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- Story von Thomas Müller
Pirmasenser lieben ihr Plub
Zu Besuch in der Abkühl-Oase
Es riecht nach Sommer, Wasser, Spaß und Freiheit: Schon wenn man die Stufen des Plub in der Lemberger Straße hoch steigt, stellen sich für die meisten Pirmasenser viele Kindheitserinnerungen ein. Meist verbunden mit ihren ersten „Schritten“ im kühlen Nass.
Freundlich lacht Marion Burkhardt-Treptow an der Kasse. Seit acht Jahren macht sie das. „Es kommen viele Stammgäste, aber auch viele von weiter her, sei es dem Saarland oder Frankreich“, sagt die Pirmasenserin. Dabei sind ihr die Vorteile „ihres“ Bades durchaus bewusst: „Es ist günstig, einfach schön. Woanders muss man heutzutage auch schon für Duschen oder bezahlen, das ist bei uns nicht so.“ Draußen sind es schon 26 Grad, immer wieder kassiert sie Badegäste ab und wünscht viel Vergnügen. Ob die Leute das auch haben, das wollen wir wissen.
Durch die Umkleiden geht es nach draußen. Durchschreitet man die Tür und steht auf den Treppen herrscht sofort Urlaubs-Feeling. Vor einem das große Becken mit den beiden Sprungtürmen von denen Kinder ins Wasser hüpfen, auf der Liegewiese tummeln sich Badegäste, die nach einem geeigneten Platz suchen.
Den haben Natascha Korn und Freundin Sabrina Gablitzka mit den Kindern schon gefunden. Direkt hinter dem Häuschen vom Kinderbecken. Handtücher sind ausgebreitet, Pop-Up-Zelte aufgebaut. „Es ist angerichtet“, lacht Natascha, Mutter von sechs Kindern. „Wir sind bestimmt schon das zehnte Mal in den Ferien hier“, sagt sie und schiebt hinterher: „Was willst du bei dem tollen Wetter auch anderes mit den Kindern machen?“ Urlaub sei auf der einen Seite zu teuer, andererseits kann man es sich auch direkt vor der Haustür schön machen. „Wir lieben es hier, es wird für einen kleinen Preis viel geboten und wir fühlen uns sicher“, sagt Freundin Sabrina, die an ihrem freien Tag ihren Neffen mitgebracht hat. Das Plub biete alles, was es für einen schönen, entspannten Urlaubstag brauche. „Auch das Essen und das Eis am Imbiss sind super.“ Vorher geht es allerdings erstmal eine Rund ins Wasser, natürlich mit allerlei Spielmaterial und Luftmatratze.
Dort zieht im abgetrennten Schwimmbereich Ulrike Dillmann ihre Bahnen. „Ich bin Stammkundin, bin meistens zwei bis drei Mal in der Woche hier“, sagt die 62-Jährige. Für sie ist das Plub der perfekte Ort, um sich sportlich zu betätigen, aber auch abzuschalten. „Ich mache hier auch Aquajogging, da sind aber gerade Ferien“, erzählt sie. Das helfe gut gegen die Arthrose. Heute hat sie Sohn Dominik dabei, der Urlaub hat. „Es ist der ideale Ort um abzutauchen und das für unschlagbare drei Euro Eintritt“, sagt der 33-Jährige. Er sei gerne im Plub, das ist schon seit seiner Kindheit so. Besonderer Vorteil, sagt die in Höheischweiler lebende Familie sei, dass man quasi so ein Paradies direkt vor der Haustür habe.
Noch sportlicher geht es eine Bahn daneben zu. BWL-Student Tim Bernhardt spult routiniert sein Training ab. „Ich bin eigentich fünf Mal die Woche im Schwimmbad, oft auch hier im Plub“, sagt der begeisterte Triathlet. Drei bis vier Kilometer schwimmt der 21-Jährige dabei pro Einheit. „Ich wechsle natürlich auch mal ab und fahre zum Beispiel nach Contwig, aber hier hat man das Becken quasi vor der Haustür“, sagt der Winzler. An seinem Studienort Köln wäre der Eintritt fürs Freibad auch mehr als doppelt so teuer. In manchen Bäder zahlt man für drei Stunden schon sechs Euro. Dann setzt er die Schwimmbrille wieder auf und taucht ab.
