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Standortfaktoren unter der Lupe
von Thomas MüllerIHK-Chef im großen psst!-Interview
Am 9. Juni dürfen die Pirmasenser einen neuen Stadtrat wählen und das hat natürlich Auswirkungen auf die Zukunft ihrer Stadt. Und einer, der sich tagtäglich um vor allen Dingen die wirtschaftliche Zukunft seiner Stadt kümmert, ist Jonas Klein, Regionalleiter Südwestfals der Industrie- und Handelskammer in Pirmasens. Domink Holl, stellvertretender Geschäftsführer der Union Stiftung, hat sich mit ihm zum Gespräch getroffen.
Dominik: Hallo Jonas, schön, dass wir hier bei euch sein dürfen und dass ich ein paar Fragen an dich stellen darf zur wirtschaftlichen Zukunft Pirmasens. Stell uns doch erstmal ganz kurz die IHK vor.
Jonas: Die IHK für die Fals ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. In der ganzen Pfalz mit rund 80.000 Mitgliedsbetrieben. Hier in Pirmasens verantworten wir rund 2800 Mitgliedsbetriebe. Aus allen Branchen der gewerblichen Wirtschaft, wir beraten unsere Mitgliedsbetriebe, wir beraten aber auch Gründer, wir organisieren Abschlussprüfungen in der beruflichen Außenweiterbildung und deswegen glaube ich, reden wir halt auch über Politik und Kommunalpolitik, sind aber auch Interessenvertretungen für unsere Mitgliedsbetriebe gegenüber Politik und Verwaltung.
Das sind jede Menge Betriebe, Unternehmen, die ihr vertreten gegenüber der Politik. Wo würdest du denn sagen, liegt das große Potenzial von Pirmasens? Bekannt ist es ja durch die Schuhindustrie, ist das immer noch so der große Faktor oder wo liegen so die geheimen Potenziale von Pirmasens?
Klar, Pirmasens steht für Schuhe. Das war immer so und ist nach wie vor auch so. Es hat eine Konzentration stattgefunden in der Schuhbranche, aber es ist nach wie vor das Aushängenschild, wofür Pirmasens als Stadt über die Region hinaus bekannt ist. Und auch wir als IHK sind relativ stolz, dass wir auch Leitkammer sind in ganz Deutschland hier am Standort in Pirmasens und erstellen beispielsweise Prüfungen für die Schuhberufe, für die Schuhbranche, für ganz Deutschland. Ansonsten als Aushängeschild der Stadt mit Sicherheit auch irgendwo die Nähe zur Natur, der Tourismus Richtung Pfälzerwald ist was womit Pirmasens ins punkten kann.
Bei der IHK in Pirmasens werden deutschlandweit Prüfungen für die Schuhindustrie vorbereitet
Jetzt habt ihr als Interessensvertreter all dieser Unternehmen, all dieser Branchen, auch ein Interesse, dass der Stadtrat gute Arbeit macht und guckt deswegen auch auf den 9. Juni, wenn ein neuer Stadtrat gewählt wird. Ihr habt auf eurer Internetseite drei wichtige Themen und Schwerpunkte herausgesucht und dazu Fragen an die jeweiligen Parteien gestellt. Fass doch einmal ganz kurz zusammen, bevor wir auf die einzelnen Punkte eingehen, was sind denn für euch die drei wichtigen Schwerpunkte, um die sich der Stadtrat kümmern muss, damit Pirmasens auch in Zukunft für Industrie und Handel attraktiv bleibt?
Ja also zunächst vielleicht mal so viel: Es sind keine Punkte und Fragen, die wir uns ausgedacht haben, sondern das sind Fragen und Themen, die den Unternehmen und unseren Mitgliedsbetrieben unter den Nägeln brennen. Und im Wesentlichen geht es dabei um die Standortfaktoren für die Unternehmen. Aber die Top drei, die die Unternehmen gewählt haben, sind kommunale Finanzen, was auch den Standortfaktor der Steuern und Abgaben mitbeinhaltet. Das ist das Thema der Infrastruktur, der Verkehrsinfrastruktur, ganz konkret der Ausbau der B10. Und das ist das Thema des Fachkräftemangels im Bereich der Berufsorientierung an den allgemeinbildenden Schulen.
Dann lass uns doch einmal diese drei Punkte im Einzelnen anschauen. Erster Punkt, die Finanzen. Was muss denn nach Meinung der IHK geschehen, damit Pirmasens sich auch weiterhin gut entwickeln kann? Wie muss der Stadtrat mit seinen Finanzen künftig umgehen?
