Nähmaschinen und Fahrräder für Burkina-Faso

Anna Kuhn mit dem Flyer ihres Vereins Meleke Balu. Foto: Müller
Mit Thomas Müller

Bei Anna Kuhn schlagen zwei Herzen in der Brust

„Es geht einfach darum, den Kindern eine Zukunft zu geben“, sagt Anna Kuhn. Sie strahlt dabei, überhaupt hat man das Gefühl, von ihrer Lebensfreude angesteckt zu werden. Doch ihr Anliegen mit dem Verein „Meleke Balu“ ist Ernst und ihre Geschichte dahinter hat Respekt verdient.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich mal hier leben würde“, sagt die Frau, die in Bodo-Dioulasso in Burkina-Faso geboren wurde. Dort und im Nachbarland Elfenbeinküste hat sie als Kinderkrankenschwester gearbeitet. Anders als viele ihrer Altersgenossen hat sie eine Ausbildung gemacht. Ihre Eltern waren Ärzte. Doch die Armut in ihrem Heimatland ist immer noch groß. „Besonders die Kinder leiden darunter, hier wollen wir ansetzen“, berichtet Anna.

Anna mit glücklichen Kindern in Afrika. Foto: privat
Anna mit glücklichen Kindern in Afrika. Foto: privat

Sie selbst kam eher durch Zufall vor über 20 Jahren nach Deutschland. „Ich wollte einfach mal Europa besuchen, Eindrücke sammeln und wieder zurückkehren“, sagt sie. Doch das Schicksal meinte es anders mit ihr. Beim Besuch einer Freundin, die in Saarbrücken studierte, lernte sie ihren Ehemann kennen. Dann ging alles ganz schnell, Hochzeit, Sprachkurse, Job. „Ich dachte immer, die Leute hier hätten Vorurteile gegen Afrikaner, aber das habe ich nicht gespürt“, sagt Anna. Innerhalb von nur sechs Monaten hat sie sogar den Führerschein gemacht. Gearbeitet hat sie lange im Altenheim, war dort sehr beliebt. „Die alten Damen haben immer nach der Frau aus Afrika gefragt, das hat mich sehr geehrt“, erinnert sich Anna.

Rolf Tilly hilft Anna dabei Fahrräder für die Kinder in Afrika zu sammeln. Foto: privat
Rolf Tilly hilft Anna dabei Fahrräder für die Kinder in Afrika zu sammeln. Foto: privat

Aber irgendwie schlug auch hier wieder das Schicksal zu: Die Ehe ging in die Brüche, sie wurde krank, konnte nicht mehr arbeiten. Wegen einer Rückenmarksentzündung saß sie zeitweise sogar im Rollstuhl. Aber die lebensfrohe Frau hat sich wieder zurück gekämpft ins Leben. Und ihr Engagement hat darunter nicht gelitten. Sie gründete den Verein „Meleke Balu“, um benachteiligten Kindern in ihrer afrikanischen Heimat die Chance auf ein besseres Leben und eine Ausbildung zu bieten. „Meleke“ bedeutet Geist/Engel, „Balu“ steht für Leben. Rund 40 Mitglieder hat der Verein mittlerweile.

Seit fast zwei Jahren lebt Anna Kuhn nun in Pirmasens, hat auch hier schnell Anschluss und Mitstreiter gefunden. Unter anderem psst! Pirmasenser Storys-Kolumnist Rolf Tilly. Momentan wird in Burkina Faso gerade ein neues Vereinsheim gebaut, dass gleichzeitig Ausbildungszentrum wird. „Wir sammeln hier Nähmaschinen und jeder, der eine Ausbildung erfolgreich absolviert, bekommt die dann geschenkt“, sagt Anna. Und einen weiteren Anreiz hat sie für die Kinder: Jeder, der besonders fleißig ist, bekommt ein Fahrrad. Auch die werden in Deutschland gesammelt. Ist genug Material zusammen, wird ein Lkw-Auflieger gekauft und alles nach Afrika verschifft.

In Burkina Faso soll durch den Verein Melek Balu ein neues Ausbildungszentrum entstehen. Foto: privat
In Burkina Faso soll durch den Verein Melek Balu ein neues Ausbildungszentrum entstehen. Foto: privat

Neben materiellen Spenden kann man auch Schul-Patenschaften für Kinder übernehmen. Die kostet pro Jahr 120 Euro. Will man Vereinsmitglied werden, kostet das drei Euro monatlich. „In Burkina-Faso gibt es noch keine Schulpflicht, so können wir den Kindern am besten mit Bildung helfen“, sagt Anna. Zwei Mal im Jahr reist sie in ihre Heimat. Dort arbeitet sie mit dem gemeinnützigen Verein ASVE-BF zusammen. Im neuen Vereinsheim soll den Kindern auch warmes Essen geboten werden, außerdem lernen die Kleinen dort Lesen und Schreiben.

Doch wo fühlt sich Anna nun mehr zuhause? In Afrika oder Deutschland? „Ich muss ehrlich sagen, es schlagen mittlerweile zwei Herzen in meiner Brust!“, lacht sie. Die deutsche Staatsbürgerschaft hat sie nämlich auch. Wer den Verein materiell oder finanziell unterstützen will, findet alle Infos im Internet unter www.melekebalu.com.