Währenddessen beobachten Kai und Sandra das Treiben im Wasser vom Beckenrand aus. Der Fachangestellte für Bäderbetriebe und die Rettungsschwimmerin haben eine relativ ruhige Schicht. „Für den Vormittag ist es überschaubar, der Ansturm kommt wohl erst gegen Mittag“, sagt Kai, der gerade noch einen Wespenstich bei einem Kind verarztet hat. Auch das gehört zu den Aufgaben der Aufsicht. Neben Kontrolle des Wasser oder der Reinigung. „Viele wissen gar nicht, dass wir auch vor und nach dem Badebetrieb hier alles sauber machen“, sagt Sandra. Langweilig wird es den beiden jedenfalls nicht. „Jeder Tag ist anders, das ist ja das Spannende“, berichtet Kai. Auch Streit schlichten unter den Badegästen gehört dazu. „Das ist meistens aber schnell geklärt“, betonen beide.
Aufgeregt hat sich derweil Colette. „Der Kampf um die Liegen ist manchmal echt hart“, sagt sie. Gerade hatte sie einen Disput mit einer Familie, die eine der weißen Liegen nicht markiert hatte. „Unmöglich, so etwas, da kommt man sich ja vor wie am Pool auf Mallorca“, schimpft Colette. Ansonsten sei sie sehr gerne im Plub, meint die Verkäuferin.
Genauso wie Mama Alessia und der erst neun Monate alte Sohnemann Emilian (Titelfoto). Die haben es sich am Kinderbecken gemütlich gemacht. „Wir kommen oft her, es ist mit das einzige Bad in der Region mit so einem tollen Kinderbereich, der auch noch mit einem Sonnensegel überspannt ist“, sagt Alessia. Auch ihrem älteren Sohn Lionel, der acht Jahre alt ist, gefalle es gut. „Das Personal kümmert sich gut und ist immer da, wenn etwas passiert“, sagt die zweifache Mutter.
Und das war das Stichwort, denn gerade ist einem der kleinen Badegäste ein Malheur passiert. Aber fachmännisch sind Aufpasser Kai und Kollege Maurice zur Stelle und beseitigen, was nicht ins Becken gehört. „Solange es nur das ist, ist alles in Ordnung“, lacht Kai und packt die Pumpe wieder zurück in den Geräteraum. Nach einer knappen halben Stunde ist alles wieder sauber und Planschen angesagt.
Von alldem haben Sascha Krauch und Tochter Ella nichts mitbekommen. Die sind gerade mit vollgepacktem Bollerwagen im Freibad angekommen, um sich einen schönen Nachmittag zu machen. „Ich bin ehrlich gesagt das erste Mal dieses Jahr hier, aber ist ein Stück Kindheitserinnerung“, sagt Sascha. Währenddessen zupft die fünfjährige Ella, ausgestattet mit Schwimmring, schon an Papas Badehose. Sie kann es kaum erwarten, ins Wasser und auf die Rutsche zu kommen. „Ich war gestern mit Opa und Oma schon hier, 20-mal bin ich bestimmt gerutscht“, erzählt sie stolz. Da hat der Papa wohl noch einen anstrengenden Nachmittag vor sich.
Übrigens war es ein langer Weg, bis es zum Plub in seiner heutigen Form kam. Schon um 1900 gab es die Forderung zur Errichtung einer Badeanstalt, die aber vom Rat abgelehnt wurde. Immer wieder ins Stocken gerat der Bau vor, während und nach des Ersten Weltkrieges. Schließlich wurde am 1. Juli 1934 das Freibad und im Dezember das Hallenbad eröffnet. 2005 wurde das Freibad und in 2010 das Hallenbad auf den derzeitigen Zustand saniert.
Doch egal, wen man an diesem Tag befragt hat, die Pirmasenser scheinen ihr Plub zu lieben.