Also wir erwarten natürlich irgendwo, dass dieser Standortfaktor für die Betriebe Steuern und Abgaben, einer ist, der die Unternehmen nicht weiter belastet. Also die diskutierte und geplante Erhöhung der Grundsteuer und der Gewerbesteuer ist ein Fakt, der die Unternehmen gleich doppelt belastet, weil die Unternehmen sowohl die Grundsteuer B als auch die Gewerbesteuer zahlen müssen. Und nach unserer Meinung ist es so, dass wenn es den Unternehmen gut geht, die Unternehmen gute Gewinne erzielen, automatisch über die Gewerbesteuer auch die Einnahmen der Stadt steigern. Deswegen plädieren wir dafür, auf der Ausgabenseite natürlich zu schauen, wo kann die Stadt da handeln. Wir sind aber auch Partner und stehen an der Seite der Stadt und auch der Stadtspitze, wenn es darum geht, dafür zu sorgen, dass durch Land und Bund die Stadt ausreichend finanziell ausgestattet wird, wenn es um die Erfüllung der Aufgaben geht.
Der zweite Punkt, den du angesprochen hast, ist die Infrastruktur, insbesondere die B10. Infrastruktur ist das A und O. Was müsste sich denn hier verändern, damit sich Pirmasens so bleibt oder besser wird als bisher?
Ich glaube, spätestens seit der Corona-Pandemie haben wir erlebt, dass der ländliche Raum an Attraktivität gewonnen hat. Wir haben auch immer wieder Rückkehrer, die nach Pirmasens zurückkehren. Aber das A und O ist die verkehrliche Erreichbarkeit der Metropolregionen. Und da ist die B10 die Hauptverkehrsader in die Rhein-Neckar-Region. Und ja, wir brauchen den B10-Ausbau für die Personenbeförderung, für die Beförderung von Wirtschaftsgütern, für die Logistik und der Individualverkehr ist einfach was, was in unserer Region nach wie vor eine Zukunft haben wird und worauf die Bürger angewiesen sein werden.
Die B10 ist Hauptverkehrsader und muss ausgebaut werden
Der dritte Punkt, das betrifft die Menschen, die in den Unternehmen, die ihr vertretet, arbeiten und vor allem die Frage, wie sie dorthin kommen. die Menschen, die hier leben und arbeiten. Was wünscht ihr euch vom künftigen Stadtrat, damit noch mehr junge Menschen hier gut und gerne arbeiten und leben möchten?
Wir als IHK stehen natürlich für die berufliche Ausbildung. Wir fordern ein Stück weit von der Stadt als Schulträgerin auch, das Thema Berufsorientierung in den allgemeinbildenden Schulen zu fördern, um die jungen Menschen frühzeitig abzuholen und ihnen aufzuzeigen, wie man hier vor Ort, vor der eigenen Haustür, auch eine berufliche Karriere starten und entwickeln kann.
Das sind also die drei Punkte, die euch ganz besonders wichtig sind. Die letzte Frage, um nochmal zurückkommen auf das Potenzial, das in Pirmasens steckt. Auch wenn man jetzt mal ein bisschen in die Zukunft blickt, vielleicht fünf, vielleicht zehn Jahre bis zur nächsten oder übernächsten Stadtratswahl, dann bitte dein Elevator Pitch für junge Menschen, die auch hier in den kommenden zehn Jahren noch leben und arbeiten wollen. Was steckt in Pirmasens für Potenzial und warum sollen sie genau deshalb am 9. Juni wählen gehen, um einen neuen Stadtrat zu bestimmen?
Pirmasens ist tatsächlich eine junge Stadt. Wir haben auch immer wieder mit jungen Unternehmen zu tun. Jungen Unternehmerinnen und Unternehmern, die in Nachfolge in ihren Betrieben sind. Wir haben Jungunternehmer-Netzwerke. Wir sind Hochschulstandort, also es ist eine Stadt für junge Menschen, die auch einen Freizeitwert bietet, Sowohl noch in der Innenstadt, als auch beim Blick in den Pfälzerwald, also ich glaube, hier lässt sich es gut leben, hier lässt sich es gut arbeiten. Und damit das so bleibt, brauchen wir eine schlagkräftige Politik und deshalb fordern wir auch alle jungen Menschen und auch alle Unternehmerinnen und Unternehmer auf, am 9. Juni wählen zu gehen.
Das Interview gibt es als Video hier zu sehen:
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