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„Wollte immer mehr wissen!“

von Oliver Siebisch • Titelfoto: Oliver Siebisch

Gästeführerin Christel Glaser und der Maler Heinrich Bürkel

Das Geburtshaus des berühmten Pirmasenser Genremalers Heinrich Bürkel (1802–1869) hat das Schicksal vieler historischer Bauten der Stadt erlitten: Es ist nicht mehr existent. Dennoch stehen die Gästeführerin Christel Glaser und eine Handvoll Wissbegieriger an dem Ort, an dem es sich einst befand. Eine offene Stadtführung zum Leben und Schaffen des Meisters an.

Stadtbekannt ist auch die Gästeführerin selbst. Glaser hat 1993 einen einschlägigen Kurs der Volkshochschule besucht. Zunächst habe sie sich, wie sie erzählt, gefragt: „Was kann man denn in Pirmasens an Gästeführung machen, was kann man da zeigen?“ Dann nahm sie am Kurs teil, um genau das in Erfahrung zu bringen. „Es wurde“, sagt sie, „von Stunde zu Stunde immer interessanter.“

Ihr Interesse an der Stadtgeschichte sei immer weiter gewachsen, so dass sich davon auch ein Abschweifen „alle möglichen anderen Ecken“ der Historie ergeben habe. