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Offene Redaktion von Psst! Pirmasenser Storys im Eiscafé Venezia. Foto: Psst!

Kinderspielfest, gespaltene Gesellschaft und ein Rad-Aktivist

von Thomas Müller

Offene Redaktion von Psst! Pirmasenser Storys

Es ist angerichtet im Eiscafé Venezia. Die Kaffeemaschine läuft, die Eisbecher stehen parat. Mittendrin: Wir, von der Redaktion von Psst! Pirmasenser Storys, mal weg vom normalen Alltag und als Anlaufpunkt in der Innenstadt.

Das nutzen als Erste Mariia Kryvoshei, die noch recht neue Vorsitzende des Beirates für Migration und Integration. Im Gepäck hat sie ihre Stellvertreterin Tatjana Andreeva und Neuigkeiten: „Wir möchten an dieser Stelle Werbung für unser Kinderspielfest machen“, sagt sie mit einem Leuchten in den Augen.

Das soll am Dienstag, 1. April, von 13 bis 17 Uhr auf dem Exerzierplatz steigen. „Das ist unsere erste Veranstaltung dieser Art und wir sind schon ein bisschen aufgeregt“, sagt die Ukrainerin, die vor knapp drei Jahren wegen des Krieges aus ihrem Heimatland flüchtete. Unterstützung bei der Durchführung des Festes bekommt der Beirat vor allem vom Pakt für Pirmasens. Aber auch Stadtjugendring und der Spielmannszug Niedersimten seien laut Kryvoshei mit im Boot.

Tatjana Andreeva und Mariia Kryvoshei lassen sich einen Latte Macciato schmecken und berichten über ihre Pläne. Foto: Müller
Tatjana Andreeva und Mariia Kryvoshei lassen sich einen Latte Macciato schmecken und berichten über ihre Pläne. Foto: Müller

Auch über ihre Arbeit der ersten Monate möchten die beiden Ukrainerinnen sprechen. „Es kommen sehr viele Leute, vor allem beim Übersetzen und Ausfüllen von Formularen können wir helfen“, weiß Andreeva. Untergebracht ist der Beirat für Migration und Integration beim Ordnungsamt. Vor allem Landsleute aus der Ukraine und Menschen aus Syrien suchen immer wieder Hilfe beim deutschen Bürokratiedschungel.

Wie sieht sie die Zuzugssperre für Pirmasens? „Natürlich ist es schade, dass solche Maßnahmen ergriffen werden müssen, aber irgendwann ist für jede Stadt das Limit an Hilfe erreicht“, sagt Kryvoshei. Sie und Andreeva sind auch immer noch auf der Suche nach einem neuen Job. „Es gestaltet sich für Viele immer noch schwierig, etwas Passendes zu finden“, sagen die beiden Frauen.

Schwierig sieht die momentane Lage auch Melanie Wick. Die Gründerin der Facebook-Gruppe „Was ist los in Pirmasens und Umgebung?“ macht eine negative Grundstimmung aus. „Seit der Bundestagswahl haben sich die Kommentare im Internet noch verschärft, die Gesellschaft ist gespaltener denn je“, berichtet Melanie. Viele Kommentare würden dabei schon von Facebook selbst gelöscht werden. „Bei einigen müssen wir aber auch einschreiten“, sagt sie.

Auch Melanie Wick nutzt die offene Redaktion. Foto: Siebisch
Auch Melanie Wick nutzt die offene Redaktion. Foto: Siebisch

Ansonsten floriert ihre Gruppe nach wie vor, ist mittlerweile schon bei über 21.000 Mitgliedern angekommen. Vor allem Hilfe suchen die Menschen aus der Region in der Gruppe, sei es bei Empfehlungen für Ärzte oder auch Umzugshelfer. „Bei Ärzten haben wir ja in Pirmasens noch Bedarf“, nennt Melanie einen der Gründe.

Aber auch selbst ist sie wieder engagierter, bringt sich beim MGV Obersimten und dem Verein Herzens-Projekte Südwestpfalz ein. „Was ich gemerkt habe in der letzten Zeit ist, dass wenn viele zusammenarbeiten, klappt es immer besser und es kann einiges mehr erreicht werden. Traurig ist sie aber immer noch darüber, dass es für das Knacken der über 20.000 Mitglieder bei ihrer Gruppe noch keine Veranstaltung von der Stadt gab. „Das Konzert steht immer noch aus, kommt ja aber vielleicht noch“, bleibt sie optimistisch.

Rad-Aktivist Dennis Schneble berichtet über seine Motivation. Foto: Petry
Rad-Aktivist Dennis Schneble berichtet über seine Motivation. Foto: Petry

Einer der weniger auf Konzerte steht, sondern dem die Zweiräder am Herzen liegen, ist Dennis Schneble. Der ist selbst erklärter Rad-Aktivist in Pirmasens und Umgebung. „Viele Dinge werden in Pirmasens als politisch betrachtet, aber die Gesetze geben anderes vor“, sagt er. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, Missstände aufzuzeigen und anzuprangern.

Dafür ist er bekannt. „Bei einer Akteneinsicht habe ich auch schon mal über mich gelesen, dass ich nerve“, lacht er. Dabei würde er es auf keinen Fall böse meinen. „Ich habe mal bei der Verwaltung gelernt und studiert, will einfach nur Gesetze richtig umgesetzt wissen“, sagt er. Dafür würden wir ja schließlich auch in einem Rechtsstaat leben.

Durch seinen Einsatz habe sich für Radfahrer schon vieles zum Besseren gewendet, er sei mit seiner Mission allerdings noch längst nicht am Ende. Als Querulant sieht er sich dabei nicht. Vielmehr lädt er uns zu einer Radtour durch Pirmasens ein, um uns die Stellen zu zeigen, wo seiner Meinung nach noch viel nachgebessert werden muss. Dann werden wir uns wohl bald mal auf’s Rad schwingen müssen…

Luisa Alfarano und ihr Team sorgten für eine einwandfreie Bewirtung. Foto: Müller
Luisa Alfarano und ihr Team sorgten für eine einwandfreie Bewirtung. Foto: Müller

Die zwei Stunden offene Redaktion sind wie im Flug vergangen. Als perfekte Gastgeber haben sich dabei wie erwartet Luisa Alfarano und ihr Team vom Eiscafé Venezia erwiesen. Dafür an dieser Stelle vielen Dank!

Und falls ihr den Termin – aus welchen Gründen auch immer – verpasst habt: Bald gibt es wahrscheinlich eine neue Chance. Wir würden uns auf euch freuen!


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