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„Spurlos“ – Letzte Vorstellung mit Publikumsgespräch im Walhalla
von Julia ScheppEs ist ein Film, der unter die Haut geht – und in Pirmasens für tiefe Betroffenheit sorgt. Am Mittwoch, 21. Mai 2025, zeigt das Walhalla-Kinocenter ein letztes Mal den Dokumentarfilm „Spurlos – Warum die Zeit keine Wunden heilt“ des Filmemachers Henry Hauck. Die Vorführung beginnt um 19 Uhr, im Anschluss findet ein Publikumsgespräch mit Hauck statt, der dem Thema nicht nur beruflich, sondern auch persönlich nahesteht: Seine Cousine Eveline Lübbert ist eines der verschwundenen Kinder, um die es in dem Film geht.
Der Film dokumentiert das rätselhafte Verschwinden von drei Kindern aus Pirmasens in den 1960er-Jahren: Walter Broschard (1962), Klaus-Dieter Stark (1964) und Eveline Lübbert (1967). Alle drei wurden an einem Freitag zum letzten Mal gesehen, alle Spuren verloren sich im Raum Exerzierplatz und Messgelände. Die Kinder waren zwischen neun und zehn Jahre alt. Bis heute sind ihre Schicksale ungeklärt – und die Wunden in den Familien nie verheilt.
Bei früheren Vorführungen des Films waren die Kinosäle ausverkauft, das Interesse überwältigend. Besucherinnen und Besucher berichteten von stiller Erschütterung, viele erlebten die Ereignisse selbst mit oder kennen die Namen. Denn was wie ein düsteres Kapitel längst vergangener Zeiten wirkt, ist für Pirmasens noch immer lebendige Erinnerung. Im Mittelpunkt der Dokumentation stehen nicht nur die Vermisstenfälle selbst, sondern vor allem die langfristigen Auswirkungen auf die Familien, Freunde und die Stadtgesellschaft.
Persönlich und politisch zugleich
Filmemacher Henry Hauck stammt aus Clausen in der Südwestpfalz. Er war 16 Jahre alt, als seine Cousine Eveline verschwand. Über Jahre habe er das Thema verdrängt, erzählt Hauck. Erst nach intensiven Recherchen – Gespräche mit Zeitzeugen, Akteneinsicht im Stadt- und Landesarchiv, persönliche Erinnerungen – entstand der Film. „Es war eine emotionale Belastung. Aber auch ein Auftrag“, sagt Hauck.
„Spurlos“ ist mehr als eine Dokumentation – es ist ein Zeitzeugnis. Neben Angehörigen kommen auch ehemalige Ermittler, Schulkameradinnen und Juristen zu Wort. Der Film zeigt die dramatischen Ermittlungen gegen den später freigesprochenen Günter Justus, den sogenannten „Waldmenschen“, der zum Sündenbock wurde – von Medien vorverurteilt, am Ende ohne belastbare Beweise. Justus starb 2021, anonym beerdigt auf dem Waldfriedhof in Pirmasens.
Aufmerksamkeit für ein verdrängtes Thema
Haucks Motivation ist klar: „Ich will Aufmerksamkeit schaffen für Vermisstenfälle von Kindern. Denn auch heute verschwinden jedes Jahr bis zu 500 Kinder in Deutschland – und die Öffentlichkeit schaut oft nicht hin.“ Dass sich gerade in Pirmasens so viele Menschen für den Film interessieren, wertet er als Zeichen der Solidarität und des kollektiven Erinnerns.
Gefördert wurde das Projekt durch die Medienförderung Rheinland-Pfalz und die Bezirksregierung Pfalz.
Letzte Gelegenheit zur Teilnahme
Wer die Dokumentation noch sehen möchte, hat am 21. Mai die letzte Chance dazu. Die Vorstellung beginnt um 19 Uhr im Walhalla-Kinocenter, Landauer Straße 19b. Im Anschluss steht Henry Hauck für Fragen und Gespräche zur Verfügung. Der Abend verspricht nicht nur einen eindrucksvollen Film, sondern auch eine bewegende Begegnung mit der jüngeren Stadtgeschichte – und einer offenen Wunde, die viele nicht vergessen können.
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