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Plötzlich ist die Klassenfahrt doch möglich
von Thomas Müller • Titelfoto: Thomas MüllerNeue Kooperation soll Familien bei Anträgen helfen
Welche Nachweise werden benötigt? Wie hoch darf mein Einkommen sein? Was kann ich wo beantragen? Diese und viele weitere Fragen stellen sich immer mehr Familien. Abhilfe soll nun ein neues Projekt in der Stadt schaffen, das beim Pakt für Pirmasens angesiedelt ist. Und das Beste: Es ist kostenlos!
„Viele Familien in Pirmasens, die unabhängig von Sozialleistungen, aber von einem kleineren monatlichen Einkommen leben, wissen nicht, dass sie unter Umständen Anspruch auf zusätzliche Leistungen haben“, sagt Pakt-Koordinatorin Martina Fuhrmann. Sie muss es wissen, ist sie doch Anlaufstelle für viele Hilfesuchende. Daher wurde schon im vergangenen Jahr die Idee geboren, mit dem Jobcenter, dem Sozialamt und der Familienkasse zusammenzuarbeiten. Seit November wurden in einem Testlauf spezielle Sprechstunden angeboten, zu denen Menschen kommen können, die den Weg aufs Amt scheuen. Denn die Mitarbeiter sind entweder in den Pirmasenser Quartiersbüros oder beim Pakt direkt vor Ort und geben Hilfestellung.
Viele Menschen scheuen den Gang zum Amt
„Das Angebot wird bisher super angenommen, alle unsere Termine waren ausgebucht“, sagt Fuhrmann. Aber auch ohne Reservierung über ein Online-System sind immer wieder Leute mit Anträgen in der Hand vorbeigekommen. Egal ob im P11, Horebtreff oder Mittendrin, überall wären Familien da gewesen, um sich beraten zu lassen. Die häufigsten Fragen treten dabei über Leistungen des Bildungs- und Teilhabepakets, zu Kindergeld bzw. –zuschlag und zum Thema Wohngeld auf. „Dieses Projekt könnte besser nicht laufen“, sagt Dirk Dausend von der Familienkasse in Mainz. Regelmäßig schickt er Mitarbeiter nach Pirmasens. „Die Mehrarbeit ist es definitiv wert.“ Er will weg von dem Image seiner Behörde, dass es nur ein Angebot im Internet gibt und das Beantragen eine hohe Hürde sei. „Wir müssen einfach dahin kommen, dass Leistungen eine Bringschuld von uns werden, müssen auf die Menschen zugehen.“ Auch sein Mitarbeiter Lars Peter war begeistert von Pirmasens. „Hier war der einzige Ort, an dem alles von Anfang an reibungslos geklappt hat“, lobt der Netzwerkkoordinator. Das wäre in anderen Modell-Kommunen definitiv anders gewesen.
Beratungstermine können online gebucht werden
Jugendamtsleiter Gustav Rothaar ist derselben Meinung. „Der Vorteil ist, dass die Anträge korrekt ausgefüllt zu uns kommen und somit viele Arbeitsschritte gespart werden und alles schneller geht.“ Nur Vorteile sieht auch Jobcenter-Chef Peter Schwarz: „Viele wollen gar nicht erst aufs Amt, weil sie denken, es gäbe vielleicht nur zehn Euro Zuschuss. Die wundern sich dann, wenn plötzlich die Klassenfahrt für das Kind doch möglich ist, weil ihnen mehr Geld zusteht.“ Laut Jobcenter gibt es allein in Pirmasens knapp 1500 Kinder, die Leistungen vom Amt bekommen. Dabei lohnt es sich auch vorab auf den Interseiten von Familienkasse oder Jobcenter schlau zu machen. Dort kann online geprüft werden, ob es Geld vom Staat gibt.
Froh ist auch OB Markus Zwick, der zusammen mit den anderen Beteiligten einen Kooperationsvertrag unterzeichnete. „Wir haben hier ein niederschwelliges Angebot geschaffen, das funktioniert. Vor allem auch der einfachere Zugang für Zuschüsse zu Bildungsleistungen ist enorm wichtig.“
Etwa 50 Familien wurde bei Anträgen schon geholfen. Wer auch Interesse hat, findet die Termine und Buchung auf den Seiten des Paktes für Pirmasens: https://pakt.pirmasens.de/projekte-und-aktionen/sprechstunde-familienleistungen/
Der nächste Termin findet am 12. Juni im Quartiersbüro P11 im Winzler Viertel statt.