Beitrag
Volkshochschul-Leiter Stanislaw Bayer. Foto: Müller

Lernen in den Ferien

von Thomas Müller • Titelfoto: Thomas Müller

VHS-Leiter Stanislaw Bayer über die Sommerschule

Trotz dass jeder Saal in der Volkshochschule belegt ist, ist es verdächtig ruhig. „Das wundert mich selbst“, lacht Stanislaw Bayer. Der VHS-Leiter ist aber froh, dass im Haus in der Hans-Sachs-Straße trotz Sommerferien Leben herrscht.

Rund 80 Mädchen und Jungs besuchen in den Sommerferien die angebotenen Kurse. „Lernen in den Ferien“ nennt sich ein Projekt, das aus der Sommerschule hervorgegangen ist. Eigentlich aus den Problemen aus Corona-Zeiten geboren, hat sich das Projekt etabliert. Zusätzlich dazu laufen parallel auch noch Feriensprachkurse für schulpflichtige Kinder mit Migrationshintergrund. „Wir haben das Glück, auf Lehramtsstudenten, Lehrer und Pensionierte als Dozenten zurückgreifen zu können“, sagt der 41-Jährige. Die Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen sieben und 18 Jahren werden in Kleingruppen von bis zu zehn Teilnehmern unterrichtet.

„Die Sprachbarriere ist einer der wichtigsten Punkte, an dem wir ansetzen können“, sagt Bayer. Und der Mann weiß, wovon er redet. 1995 kam er als 12-Jähriger mit seiner Familie aus dem russischen Wolgograd nach Deutschland. „Das, was wir hier tun, leistet einen wichtigen Beitrag zur Integration“, ist sich der Vater von drei Kindern sicher. Der Vorteil der Sommerschule seien die kleinen Gruppen und dass die Kinder und Jugendlichen ohne Druck lernen können.

In einem der Säle sitzen sieben Jungs vor ihren Arbeitsblättern. Die einzige Frau ist Margit Gummersheimer. Sie ist pensionierte Deutsch- und Musiklehrerin, war lange am Kant-Gymnasium in Pirmasens tätig. „Die Arbeit mit den jungen Menschen hält mich fit, es macht unglaublich viel Spaß“, sagt Gummersheimer. Das merkt man der 70-Jährigen vierfachen Mutter auch an. Einer ihrer Lehrlinge ist Alibatra Konati. Der 17-Jährige kam vor zehn Monaten allein nach Deutschland. „Es gefällt mir sehr gut hier, ich freue mich auf die Schule“, sagt er schon in einem sehr guten Deutsch. Nächste Woche startet an der Berufsbildenden Schule das sogenannte Berufsvorbereitungsjahr. Wenn er seinen Abschluss in der Tasche hat, möchte er eine Ausbildung machen. „Am liebsten etwas mit Technik“; sagt er.

Lehrerin Margit Gummersheimer unterrichtet Alibatra Konati aus Guinea (links) und Allizada Jamshid aus Afghanistan. Foto: Müller
Lehrerin Margit Gummersheimer unterrichtet Alibatra Konati aus Guinea (links) und Allizada Jamshid aus Afghanistan. Foto: Müller

Auch sein Sitznachbar Allizada Jamshid ist fleißig am Pauken. Vor neun Monaten kam der 16-Jährige allein aus Afghanistan nach Deutschland. Auch er startet nächste Woche an der BBS. „Ich wünsche mir, Automechatroniker zu werden“, beschreibt der Junge seinen Traum. Ob daraus etwas wird, dazu will Lehrerin Gummersheimer ihren Teil beitragen.

Doch sie weiß auch von Problemen zu berichten: „Ich habe gerade mit den Teilnehmern Lebensläufe schreiben geübt, da sind bei einigen Lücken vorhanden aufgrund ihrer Flucht aus der Heimat.“ Oft wären die Jungen und Mädchen auch traumatisiert. Auch kämen Kinder, die gar kein Wort Deutsch sprechen. „Da hilft man sich mit Übersetzungs-Blättern und Händen und Füßen“, sagt Gummersheimer. Wichtig sei es, den Teilnehmern einen Grundwortschatz mit an die Hand zu geben. Das habe sie sogar schon mit Singen gemacht und das hat durchaus Anklang gefunden.

OB Markus Zwick besucht die Kinder der Sommerschule in der VHS und spendiert ein Eis. Foto: Müller
OB Markus Zwick besucht die Kinder der Sommerschule in der VHS und spendiert ein Eis. Foto: Müller

Auch in den anderen Räumen werden fleißig Deutsch, Mathe und Englisch geübt. Sogar mit Hilfe von Tablets. „Die haben wir vom Medienkompetenzzentrum zur Verfügung gestellt bekommen“, freut sich Bayer. Finanziert wird das Projekt im dritten Jahr aus Landesmitteln.

Am vorletzten Tag der Sommerschule schaut auch OB Markus Zwick vorbei, um sich ein Bild zu machen. Im Gepäck hat er Eis für jeden. „Wer auch in den Ferien fleißig lernt, hat sich das verdient“, sagt er.