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Parkplatz - Sabine Neger

PS: Parken! Vom Insidertipp zur Kultfigur

von Thomas Müller • Titelfoto: Thomas Müller

Während das Parkhaus am Exe mal eben 50 Prozent mehr für die Stunde Parken verlangt und Parkplätze in der Stadt eh rar gesät sind, kommen immer mehr zu Sabine Neger in die Christiansgasse. Das hat nicht nur Stellplatz-Gründe!

Statt einem Euro pro angefangene Stunde müssen Parker im Exe-Parkhaus nun 1,50 Euro berappen. Wo einst zwei Euro fällig wurden, sind es für zwei Stunden Stadtbummel oder Arztbesuch gleich drei. Auch anderswo in der Innenstadt ist Parken nicht umsonst, sondern schlägt am Automaten meist mit 1,20 Euro pro Stunde zu Buche.

„Das ist doch noch moderat, in Paris oder woanders ist es teurer“, meint Gerold Wagner mit einem Augenzwinkern und zieht sein Ticket aus dem Automaten in der Schlossstraße.

Nur einen Steinwurf davon entfernt sitzt auf dem Parkplatz hinter C&A und ehemaligem Hans Sachs Hof in einem kleinen Container Sabine Neger. Im Minutentakt fahren Autos auf den Parkplatz und manche auch wieder weg. Geschickt wechselt Neger die Seiten in ihrem Kassenhäuschen, mit einem herzlichen

„Hallo, schä dass du widder do bisch“ reicht sie dem Kunden das Ticket. Herzlichkeit ist das Stichwort. „Ich mache das einfach gerne, bin freundlich zu den Leuten und bekomme auch so viel zurück“, sagt Neger.

Unglaublich: Seit gut 15 Jahren sitzt sie so gut wie täglich in ihrem kleinen, vielleicht zwei Quadratmeter großen Büro. Das Inventar: Kaffeemaschine, Schreibtisch mit Stuhl, Heizgerät. Seit zwei Jahren ist sie ihre eigene Chefin, hat ihren Vorgänger, für den sie arbeitete, abgelöst und den 50 Plätze umfassenden Parkplatz gepachtet. „Ich wird das wohl bis zur Rente machen“, sagt die 56-Jährige. Und das sagt sie nicht einfach so. Man spürt, dass es wirklich gern macht.

Vielleicht oder gerade deshalb ist sie mittlerweile in Pirmasens zur Kult-Parkwächterin avanciert. Sogar das Fernsehen und Zeitung waren schon da. Eigentlich hätte sie die Werbung gar nicht nötig. Man könne aber nie genug davon haben, meint sie. Die Einheimischen wissen, dass man nicht nur ganz viel Herzlichkeit auf diesem Parkplatz bekommt, sondern dass die Stunde auch nur 80 Cent kostet. Was sie immer wieder betont: „Die besten Kunden habe ich – und das meine ich auch so!“ Die Beweise zeigt sie stolz: Zahlreiche Plüschtiere und ein Schutzengel machen den wohl kleinsten Arbeitsplatz in Pirmasens etwas heimeliger. „Letzens hatte ich meine Brille vergessen, da hat mir eine Kundin eine Sehhilfe aus einem Laden mitgebracht“, freut sich Neger. Die Brille hebt sie für den Fall der Fälle auf jeden Fall auf. Besonders freut sie sich samstags auf die obligatorische Bratwurst vom Wochenmarkt.

„So etwas Zwischenmenschliches fehlt viel zu sehr in unserer Welt“, sagt Kundin Carmen Müller-Lenhard. Sie parkt grundsätzlich so gut wie ausschließlich in der Christiansgasse bei Sabine Neger. Die freut es. Aber gibt es überhaupt genug Platz? „Das ist ja ein Kommen und Gehen, wir finden eigentlich immer etwas“, lacht die beliebte Park-Wächterin.

Wenn es so weitergeht, könnte es allerdings auch mal eng werden, denn längst ist die herzensgute Park-Wächterin zur absoluten Kultfigur geworden. Mit ganz viel Herz!