wir müssen prüfen, ob der Stein einer Belastung von 300 Newton aushält, das entspricht etwa 30 Kilogramm“, sagt Grobek. Getestet wird sowohl von vorne und von hinten, ein schriller Signalton weißt darauf hin, dass die Prüfung beendet ist. Doch was passiert, wenn der Stein die Prüfung nicht besteht? Dann kommt Grobek’s weitere Ausrüstung zum Einsatz, ein knallgelber Aufkleber mit der Aufschrift „Unfallgefahr, Grabstein ist lose. Bitte bei der Friedhofsverwaltung melden.“ Doch dem greift der Verwaltungsmitarbeiter vor, indem er akribisch Ort und Namen auf seiner Liste notiert. Er sucht dann Verantwortliche heraus, die angeschrieben werden. „Meistens melden die sich auch“, sagt er. Allerdings gäbe auch immer mehr Fälle, bei denen keine Nachkommen mehr auszumachen sind.

Die Standfestigkeit muss übrigens von einer Fachfirma vorgenommen und nachgewiesen werden. Also einfach den Stein selbst mit Zement wieder befestigen ist nicht ratsam. „Oft haben wir schon den Vorwurf gehört, dass wir mit den Firmen zusammenarbeiten, das stimmt aber nicht“, sagt Grobek. Überhaupt komme es selten vor, dass ein Grabstein sogar sofort umgelegt werden muss, weil Umfall-Gefahr besteht. „Gerade in den Vororten passen die Leute besser auf“, weiß der Mann. Den Sticker mit der Warnung verteilen Grobek und Kollegen etwa 40 Mal im Jahr. Außerdem gehe der Trend sowieso immer mehr zur Rasenfeld-Bestattung oder Urnengräbern mit kleinem Grabstein. Zu tun haben die Mitarbeiter dennoch genug. Allein auf dem größten Friedhof in Pirmasens, dem Waldfriedhof, gibt es 14.000 Grabanlagen auf einer Fläche von über 400.000 Quadratmetern. Mit den Vororten kommen nochmal etwa 3000 Gräber hinzu.
„Da kommt man auf jeden Fall auf seine Schritte für den Tag und weiß, was man gemacht hat“, lacht Grobek.