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Hohe Hürde für ungeschlagenen FK Pirmasens
von Philipp SemmlerSieben Spiele ohne Niederlage: Die Oberliga-Fußballer des FK Pirmasens sind glänzend ins neue Jahr gestartet. Vor dem Heimspiel gegen Regionalliga-Absteiger FC Rot-Weiß Koblenz ist der FKP Tabellen-Zweiter. Der Traum vom Aufstieg in die Regionalliga lebt damit beim Traditionsclub weiter.
Kehrt der FK Pirmasens nach zwei Jahren Abstinenz in die Fußball-Regionalliga zurück? Nach einer guten Serie seit dem Jahreswechsel lebt beim Traditionsclub der Traum vom Aufstieg wieder. Das Team von Trainer Martin Gries gewann seine sechs Begegnungen nach der Winterpause, ehe sich das Team am vergangenen Samstag mit einem 2:2-Unentschieden beim SV Alemannia Waldalgesheim begnügen musste.
Die Blau-Weißen, die zur Winterpause noch Vierter waren, sind dadurch auf Rang zwei vorgerückt. Der berechtigt am Saisonende zur Teilnahme an Aufstiegsspielen zur Regionalliga. „Wir hatten eine gute Vorbereitung im Winter“, berichtet Trainer Martin Gries.
„Dort haben wir die Dinge, die in der ersten Saisonhälfte nicht so gut waren, aufgearbeitet“, ergänzt der Übungsleiter. Vor allem wurde am Defensivverhalten gefeilt. „Das Spiel gegen den Ball war ein zentraler Punkt“, verrät Gries. „Vor der Winterpause mussten wir ja gefühlt in jedem Spiel drei Tore schießen, um zu gewinnen.“
FK Pirmasens ist stabiler in der Defensive
Dass diese „Aufarbeitung“ erfolgreich verlief, verrät der Blick auf die jüngsten Ergebnisse: In fünf seiner sieben Begegnungen nach dem Jahreswechsel kassierte „die Klub“, wie der Verein auch genannt wird, kein Gegentor.
Angesichts dieser Bilanz kann Gries es auch einigermaßen verschmerzen, dass es am vergangenen Samstag in Waldalgesheim erstmals seit längerem wieder zwei Gegentreffer wurden – und es so nur zu einem Punkt reichte.
„Waldalgesheim ist seit acht Spielen ungeschlagen und hat unter anderem Spitzenreiter Trier geschlagen. Wir haben dort leider in zwei Situationen schlecht verteidigt und es nach unserer 1:0-Führung verpasst, das 2:0 nachzulegen. Ansonsten hätten wir das Spiel gewonnen“, analysiert Gries.
Heimspiel gegen Regionalliga-Absteiger
An diesem Samstag empfängt Pirmasens nun um 14 Uhr den FC Rot-Weiß Koblenz zum Top-Duell. Der Tabellen-Sechste vom Deutschen Eck wollte eigentlich auch ein Wörtchen im Kampf um Platz zwei mitreden, hat aber durch vier Niederlagen in Serie im März den Kontakt zum Relegationsplatz verloren. Die Rot-Weißen liegen mittlerweile elf Zähler hinter dem FKP. Trotzdem erwartet Gries eine schwere Aufgabe. „Koblenz ist ein Regionalliga-Absteiger mit einer talentierten Mannschaft“, erläutert der 39-Jährige.
FKP-Neuzugang Jänicke schlägt super ein
Gegen die Rot-Weißen hofft Pirmasens auch auf weitere Treffer von Winter-Neuzugang Tobias Jänicke. Der 35-Jährige Mittelfeldspieler, der bis Ende der vergangenen Spielzeit mehrere Jahre Stammspieler bei Drittligist 1. FC Saarbrücken war, hat bislang schon fünf Mal für seinen neuen Verein getroffen.
Zudem hat Jänicke zwei Tore vorbereitet. Aber nicht nur wegen dessen guten Bilanz vor dem gegnerischen Tor ist Gries von Jänicke begeistert. „Tobias weiß ganz genau, zu welcher Zeit er welchen Ball spielen muss. Das hilft den Jungs natürlich.“
Jänicke bestritt im Laufe seiner Karriere insgesamt 80 Zweitliga-Partien für Hansa Rostock und Dynamo Dresden sowie satte 271 Drittliga-Partien für Rostock, den SV Wehen Wiesbaden und Saarbrücken. Auch ein U20-Länderspiel für Deutschland hat der 35-Jährige, der beim FKP einen Vertrag bis Saisonende unterschrieben hat, in seiner Vita stehen.
