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Die Teilnehmer beim Campuslauf an der Fachhochschule. Foto: Oliver Siebisch

Laufen, forschen, informieren

von Oliver Siebisch • Titelfoto: Oliver Siebisch

Psst! zu Besuch beim Tag des offenen Campus

Der Besucher merkte es sofort: Hier geht es lebendig zu. Im lichten Atrium des Campus Pirmasens der Fachhochschule gab es am Samstag alles Wissenswerte zu den dort angebotenen Studiengängen und ihrer praktischen Anwendbarkeit. Studenten erprobten sich in chinesischer Kalligraphie und im Klavierspiel, der Geruch von frischen Waffeln durchzog die Luft.

Wenn jemand die Atmosphäre des Campus schon länger kennt, so ist es Professor Jörg Sebastian. Nicht nur am Tag der offenen Tür will er die Hochschule in Pirmasens, im Umland, überhaupt in der Westpfalz präsenter machen. Sein Anliegen sei, gerade in seiner Eigenschaft als Dekan, dass der Campus weniger als „auswärts, auf dem Berg oben“, sondern als Teil der Stadt wahrgenommen wird. Darunter versteht er, dass auch „mal Leute, die nichts mit dem Studium zu tun haben“ vorbeikommen. Dabei verliert er aber das Ansprechen der potenziellen Studenten nicht aus den Augen. Diejenigen, die schon ein Studium aufgenommen haben, profitierten von der permanent gegebenen Möglichkeit des Zwiegesprächs. „Wenn ein Studierender ein Problem hat“, sagt Sebastian, „dann sitzt er bei uns am Tisch, steht in der Tür, und der Kontakt ist halt sehr eng.“

Fachhochschul-Dekan Jörg Sebsatian. Foto: Oliver Siebisch
Fachhochschul-Dekan Jörg Sebsatian. Foto: Oliver Siebisch

Das Programm des Tages war denkbar vielfältig. Hatten Jörg Sebastian und sein Kollege Thomas Stumm gerade noch über „Angewandte Chemie“ gesprochen, so startete pünktlich um elf Uhr der „Campuslauf“. Beherzt machten sich etliche Teilnehmer dazu auf, fünf Kilometer zurückzulegen. Der Mitorganisator Hartmut Kling, selbst Pirmasenser, war aktiver Trainer in der Leichtathletik und ist nun verantwortlich für „Laufevents“ wie den Pfälzerwald-Marathon. Voller Interesse blickte der Ehrenamtler am Tag der offenen Tür auf die mit leichten Verzögerungen eintreffenden „Absolventen“ seiner heutigen Veranstaltung.

Mit einer heiteren und dennoch fordernden Übung verstand es derweil die Professorin Luisa Medina, auch Kinder ans Mikroskop zu locken. Ein paar Haare und Fasern waren bei einem Laptop-Diebstahl auf dem Unigelände zurückgeblieben. „Könnt ihr uns helfen, den Täter zu finden?“ war die Frage, welche sich den jungen Spurensuchern stellte.

Die aus Spanien stammende Hochschullehrerin mit dem Lehrgebiet Textiltechnik hatte in Madrid Chemie studiert und wurde am Institut für Verbundwerkstoffe in Kaiserlautern promoviert. Medina, seit 2015 Lehrstuhlinhaberin in Pirmasens, gewährte einen Einblick in den Studiengang „Leder- und Textiltechnik“. Ein Schwerpunkt der Arbeit, hin zur Ausbildung technischer Ingenieure, seien technische Textilien und die entsprechenden Veredelungsverfahren. Mehrere Forschungsprojekte, so sagt sie, sind in diesem Bereich momentan angesiedelt. Dabei würden etwa Naturfasern als Verstärkung in Verbundwerkstoffen erprobt, eine praktische Nutzanwendung erfolge häufig in der Automobilindustrie. Studenten könnten als „Hiwis“ in diesen Projekten mitarbeiten und hätten dadurch die Möglichkeit, „live zu erleben, wie die Forschung funktioniert“. Den weiteren Schwerpunkt bilde der Bereich „Schuh und Leder“. Dieser rühre noch von der Schuhindustrie her, die inzwischen wieder stark vertreten sei. Eine damit einhergehende Vermittlung von Grundlagen der Textiltechnik sei „einzigartig in Deutschland“.

Zum Gelingen des Studiums trägt, wie auf dem Campus zu erfahren war, nicht zuletzt die Verwaltung bei. Das Studierendensekretariat prüft die eingehenden Bewerbungen und berät die Bewerber. Die Arbeit mit den Studenten, sagt die dort tätige Jeannette Krob, bereite ihr Freude, und sie schätze den familiären Charakter des Standorts.

Auch chinesische Kalligraphie konnte beim Tag des offenen Campus in Pirmasens ausprobiert werden. Foto: Oliver Siebisch
Auch chinesische Kalligraphie konnte beim Tag des offenen Campus in
Pirmasens ausprobiert werden. Foto: Oliver Siebisch

Davon, dass während des Studiums auch die Seelsorge nicht zu kurz kommt, zeugte die Anwesenheit von Hochschulpfarrerin Britta Geburek-Haag. Sowohl mit evangelischen als auch katholischen Studenten könnten, wie sie erklärt, Seelsorgegespräche geführt werden, die vielleicht dabei helfen, eine neue Perspektive auf die jeweilige Lebenssituation zu gewinnen. Obwohl es sich hierbei originär um ein kirchliches Angebot handle, sei man interkulturell und auch interreligiös offen.

Von der nationenübergreifenden Prägung des Campus berichtete Majd Alshamaa, Student der Angewandten Pharmazie und Fachschaftsmitglied. Viele Studenten kämen, wie er selbst, aus dem Ausland. Wahrscheinlich werde daher demnächst ein internationales Frühstück ausgerichtet. Dessen Vorboten schienen bereits an einem Stand im Atrium wahrnehmbar: Orientalische Süßigkeiten wurden da angeboten, denen auch Dekan Jörg Sebastian nicht widerstehen konnte.