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Voller Einsatz: Gabriele Böhl mit einer ihrer Ballettgruppen im Studio. Foto: Amelie Götz

„Viel mehr als nur Tanzen“

von Thomas Müller • Titelfoto: Amelie Götz

70 Jahre Ballettstudio Böhl

Es ist eine andere Welt, in die man eintaucht, wenn man den Ballettsaal in der Arnulfstraße betritt: Spezieller Schwingboden, rundherum Handläufe aus Holz, riesige Spiegelwände. Willkommen im Ballettstudio von Gabriele Böhl!

Überall an den Wänden hängen Zeitungsberichte und Fotos von Auftritten. Stolz blättert Gabriele Böhl in einem der prall gefüllten Ordner mit Fotos, Zeichnungen und Danksagungen von ehemaligen Schülern. „Ballett ist viel mehr als nur Tanzen, es ist die Perfektion der Bewegung, die Kunst, das Publikum mit seinem Ausdruck in den Bann zu ziehen“, sagt sie. Ihre Augen glühen, wenn sie von ihrer Passion erzählt. Auch nach all den Jahrzehnten ist sie mit Feuereifer bei der Sache. Ein Leben fürs Ballett sozusagen.

Seit 1993 ist das Studio am Standort in der Arnulfstraße, immer montags und dienstags ist Böhl in Pirmasens. Denn gleichzeitig betreibt sie mit ihrem Mann auch eine Ballettschule in Kaiserslautern, wo sie aufgewachsen ist. Übernommen hat sie die Studios von ihrer Lehrerin Gisela von Stosch. Und in diesem Jahr feiert die Tanzschule auch noch ihr 70-jähriges Bestehen. Dabei entstammt Böhl gar keiner Tänzer-Familie. „Meine Eltern waren sehr kulturell sehr interessiert, getanzt habe aber nur ich“, sagt sie. Und das schon, seit sie denken kann.

Immer noch beweglich: Gabriele Böhl an der Stange. Foto: Amelie Götz
Immer noch beweglich: Gabriele Böhl an der Stange. Foto: Amelie Götz

Hunderte Jungen und Mädchen hat Böhl in den vergangenen Jahrzehnten ausgebildet. Das Klischee vom strikten und strengen Tanz ohne Entfaltungsmöglichkeiten ist aber überholt. „Ich versuche den Spaß bei der Sache zu vermitteln, aber Disziplin gehört natürlich auch dazu“, sagt sie. Beim Training muss übrigens niemand im Tutu oder in weiß antanzen. Hier kann jeder aussuchen, was ihm am besten gefällt. Wichtig sind nur die passenden Ballettschuhe.

Kinder aus sozial schwachen Familien erhalten einen Zuschuss zum Beitrag

Dem Alter sind dabei so gut wie keine Grenzen gesetzt. Ab drei Jahren kann mit dem Ballett angefangen werden. „Unsere älteste Schülerin ist schon im Rentenalter“, verrät die Tanzpädagogin. Die Choreografien für die Tänze bei Aufführungen entwirft Böhl immer noch selbst. „Da kann ich kreativ sein und bisher hat alles geklappt.“ Sogar als einmal der Wunsch nach etwas mit Pferden aufkam. Aber selbst das hat die erfahrene Lehrerin mit ihren Schülern gemeistert. Fest im Veranstaltungskalender verankert ist auch der Auftritt beim Landauer Weihnachtszirkus.

Was sie sich wünschen würde? „Ein paar mehr Jungs mit Mut zum Tanzen wären schön“, sagt Böhl. Und wer Lust bekommen hat, kann einfach mal montags oder dienstags in der Arnulfstraße vorbeischauen und sich vorher im Internet über die Trainingszeiten schlau machen. Auch Kindergeburtstage können in der Ballettschule gefeiert werden. Da gibt es dann das Komplettpaket mit Tanz und Versorgung an Essen und Trinken sowie eine Pinata zum Zerschlagen. Außerdem: Selbst Kinder, die finanziell nicht so auf Rosen gebettet sind, können Ballett lernen. Denn mit entsprechendem Nachweis gibt es sowohl vom Jobcenter als auch vom Pakt für Pirmasens einen ordentlichen Zuschuss zu den 38 Euro, die eine Mitgliedschaft im Monat kostet.