Eintracht Trier wird wohl Oberliga-Meister
Der erfahrene Profi soll nun mithelfen, dass Pirmasens über einen kleinen „Umweg“ den Aufstieg schafft. Der direkte Aufstieg als Meister der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar wird dem FK Pirmasens mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr gelingen.
Spitzenreiter Eintracht Trier liegt nämlich acht Spieltage vor dem Rundenende satte 23 Zähler vor dem FKP. Schon an diesem Freitag können die Moselaner mit einem Sieg im Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern II den Titelgewinn perfekt machen.
Aufstiegsrunde der Zweiten zur Regionalliga
Aber auch Rang zwei am Saisonende würde Pirmasens die Chance auf einen Aufstieg bieten. Denn der Vizemeister der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar bestreitet eine Aufstiegsrunde gegen die Vizemeister der Hessenliga und der Oberliga Baden-Württemberg um einen zusätzlichen Platz in der Regionalliga Südwest.
Um am Ende auf Platz zwei zu landen, muss der FKP aber weiter in der Erfolgsspur bleiben. Denn die Verfolger sitzen dem Traditionsclub dicht im Nacken. Der Tabellen-Dritte SV Gonsenheim hat nur einen Zähler weniger als das Gries-Team. Wormatia Worms auf Rang vier liegt drei Punkte hinter den Blau-Weißen.
Auch der Tabellen-Fünfte, der SV Auersmacher ist mit vier Zählern weniger noch in Schlagdistanz. Die Saarländer kündigten allerdings vor wenigen Wochen in der Saarbrücker Zeitung an, dass die nicht für die Regionalliga melden wollen. Worms ist übrigens am 4. Mai noch in Pirmasens zu Gast, eine Woche danach reist der FKP zum designierten Meister aus Trier.
Saisonfinale erst Anfang Juni
Das letzte Ligaspiel bestreitet Pirmasens am 2. Juni beim FV Dudenhofen. Spätestens danach wird feststehen, ob „die Klub“ die Aufstiegsrunde, die dann unmittelbar im Anschluss stattfindet (genaue Termine) noch offen, erreicht.
Noch nicht absehbar ist, wer dort die Gegner des Vertreters aus der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar sein werden. In der Oberliga Baden-Württemberg liegt der FC Villingen mit 51 Punkten an der Tabellen-Spitze. Mit je einem Punkt Rückstand folgen die SG Sonnenhof Großaspach und der 1. Göppinger SV. Auch der 1. CFR Pforzheim ist als Vierter mit 48 Punkten noch dick im Geschäft.
In der Hessenliga stehen Türk Gücü Friedberg und der KSV Baunatal punkgleich an der Spitze. Dicht dahinter folgt der FC Gießen mit einem Zähler weniger. Bayern Alzenau liegt als Vierter vier Punkte hinter dem Führungs-Duo.
Daniel Paulus beerbt Gries als Trainer des FK Pirmasens
Sollte Pirmasens die Aufstiegsrunde erreichen, hätte Trainer Gries die große Chance, sich mit einem Aufstieg von den Blau-Weißen zu verabschieden. Denn bereits Mitte Januar gab der Verein bekannt, dass der 39-Jährige auf eigenem Wunsch nach dieser Spielzeit aus dem Amt ausscheidet.
„Bis dahin liegt mein voller Fokus auf dem FKP“, erläutert Gries. „Wie es für mich persönlich danach weitergeht, ist aktuell noch komplett offen“, verrät der 39-Jährige. Möglich ist dabei, dass Gries eine Herausforderung bei einem neuen Club sucht – oder dass er sich zu einer Pause entscheidet.
Zeitgleich mit der Verkündung der Entscheidung von Gries, stellte die Vereinsführung auch bereits dessen Nachfolger vor. Dabei handelt es sich um den 44-jährigen Daniel Paulus. Der A-Lizenz-Inhaber, der einen Vertrag bis Sommer 2026 unterschrieb, hat eine FKP-Vergangenheit als Spieler und war zuletzt bis zum Ende der zurückliegenden Spielzeit Trainer der U17 des 1. FC Nürnberg in der B-Junioren-Bundesliga.
Während der Cheftrainer ein Neuer wird, gibt es bei weiteren Positionen im Übungsleiter-Team Kontinuität. Co-Trainer Haben Burkart hat seinen Vertrag auf der Husterhöhe für die Spielzeit 2024/25 ebenso verlängert wie Torwart-Trainer Thorsten Hodel und der Spielertrainer der U23, Christopher Ludy.
Erste Neuzugänge stehen beim FKP fest
Schon seit 1. Februar kümmert sich der künftige Trainer Paulus um die Kaderplanung für die kommende Runde. Drei Neuzugänge stehen dabei bereits fest. Der 21-jährige Abwehrspieler Corvin Ayers kommt aus der U23 des FC Homburg, die in der sechstklassigen Saarlandliga spielt.
Ebenfalls von einem saarländischen Club, nämlich Borussia Neunkirchen (ebenfalls Saarlandliga), wechselt der 25-jährige Michael Müller im Sommer in die Pfalz. Müller kann als Innenverteidiger oder als „Sechser“ eingesetzt werden.
Der dritte feststehende Neuzugang ist ein alter Bekannter: Der aus Trulben stammende Mike Andreas spielte bereits bis 2014 in der Jugend der FKP. Der 27-jährige Mittelfeldspieler stand bis Ende 2023 für den luxemburgischen Erstligisten FC UNA Strassen auf dem Feld, derzeit ist er vereinslos.
Zwei schwerwiegende Abgänge im Sommer
Den Zugängen stehen allerdings auch zwei schwerwiegende Abgänge gegenüber. Mittelfeldspieler Daniel Bohl ist berufsbedingt nach Mainz umgezogen – und hat sich deshalb entschieden den Verein nach dieser Spielzeit zu verlassen. Für welchen Club der 29-Jährige künftig aufläuft, steht noch nicht fest.
Auch Kapitän David Becker hat sich entschieden, seinen Vertrag auf der Husterhöhe nach elf Jahren bei den Blau-Weißen und über 300 Pflichtspielen für den Club nicht zu verlängern. „Wir als Verein und ich auch ganz persönlich sind mit David in den vielen Jahren durch dick und dünn gegangen, durch gute Zeiten mit Erfolgen und schlechte Zeiten. Gewissermaßen endet im Sommer eine Ära“, wird FKP-Präsident Jürgen Kölsch hierzu zitiert. „David ist ein Vorbild auf und neben dem Platz, er hat unseren Verein geprägt und trägt den FKP im Herzen.“
Die größten Erfolge des FK Pirmasens
Seine erfolgreichste Zeit hatte der FK Pirmasens in der „Wirtschaftswunder-Zeit.“ In den Jahren 1958 bis 1960 wurde der FKP Meister in der damals erstklassigen Oberliga Südwest – und nahm jeweils an der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft teil.
Dort spielten die Pfälzer unter anderem gegen den 1. FC Köln, Werder Bremen oder den Hamburger SV. In der „Ewigen Tabelle“ der Oberliga Südwest (als diese Liga von 1945 bis 1963 erstklassig war), belegt Pirmasens Rang zwei hinter dem 1. FC Kaiserslautern.
In den folgenden Jahren qualifizierte sich „die Klub“ mehrmals Meister oder Vizemeister der damals zweitklassigen Regionalliga Südwest für die Aufstiegsrunde zur Bundesliga teil, wo der Verein jedoch vier Mal scheiterte.
Besonders eng war es 1966: Da verpasste Pirmasens in der Aufstiegsrunde nur aufgrund der schlechteren Tordifferenz gegenüber Fortuna Düsseldorf den Sprung in die Bundesliga. Acht Jahre später waren die Blau-Weißen dann Gründungsmitglied der neu eingeführten 2. Bundesliga Süd.
In seiner Premieren-Saison wurde der FKP Zweiter, scheiterte aber in den Aufstiegsspielen zur Bundesliga an Bayer Uerdingen (4:4 und 0:6). Die Saison 1977/78 beendete Pirmasens dann auf dem letzten Platz – und stieg in die zu diesem Zeitpunkt nun drittklassige Oberliga Südwest ab.
Folgende Personalien für die Saison 2024/25 hat der FKP bereits bekannt gegeben:
Zugänge: Mike Andreas (zuletzt vereinslos, zuvor FC UNA Strassen), Corvin Ayers (FC Homburg II), Michael Müller (Borussia Neunkirchen). Abgänge: David Becker, Daniel Bohl (beide Ziel unbekannt). Spieler, die ihre Verträge verlängert haben: Dennis Krob,Luka Dimitrijevic,Jonas Vogt. Lennart Vogt, Marc Ehrhart, Benjamin Reitz, Luca Eichhorn.