Zäune zwischen den Menschen?

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Mit Manfred Vogel

Die psst!-Kolumne zum Sonntag

Kennen Sie diese kurzen Gespräche über den Gartenzaun? Oder so ganz zufällig beim Einkaufen oder auf der Straße? Man trifft Leute, die man mehr oder weniger gut kennt und hält ein kleines Schwätzchen über alles Mögliche. Aber kennen Sie das auch: Plötzlich kommt man zu Themen, die unsere Gesellschaft zurzeit aufregen. Klimapolitik, Energiewende, Flüchtlinge, gendergerechte Sprache, die Regierung und Politik und überhaupt. Und dann kommts zum Streit. Plötzlich wächst der Gartenzaun ins Unendliche, ja eine regelrechte Mauer baut sich auf.

Gerade in Pirmasens habe ich in der letzten Zeit den Eindruck, da wachsen solche Zäune und Mauern zwischen Menschen. Quer durch die Stadt, quer durch die sozialen Schichten, zwischen Einheimischen und Zuwanderern. Auch „wir in Pirmasens“ gegen „die da draußen“, „da oben“.

Da wird nicht mehr vernünftig miteinander geredet und diskutiert, sondern geschimpft, gepöbelt, sich abgegrenzt.

Das ist sehr schade und tut uns allen nicht gut. Da fallen mir aber Worte aus dem 2. Kapitel des Epheserbriefs in der Bibel ein. Interessanterweise, nur Zufall? Es war der Predigttext am Sonntag der Wahlen:  Denn er (Christus) ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht hat und hat den Zaun abgebrochen, der dazwischen war, indem er durch sein Fleisch die Feindschaft wegnahm.

Wir werden daran erinnert, dass Jesus derjenige war, der trennende Zäune und Mauern nicht akzeptierte, sondern auf die Menschen zuging und das Gespräch suchte. Versöhnung wollte er bringen. Und weiter heißt

Und er ist gekommen und hat im Evangelium Frieden verkündigt euch, die ihr fern wart, und Frieden denen, die nahe waren.  Denn durch ihn haben wir alle beide in einem Geist den Zugang zum Vater. So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist.

Damals im Epheserbrief vor fast 2000 Jahren ging es um Streit zwischen ehemaligen Juden und Heiden, die beide Christen geworden waren, aber immer noch unterschiedliche Auffassungen hatten, welche Gebote und Regeln nun gelten sollen.

Da erinnert der Brief an das Botschaft Jesu: Frieden und Versöhnung mit Gott, aber auch untereinander. Besinnt euch doch darauf, was ihr gemeinsam habt. Darauf, was Gottes gute Botschaft für euch ist. Ihr alle dürft Teil von Gottes Gemeinschaft sein. Damit werden unterschiedliche Meinungen und die möglichen Wege zum Ziel nicht weggewischt. Aber mit welchem recht will die eine Seite sagen, meins ist richtig und ihr gehört nicht dazu, wenn ihr anders seid und lebt?  Diskussionen sind notwendig und vor allem tragfähige Lösungen. Darum geht’s: friedlich in Vielfalt miteinander zu leben und das Gute für die Gemeinschaft zu suchen, statt Zäune und Mauern aufzubauen.

Ich denke, das hat unsere Stadt bitter nötig.

Manfred Vogel

Dipl.-Sozialpädagoge (FH) mit Theologischer Zusatzausbildung und Ordination. Er arbeitet beim Gemeindepädagogischen Dienst des Prot. Kirchenbezirks Pirmasens und ist u.a. in der Altenheimseelsorge und Gemeindearbeit tätig und hält Gottesdienste. Er ist Mitglied im Kreisvorstandsmitglied bei Bündnis 90/Die Grünen sowie ehrenamtlich in verschiedenen Vereinen im sozialen und gesellschaftspolitischen Bereich aktiv.