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Pirmasens Älteste entern Beckenhof
von Thomas MüllerTag der Senioren lockt hunderte Besucher an
„Hätte ich das gewusst, wäre ich noch zum Friseur gegangen“, lacht Hedwig Deutschmann. Ganz unverhofft wurde sie beim Tag der Senioren als älteste Anwesende Teilnehmende von OB Markus Zwick mit einem Präsentkorb beschenkt.
Hedwig Deutschmann ist nicht davon ausgegangen, dass sie die Älteste auf dem Beckenhof ist. Schließlich ist sie mit ihren gerade mal 92 ganze zehn Jahre jünger als die älteste Pirmasenserin. „Das ist eine schöne Überraschung bei so einer tollen Veranstaltung“, freut sich Deutschmann. Dabei wäre auch sie fast nicht gekommen. „Der Geist will noch, aber die Beine machen nicht mehr so mit“, sagt die Seniorin, die nach der Rückkehr ins Seniorenheim, wo sie lebt, gleich ihren vier Kindern von ihrem Gewinn berichten will. „Vielleicht kommen ja auch meine fünf Enkel und fünf Urenkel vorbei.”
Kurzer Ausflug in die Statistik: Die zehn ältesten Frauen bringen es in diesem Jahr zusammen auf 1 009 Jahre, die Männer schaffen es nach laut Statistik der Stadtverwaltung auf 971 Jahre. Als Senior in der Stadt gilt jeder ab 70 Jahren. Rund 6000 Einladungen waren verschickt worden.
Und bei den Männern musste nicht lange gesucht werden, denn der älteste Pirmasenser war auch auf den Beckenhof gekommen. Helmut Bös nahm ebenfalls einen Präsentkorb mit Pfälzer Spezialitäten entgegen. „Da werden sich einige Abnehmer finden, allein schaffe ich das nicht mehr“ lachte er. Mit seinen 99 Jahren wirkt er noch topfit, lediglich einen Stock als Gehhilfe hat er dabei. „Ich bin waschechter Pirmasenser von Geburt an“, sagt er stolz. Dennoch klingt auch ein bisschen Wehmut mit, wenn er sich an den Zweiten Weltkrieg erinnert. „Dort wo heute wieder Krieg in der Ukraine tobt, bin ich damals mit 19 Jahren in russische Kriegsgefangenschaft geraten“, erinnert er sich. Sieben Jahre musst er dort ausharren, bevor er wieder in seine Heimatstadt kam. Hier arbeitete er bis zur Rente in der Schuhindustrie, unter anderem bei Peter Kaiser. Mitgekommen auf den Beckenhof ist Helmuts zweite Frau Luise. Die ist immerhin schon 90. „Wir halten uns gegenseitig jung“, lacht sie. Und im Oktober soll der 100. Geburtstag von Helmut groß gefeiert werden.
Gefeiert wurde auch von den anderen, hunderten Senioren, einige schwangen sogar das Tanzbein zur Musik von Udo Haas. Ein Seniorentag-Neuling war auch unter den Besuchern. Andreas Nazarenus ist im Februar 70 geworden. „Ich habe mich sehr gefreut, als die Einladung von der Stadt kam“, sagt er. Vor 30 Jahren ist er aus Russland nach Deutschland gekommen, hat bis zur Rente 22 Jahre lang bei der Wasgau Bäckerei gearbeitet. Nur ein kleiner Fehler ist ihm unterlaufen, denn seine Frau hat er zuhause gelassen, weil die erst 68 ist. „Nächstes Jahr nehme ich sie aber mit.“
Die Stammgäste Krimhilde Stegner und ihre Schwester Edda Brödel genießen das schöne Wetter und Treiben im Forsthaus. Mit ihren 86 und 83 Jahren wollen sie sich nicht zum alten Eisen zählen. „Wir kommen seit Jahren, es ist immer wieder schön“, sagt Krimhilde. Und Schwester Edda: „Einmal im Jahr reicht nicht, eigentlich müsste es so eine tolle Veranstaltung öfter geben.“
Nur eine Kritik gab es von den Besuchern: Die langen Warteschlangen vor der Getränke- und Essenausgabe. Das dürften die meisten aber verschmerzt haben.