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Kita Titelbild

70 Jahre Lutherkita – Ein Ort voller Leben, Vielfalt und Vertrauen

von Julia Schepp

„Im Kindergarten, da fangen alle mal als kleine Leute an und wenn sie groß sind, fragen sie sich irgendwann, wie nur die Zeit so schnell vergehen kann.“ – Mit diesem fröhlichen Lied eröffneten die Kinder der Lutherkita am vergangenen Samstag das große Fest zum 70-jährigen Jubiläum ihrer Einrichtung. Und tatsächlich beginnt für viele hier der erste große Abschnitt im Leben außerhalb der Familie. Was 1955 ganz klein im unteren Stockwerk des Pfarrhauses der Lutherkirche begann, hat sich in sieben Jahrzehnten zu einer modernen, lebendigen und vielfach ausgezeichneten Kindertagesstätte mitten im Herzen von Pirmasens entwickelt.

„70 Jahre, das sind 7 Jahrzehnte voller Kinderlachen, bunter Bilder, unzähliger kleiner Geschichten, vollgepackt mit ersten Schritten auf dem Weg ins Leben“, wird nach Beendigung es Liedes betont. Die große Geburtstagsfeier wurde im Hof der Kita gefeiert – liebevoll geschmückt, mit gedeckten Tischen inklusive Kaffee und Kuchen. Kinder, Eltern, ehemalige Mitarbeitende, Ehrengäste aus Kirche, Stadt und Diakonie – sie alle kamen zusammen, um diesen besonderen Tag zu würdigen.

Kaffee und Kuchen stehen bereit für die Gäste. Foto: Schepp

Ein bewegter Weg seit 1955

Die Geschichte der Lutherkita ist auch eine Geschichte des Wandels. 1955 startete sie mit einer einzigen Gruppe. In den 1970er-Jahren wuchs sie auf drei Gruppen mit 75 Kindern. Mit baulichen Veränderungen, der Aufnahme von Zweijährigen, der Umstrukturierung zur Sprach-Kita 2017 und den Erweiterungen 2018 und 2019 entwickelte sich die Einrichtung stetig weiter. Heute betreut sie 115 Kinder aus 17 Nationen in fünf Gruppen. Bis zu 60 Plätze stehen dabei ganztägig zur Verfügung.

„Wahrscheinlich ist hier seit 2009 so viel passiert wie in den 50 Jahren davor“, stellte Oberbürgermeister Markus Zwick anerkennend fest. In seiner Rede lobte er die enorme Entwicklung der Einrichtung in pädagogischer wie auch räumlicher Hinsicht. Auch die enge Verbindung zwischen Kirche und Kita sei beispielhaft für das Miteinander in Pirmasens. Gemeinsam mit den Kindern stimmte er in ein fröhliches „Danke!“ an das gesamte Team ein.

Ein Ort gelebter Vielfalt

Besonders im Mittelpunkt des Festes stand das soziale und kulturelle Profil der Kita. Seit 2015 ist die Lutherkita offiziell als Einrichtung im „sozialen Brennpunkt“ anerkannt. Viele der betreuten Kinder wachsen in Familien mit Migrationshintergrund oder unter herausfordernden sozialen Bedingungen auf. „Hier ist es uns wichtig, einen Ort zu schaffen, an dem alle Kinder gesehen, gefördert und gestärkt werden – unabhängig von Herkunft, Religion oder Sprache“, sagte Franziska Ertel.

Die Einrichtung versteht sich als Ort gelebter Vielfalt und Bildungsgerechtigkeit. Als Sprach-Kita nimmt sie an einem Bundesprogramm teil, das die alltagsintegrierte Sprachbildung fördert. Zudem absolvieren die Mitarbeitenden derzeit eine zweijährige Fortbildung im Rahmen des Projekts „Religionen. Werte. Bildung.“ der pfälzischen Landeskirche, das interreligiöse Kompetenz und eine professionelle Haltung stärken soll.

„Hier wird nicht sortiert, sondern verbunden“

Pfarrer Albrecht Bähr vom Diakonischen Werk überbrachte nicht nur herzliche Glückwünsche, sondern auch eine Botschaft, die das Selbstverständnis der Kita treffend zusammenfasst: „Bei uns gibt es kein First. Bei uns gibt es nur ein Zusammen und ein Miteinander.“ Er hatte für jedes Kind Buntstifte und bunte Luftballons im Gepäck – Symbol für die Vielfalt und Kreativität, die in der Lutherkita tagtäglich gelebt wird.

Auch Dekan Ralph Krieger fand in seiner Festrede warme und zugleich nachdenkliche Worte: „Ihr seid 70 geworden. Man sieht Euch gar nicht an“, scherzte er zunächst, stellte dann aber klar: „Diese Geburtstagsfeier ist für mich eine Hoffnungsfeier. Ein Fest für das Vertrauen, das hier über Generationen weitergegeben wird.“ Die Lutherkita sei nicht nur ein Ort der Betreuung, sondern auch ein Ort von Bindung, Bildung und gelebtem Glauben – ein Ort, an dem Werte wie Respekt, Toleranz und Mitmenschlichkeit ganz selbstverständlich sind.

Kinderkunst in der Lutherkirche

Bereits kurze Zeit vor dem Jubiläum wurde in der benachbarten Lutherkirche eine besondere Kunstausstellung eröffnet: Unter Anleitung von Erzieherin und Künstlerin Anna Hochhalter hatten die Kita-Kinder seit Januar in einem Projekt ihre Sicht auf die Welt gestaltet. Mit Stiften, Farben, Ton und Papier entstanden Werke voller Ausdruckskraft – von Kreiszeichnungen über Figuren bis hin zu dreidimensionalen Objekten.

Die Austellung in der Lutherkirche kann weiterhin angeschaut werden. Foto: Schepp

„Die Kinder konnten frei gestalten, haben unterschiedliche Techniken ausprobiert, Geduld und Ausdauer geübt“, so Hochhalter. Wichtig sei es, den Werken Wertschätzung entgegenzubringen – „auch wenn sie aus Erwachsenensicht manchmal nur Gekritzel sind“. Die Ausstellung in der Kirche würdigt die Kreativität der Kinder in besonderem Rahmen – und macht sichtbar, was im Alltag oft übersehen wird: die große innere Welt der Kleinsten.

Anna Hochhalter inmitten der Ausstellung. Foto: Schepp

Zukunft mit Herz und Haltung

Ein Jahr nach ihrem Amtsantritt zieht Kita-Leiterin Franziska Ertel eine positive Bilanz: „Wir sind fast vollständig besetzt, haben das Team weiterentwickelt und viele neue Ideen eingebracht.“ Gleichzeitig bleibe die Herausforderung bestehen, den Kindern im Alltag gerecht zu werden – nicht nur organisatorisch, sondern auch menschlich. „Jedes Kind hat seine eigene Geschichte. Unser Anspruch ist es, jedem einzelnen Raum zu geben.“

Und so war das 70-jährige Jubiläum nicht nur eine Feier der Vergangenheit, sondern auch ein klares Bekenntnis zur Zukunft. Die Lutherkita bleibt ein Ort, an dem Kinder aller Hintergründe willkommen sind. Ein Ort, der sich wandelt – aber immer seinen Kern behält: Geborgenheit, Bildung, Gemeinschaft.


Titelbild von rechts nach links: Pfarrer Albrecht Bähr (Chef des Diakonischen Werkes), Oberbürgermeister Markus Zwick, Gustav Rothhaar (Leiter Amt für Jugend und Soziales), Franziska Ertel (Kita-Leiterin), Ralph Krieger (Dekan des Protestantischen Kirchenbezirks Pirmasens und Pfarrer), Sabrina Huber (Geschäftsführerin der protestantischen Gesamtkirchengemeinde)


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