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Weichen stellen für die Zukunft:
von Andreas PetryPilotprojekt zur Berufsorientierung in der Pfalz zeigt Wirkung
In einer Zeit, in der nicht nur Handwerksbetriebe händeringend Auszubildende suchen und junge Menschen mit der Vielfalt von über über 328 anerkannte Lehrberufe oft überfordert sind, will ein Pilotprojekt in Rheinland-Pfalz Orientierung und echte Perspektiven bieten. Seit Mai 2024 läuft die „Berufsorientierungszeit“ – ein gemeinsames Vorhaben des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung, der Handwerkskammer Pfalz (HWK) sowie der Pirmasenser Unternehmensberatung Sefrin und Partner, die das Projekt, das pfalzweit läuft, betreut. Gestern gaben die zuständige Landesministerin Dörte Schall (SPD) zusammen mit dem Geschäftsführer, Stefan Sefrin, anhand mehrerer Beispiele, unter anderem in zwei Pirmasenser Firmen, den Gästen aus Wirtschaft sowie Handwerks- und Industrieverbänden einen Zwischenbericht über die seit letztem Jahr laufende Maßnahme.
Gestern gaben die zuständige Landesministerin Dörte Schall (SPD) zusammen mit dem Geschäftsführer, Stefan Sefrin, anhand mehrerer Beispiele, unter anderem in zwei Pirmasenser Firmen, den Gästen aus Wirtschaft sowie Handwerks- und Industrieverbänden einen Zwischenbericht über die seit letztem Jahr laufende Maßnahme.
„Es sind herausfordernde Zeiten fürs Handwerk“, betonte Stefan Sefrin bei seiner Begrüßung, der das Projekt zusammen mit seiner Teamleiterin Evamaria Herrmann begleitet. „Die Idee war von Anfang an, das Handwerk sichtbarer zu machen – und jungen Menschen eine reale Chance zur Neuorientierung zu geben,“ sagte Sefrin. Die Ministerin unterstrich: „Die Chance in verschiedene Berufe hineinzuschnuppern gab es so noch nie. Einige bleiben hängen, einige merken, dass dies doch nicht sein Betätigungsfeld ist. Dies am Anfang zu entdecken, ist wichtig für das gesamte Berufsleben.“

Wie dies gelingt, zeigen bereits jetzt eindrucksvolle Beispiele. So in der Central Garage Jung in Pirmasens, wo der junge Praktikant Omar Alghouch seinen ersten und aufregenden Praktikumstag begann. Handschuhe an, Reifenwechsel und anschließenden den geladenen Gästen und Medien Rede und Antwort stehen. Der junge Mann erzählte, seine zuvor gestartete Ausbildung als Karosserietechniker sei von ihm vorzeitig beendet worden: Alghouch: „Das war es nicht.“ Über Projektleiterin Herrmann fand er durch Sefrin & Partner zu seinem neuen Praktikumsplatz. Geschäftsführer Dominik Jochem zeigt sich überzeugt: „So ein Betriebspraktikum ist einfach super. Der Auszubildende weiß, was auf ihn zukommt – und wir sehen, ob es menschlich und fachlich passt.“

Ähnlich erging es Robin Ross aus Schalodenbach. Der ausgelernte Landmaschinen-Mechatroniker kontaktierte Sefrin und Partner: „Ich will Koch werden“, lautete Ross‘ Aussage. „Ein ungewöhnlicher, aber mutiger Schritt“, befanden die Netzwerker von Sefrin und Partner. Die Pirmasenser Berater fanden binnen kürzester Zeit einen Praktikumsplatz im Hotel Kunz. Nach nur drei Tagen unterschrieb er dort seinen Ausbildungsvertrag als Koch. „Das war das perfekte Match“, sagte Herrmann mit einem Lächeln. Hotel Chef Eric Kunz und Tochter Catharina schmunzelten zustimmend.
Auch dem 21-jährigen Max Strassel konnte geholfen werden. Er hatte die Ausbildung zum Fliesenleger abgeschlossen, aber das war letztlich für den hyperaktiven Menschen, wie er sich selbst bezeichnet, nicht die Erfüllung. Er arbeitet derzeit als Praktikant bei der Kimmle-Stiftung im Hausmeisterbereich. Strassel: „Das macht mir richtig Spaß.“

Das Projekt ist in der gesamten Pfalz aktiv und umfasst aktuell rund 90 Praktikumsplätze bei teilnehmenden Betrieben – etwa die Hälfte davon ist bereits vergeben. Neben Handwerks- und Gastronomiebetrieben beteiligt sich auch das Städtische Krankenhaus Pirmasens, einer der größten Arbeitgeber der Region. Uwe Bernardt, Presse- und Öffentlichkeitsarbeiter der Klinik beschreibt den Wandel: „Früher hatten wir 400 Bewerbungen– heute müssen wir aktiv in sozialen Netzwerken und auf Messen um Nachwuchs werben.“
Doch nicht jeder Versuch führt gleich zum Ziel. So etwa im Fall von Ilhan Mustafa, einer 27-jährigen Syrerin mit Abitur. Ihr Traum: OP-Schwester. Doch im Klinikalltag wurde klar: Das passt (noch) nicht. Nun sucht sie mit Unterstützung des Projekts weiter – vielleicht im Pflegebereich oder in der Verwaltung. Auch das gehört zur Berufsorientierung dazu.
Der Projektansatz überzeugt auch Till Mischler, Hauptgeschäftsführer der Handwerksammer Pfalz. Für ihn ist es entscheidend, dass junge Menschen sich ausprobieren dürfen – und dabei auch lernen, sich von vorgeprägten Vorstellungen zu lösen. „Manchmal muss erst ein ‚Umparken im Kopf‘ stattfinden – wie es früher mal bei Opel hieß“, erklärte Mischler, der damit auch die Elternteile meinte, die für ihre Kinder einen vorgefertigten Weg im Sinn haben.
Ein Wunsch zieht sich wie ein roter Faden durch die Stimmen aller Beteiligten: Das Projekt soll keine Eintagsfliege bleiben. Denn schon jetzt zeigt sich, wie wertvoll ein gut begleitetes Praktikum für Betriebe und junge Menschen sein kann.
Die Berufsorientierungszeit läuft noch bis zum 31. Dezember 2025. Wie es danach weitergeht, ist offen – doch der Grundstein für ein neues Verständnis von Berufsstart ist gelegt.
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