- Newsletter
- Storys
- Story von Thomas Müller
„Landfrau sein ist mehr als Kochen und Backen“

Heike Bißbort fordert mehr Mut zur Verantwortung
„Nein, wir stehen nicht nur in der Küche, mit diesem Klischee kann ich aufräumen“, lacht Heike. Dabei sitzt sie für das Gespräch aber in ihrer Küche am Tisch, auf ihrem Bauernhof in Windsberg.
Seit 1999 ist sie selbst im Landfrauen-Verein aktiv, seit zwei Jahren führt sie als Vorsitzende den Kreisverband Südwestpfalz mit rund 30 Ortsvereinen und etwa 2200 Mitgliedern. Die Frau muss wissen, wovon sie redet: Groß geworden im familiären Bauernbetrieb, gelernte Landwirtin, Fortbildung zur Agrarfachsekretärin und auch noch Hauswirtschaftsmeisterin. „Der Ursprung der Landfrauen kommt von daher, dass überall wo bäuerliche Betriebe waren, auch wissbegierige Frauen dahinterstanden“, berichtet Bißbort. Deshalb heißt es auch heute noch Landfrauen, obwohl die Ortsvereine wie Windsberg, Gersbach oder Winzeln eigentlich auf städtischer Gemarkung liegen.
Erster Verein entstand 1898
Der erste Verein dieser Art geht sogar auf das Jahr 1898 zurück. Zwar nicht in der Pfalz, sondern im damaligen Preußen gegründet, schwappte die Bewegung aber schnell durchs Kaiserreich und die spätere Republik. „Die Frauen wollten lernen und haben sich durch die Vereine ausgetauscht“, sagt Bißbort. Das sei auch noch heute so und gerade in unserer Zeit wichtig. „Viele wissen gar nicht, dass wir vor allem politisch aktiv sind.“ So sitzen Landfrauen in vielen hohen politischen Gremien und setzen sich für die Belange von Frauen ein. Beispiele gefällig? Dass eine Mammographie für Frauen bis 75 von der Kasse bezahlt wird, ist mitunter ein Verdienst von Landfrauen.
„Wir haben aber auch schon früher für das Wahlrecht gekämpft oder dass Frauen allein Auto fahren dürfen“, weiß Bißbort. Aktuell debattiert werden Veränderungen beim Ehegattensplitting. „Bundesweit sind wir einer der größten Weiterbildungsträger für Frauen.“ Aktuelle Themen wie künstliche Intelligenz, Existenzgründung oder auch Podcasts stehen in der Themensammlung. Natürlich gibt es aber auch nach wie vor Kochkurse. „Dabei bauen wir aber auch aktuelle Trends ein und es geht weiter darum, regional und saisonal zu kochen“, sagt Bißbort. Auch Kinder sollen da ans bewusste Essen herangeführt werden. Ebenso wird nach wie vor fleißig gebastelt.

Es gibt aber auch Männer in den Landfrauenvereinen, in der Südwestpfalz sind das etwa 150. „Die heißen aber nicht Land-Männer, weil Landfrauen ein geschützter Begriff ist“, lacht Bißbort. Sie würde sich in den Vereinen vor Ort natürlich mehr Männer wünschen. Aber auch mehr engagierte Frauen. „Vielen jungen Frauen gerade um die 30 fehlt der Mut zur Verantwortung“, sagt die Landwirtin. „Ich würde mir mehr Selbstbewusstsein und Engagement wünschen.“
Dafür ist Bißbort selbst bestes Beispiel. Denn neben dem eigenen Landwirtschaftsbetrieb mit 150 Muttersauen betreibt sie seit ein paar Jahren einen Hofladen. Dort gibt es von Kartoffeln, Wein, Rapsöl oder Eiern ziemlich viele regionale Produkte. „Besonders gefragt ist aber unser Selbstbedienungsstand um die Ecke“, sagt Bißbort. Dort kommen viele Kunden, auch aus der Stadt hingefahren, um sich zu versorgen.
Drei Rezepte zum Nachkochen auf unseren Social-Media-Kanälen
Aber auch in Sachen Ausbildung ist Bißbort nach wie umtriebig. Gerade hat eine junge Frau aus Uganda ihre Lehre zur Hauwirtschafterin bei der 58-Jährigen begonnen. Außerdem ist sie ständig unterwegs und hält Vorträge.
Ihr Amt bei den Landfrauen möchte Bißbort noch ein paar Jahre machen. „Mit 65 wird aber Schluss sein, dann muss die jüngere Garde ran“, lacht Bißbort. Ein bisschen Zeit, um die heranzuführen bleibt ja also noch.
Und damit auch unsere Leser in den Genuss von Landfrauen-Küche kommen, um beim Klischee zu bleiben, hat uns Heike Bißbort drei Rezepte zum Nachkochen mitgegeben. Diese könnt ihr bequem auf unserer Instagram– oder Facebookseite lesen.
Viel Spaß beim Nachkochen und lasst uns wissen, ob es geschmeckt hat!
Du willst mehr News aus Pirmasens? Abonniere jetzt kostenlos den Newsletter und erhalte die neusten Nachrichten aus der Stadt bequem ins Mail-Postfach. Einfach hier klicken: