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Kinobetreiber Groß mit einem Filmposter

Die Magie des Lichtspiels

von Oliver Siebisch • Titelfoto: Oliver Siebisch

Andreas Groß führt durch das Walhalla-Kinocenter

Begeisterung für Kino und Film malte sich unübersehbar im Gesicht des Walhalla-Chefs Andreas Groß. Am Mittwochabend gewährte er in seinem bereits 1913 eröffneten Lichtspielhaus einen Blick hinter die Kulissen. Anlass war eine Veranstaltung zur Zukunft des Kinos in Zusammenarbeit mit dem Verein „Zukunftsregion Westpfalz“.

Der Walhalla-Chef führte die Teilnehmer durch die Säle seines Hauses und in einen Vorführraum. Weiter ging es in geschichtsträchtige Ecken. Auch blieb er vor historischen Aufnahmen des Hauses stehen und erläuterte sie. Groß bereitet, wie er sagte, das Popcorn sogar selbst zu. Seine Aufgaben bedeuten für ihn „Doppelvollzeit“. Die Freude am Kino findet für ihn ihre Bestätigung durch erheblichen Besucherzuspruch, wie zuletzt bei der Vorführung des Spurlos-Films mit über 1.000 Besuchern. „Ich liebe es“, erklärte er.

Andreas Groß erläutert historische Fotografien des Walhalla
Andreas Groß erzählt von der Geschichte seines Hauses. Foto: Siebisch

Die digitale Filmprojektion in sämtlichen Sälen wird laut Groß aus einem zentralen Vorführraum gesteuert. Filmstreifen gehörten eben der Vergangenheit an, die Filme würden inzwischen als Festplatte geliefert oder seien für das Kino als Download verfügbar. Sodann gab er Programmhinweise und formulierte als Anliegen einen respektvollen Umgang der Zuschauer mit Personal wie Einrichtung. Groß zitierte auch den Walhalla-Gründer: „Eine bewegende, aufwühlende Zeit liegt hinter uns. Wie im Wirtschaftsleben und der Politik haben sich auch im Filmleben große Umwälzungen abgespielt.“ Diese damals sehr zeitgeistigen Worte könnten fast auf die Jetztzeit gemünzt sein. Nach allen Erschütterungen des Gewerbes sei für ihn klar: „Alles, was jetzt noch kommt, schaffen wir auch.“

Andreas Groß hält einen alten Filmstreifen
Der Walhalla-Chef hält eine alte Kopie der „Schlümpfe“ in seinen Händen. Foto: Siebisch

Vor die Gästeschar war zuvor im größten Saal des Hauses die eigens aus Berlin angereiste Vorstandsvorsitzende des HDF Kino e.V., Christine Berg, getreten. Sie repräsentiert den seit 75 Jahren bestehenden, größten Kinoverband Deutschlands mit rund 600 Mitgliedsunternehmen und über 3.000 Leinwänden an 800 Standorten.

In einem Impulsreferat skizzierte Berg in eindrucksvoller Weise die Gegenwart und Zukunft des Lichtspiels in Deutschland. „Jeden, den wir für Kino begeistern können, begeistern wir gerne“, sagte die HDF-Präsidentin, und ergänzte, dass Deutschland das einzige Land der Welt sei, in dem neben großen Ketten auch Mittelständler und Familienunternehmen – wie eben in Pirmasens – ihren festen Platz hätten. „Wir können alle zuhause tolle Fernseher und Sofas haben, doch im Kino kann man eines nicht tun, nämlich abschalten“, so Berg. Das erzeuge mitunter einzigartige Erfahrungen, weil man häufig erst am Ende eines betrachteten Streifens dessen brillante Qualität ermessen kann.

Andreas Groß mit Christine Berg
Der Kinobetreiber mit Referentin Christine Berg. Foto: Siebisch

„Wir wollen Leute in andere Welten führen“, erklärte sie. Davon, dass dies gelinge, zeugten jährlich in Deutschland 110 Millionen verkaufte Karten. Kinobesitzer hätten oftmals „eine ganz hohe Leidenschaft“ und seien „für Menschen“ da. Momentan hakt es, so Berg, für die Branche an streikbedingt noch nicht anlaufenden amerikanischen Blockbustern – und an einer für die Kinos gestiegenen Abgabe an die Filmförderanstalt, erhöhten Forderungen der GEMA sowie hohen Energiekosten. Negativ wirke sich auf die gelegentlich schmale Gewinnspanne im Gewerbe auch die Anhebung des Mindestlohns aus. Neue Entwicklungen, skizzierte die HDF-Präsidentin, führten zum Kreieren von Events. Das niedrigschwellige Kulturangebot biete dabei unverändert „Geschichten, die uns unglaublich berühren können.“ Abschließend sprach Berg über die hohe Relevanz einer Vernetzung der Kinos „innerhalb der Gemeinde, der Stadt.“

Andreas Groß deutet auf ein Filmposter
Winkel im Kino offenbaren Unerwartetes. Foto: Siebisch

Kinobetreiber Groß wird sich all diesen Herausforderungen stellen. Dass die Gäste es ihm danken werden, steht außer Frage. Wortmeldungen aus dem Publikum unterstrichen immer wieder die Bedeutung des Kinos und die Liebe der Pirmasenser zu ihrem Walhalla. Angemessen klang der Abend aus: bei Getränk und Popcorn.


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