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Stefan Kirchner und sein Lebensrette Nico Schmidt an der Unfallstelle. Foto: Müller

„Pirmasens ist jetzt zweiter Geburtsort“

von Thomas Müller

Verunglückter Radfahrer und Lebensretter treffen sich

„Ich feiere heute eigentlich meinen zweiten Geburtstag“, lacht Stefan Kirchner. Er sitzt zusammen mit seinem Lebensretter, dem jungen Pirmasenser Nico Schmidt im Eiscafé Cappuccino und feiert.

Doch was war genau passiert? Rückblick: Auf den Tag genau vor zwei Jahren unternimmt Kirchner mit seiner guten Bekannten Gabriele Müller eine Radtour. Von Kandel aus wollen sie Pirmasens als Zwischenstation ansteuern, bevor es weitergeht nach Saarbücken. Doch dazu kommt es nicht. „Ich habe gesehen, wie sich Stefan auf dem Rad aufrichtet, als wolle er absteigen und plötzlich lag er da“, erinnert sich Müller. Herzstillstand! Das passiert beim steilen Anstieg in der Zeppelinstraße und heißem Wetter. „Ich war geschockt“, sagt Gabriele Müller. Sie ruft nach Hilfe, eine junge Frau wählt den Notruf. Dann fährt Nico vorbei, hält mit seinem Auto an. „Ich habe sofort gefragt, ob ich helfen kann“, sagt der junge Mann. Für den ausgebildeten Ersthelfer eine Selbstverständlichkeit. Sofort startet er die Herzdruckmassage. „Ich habe nicht lange nachgedacht, sondern einfach das, was ich gelernt hatte, gemacht“, erinnert sich der Student. Begleitet nur von dem Gedanken: Der Mann muss leben, der hat sicher Familie!

Die Gefühle übermannen Stefan Kirchner und es gibt für Nico eine dicke Umarmung. Foto: Müller
Die Gefühle übermannen Stefan Kirchner und es gibt für Nico eine dicke Umarmung. Foto: Müller

Wie sich später herausstellt war das genau das Richtige. Kirchner wird von den Sanitätern weiter versorgt, kommt ins Pirmasenser Krankenhaus, stabilisiert sich. Zurück bleiben die Helfer um Nico Schmidt und Begleiterin Gabriele Müller. Die findet zum Glück einen Taxifahrer, der ihr auch hilft, Kirchners Fahrrad in die Jugendherberge zu bringen. Allerdings vergessen sie, Kontakt mit Nico auszutauschen. Währenddessen erholt sich Kirchner und kehr mit Müller in den eigentlichen Wohnort Villingen-Schwenningen zurück. „Ich kann mich an überhaupt nichts mehr erinnern, es ist alles wie ausgelöscht“, sagt der Architekt im Ruhestand heute.

Wollen sich jedes Jahr in Pirmasens treffen: Nico Schmidt, Gabriele Müller und Stefan Kirchner. Foto: Müller
Wollen sich jedes Jahr in Pirmasens treffen: Nico Schmidt, Gabriele Müller und Stefan Kirchner. Foto: Müller

Die Suche nach seinem Lebensretter beginnt. Und ist erfolgreich: Nach zwei Zeitungsannoncen, die auch fleißig im Internet geteilt werden, kann sich Kirchner persönlich bei seinen Rettern bedanken. Auch für Nico Schmidt endet da eine Zeit der Ungewissheit. „Ich habe mich so oft gefragt, was aus dem Mann geworden ist, das hat mich sehr beschäftigt“, sagt er.

Geretteter wünscht sich, dass mehr Menschen Kurse besuchen

Nun hat er Gewissheit. Und Müller und Kirchner kommen gern nach Pirmasens, um „Geburtstag“ zu feiern. Auch die Räder haben sie wieder dabei. Die beiden ausgebildeten ADFC-Tourenleiter betonen aber: „Wir machen nun mehr Pausen.“

Kirchner will noch möglichst oft in die Horebstadt kommen, um seinen Rettern zu danken. Auch den Sanitätern hatte er schon einen Besuch abgestattet. „Es ist nicht selbstverständlich, dass heutzutage ein junger Mann so selbstlos hilft, ich hatte verdammt viel Glück sagt Kirchner. Und er wünscht sich: „Ich kann nur an jeden appellieren, Erste-Hilfe-Kurse zu besuchen, so können viele Leben gerettet werden.“

Dazu gibt es in Pirmasens viele Möglichkeiten. Unter anderem beim Deutschen Roten Kreuz. Infos gibt es im Internet unter: https://www.drk-pirmasens.de/kurse/erste-hilfe/erste-hilfe-ausbildung.html