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Bogenschießen Titelbild

Vom ersten Pfeil bis zur Meisterschaft – Bogensport in Thaleischweiler

von Julia Schepp

Wer den Schützenverein Thaleischweiler ausschließlich mit Pulverdampf und Knallgeräuschen verbindet, hat die Ruhe der Wiese noch nicht erlebt. Neben der Kugelhalle steht das Gelände der Abteilung Bogenschießen – ein Ort, an dem Konzentration, Technik und Körpergefühl im Mittelpunkt stehen. Vom Langbogen im Robin-Hood-Stil bis zum high-tech Compoundbogen ist hier alles vertreten. Der Verein bietet einen idealen Einstieg in den Sport – vom Kindergartenalter bis ins hohe Alter.

Eine noch junge, aber etablierte Abteilung

Im Vergleich zur Kugeldisziplin ist das Bogenschießen in Thaleischweiler eine jüngere Sparte. Seit 2008 wird die Disziplin aktiv im Verein betrieben. „Ich war damals der erste reine Bogenschütze“, erzählt Erik Jekel, der bis heute mit viel Engagement dabei ist. Seitdem hat sich die Gruppe stetig entwickelt. Auch Tochter Judith Jekel ist längst fester Bestandteil der Abteilung – sowohl als Schützin als auch als Ansprechpartnerin für Interessierte und Anfänger.

Judith Jekel zielt mit ihrem Compoundbogen. Foto: Schepp

Einstieg leicht gemacht

„Bei uns ist wirklich jeder willkommen“, betont Judith Jekel. Die Bogenabteilung setzt bewusst auf niederschwellige Angebote. Schnupperstunden sind jederzeit möglich, Vereinsbögen stehen kostenlos zur Verfügung, und auch die Schutzkleidung kann anfangs geliehen werden. Schon Kinder ab etwa fünf Jahren können – abhängig von ihrer Konzentrationsfähigkeit – den ersten Pfeil fliegen lassen. Eine eigene Familientrainingszeit macht den Einstieg besonders unkompliziert.

Wer tiefer einsteigen möchte, erhält individuelle Betreuung. Das Material lässt sich mieten oder kaufen, und Vereinsmitglieder wie die Familie Jekel helfen bei der Auswahl und Einstellung. „Man kann sich Stück für Stück hocharbeiten – niemand muss direkt 1000 Euro in die Hand nehmen“, erklärt Erik Jekel.

Tradition und Technik: Vielfalt der Bogenklassen

Das Spektrum an Bogenarten ist beeindruckend. Neben dem klassischen Langbogen, wie man ihn aus Filmen kennt, gibt es Blankbögen, Olympische Recurvebögen mit Visier und Stabilisatoren sowie Compoundbögen mit Rollenmechanik, bei denen das Haltegewicht reduziert ist. Letztere gelten als die präzisesten und technisch anspruchsvollsten Sportgeräte im Bogensport.

„Jeder Bogen hat seine eigene Philosophie“, erklärt Erik Jekel. Manche schießen bewusst traditionell und intuitiv, andere setzen auf die technisch ausgefeilten Modelle. Auch Wettkämpfe werden unterschiedlich gestaltet: Die klassische FITA-Scheibe, das 3D-Schießen auf Tierattrappen im Wald, oder das Schießen in der Halle auf Dreierspots sind nur einige Varianten.

Mit Recurvebögen wird bei Olympia geschossen. Foto: Schepp

Trainingsangebot für alle Altersklassen

Die Trainingszeiten sind gut strukturiert und altersgerecht gegliedert:

  • Mittwoch: 17:00–18:30 Uhr – Freies Training
  • Samstag: 12:30–13:30 Uhr – Bambini- und Familientraining
    14:00–15:30 Uhr – Jugendtraining
    15:30–17:00 Uhr – Erwachsenentraining

Die Gruppe umfasst rund 40 bis 50 gelistete Schützinnen und Schützen, von denen etwa 15 bis 20 regelmäßig trainieren. „Viele schießen auch unabhängig von festen Zeiten – gerade Rentner oder Schichtarbeiter kommen zu ihren eigenen Rhythmen“, so Judith Jekel. Dank der offenen Anlage ist das möglich – vorausgesetzt, man verfügt über eigenes Material.

Sportliche Ambitionen und Wettkämpfe

Neben dem Freizeitsport engagiert sich die Abteilung auch im Wettkampfbereich. Der Verein stellt zwei Mannschaften für die Runde des Pfälzischen Sportschützenbund, zu dem Thaleischweiler gehört. Dort treten sie in der Bezirksliga und in einer Sonderrunde für Anfänger an. Bei den Kreismeisterschaften des Schützenkreises kann man sich zudem für die Landesmeisterschaft qualifizieren – und mit etwas Glück auch für die deutsche Meisterschaft.

Die Anforderungen wachsen dabei mit dem Alter und der Bogenklasse: Während Schüler und Anfänger kürzere Distanzen und größere Scheiben schießen, müssen Erwachsene mit olympischem Recurvebogen bis zu 70 Meter Entfernung meistern. In der Halle sind es standardisierte 18 Meter, unabhängig vom Alter.

Mehr als Sport – eine Haltung

Bogenschießen verlangt Präzision, Disziplin und mentale Stärke. „Wenn ein Schuss mal daneben geht, muss man sofort abschalten und den nächsten gut setzen. Das ist ein echter Kopfsport“, betont Judith Jekel. Die Konzentration ist so wichtig wie das Material – vielleicht sogar wichtiger. „Ein 50-Euro-Pfeil bringt nichts, wenn der Kopf nicht klar ist.“

Auch das Gemeinschaftsgefühl spielt eine große Rolle: Der Umgang ist respektvoll, locker und hilfsbereit. Wer einmal auf dem Bogenplatz war, spürt: Hier treffen Technikbegeisterte, Bewegungsmenschen und Tüftler aufeinander – aber vor allem Menschen, die eine ruhige, fokussierte Sportart suchen, die Körper und Geist gleichermaßen fordert.


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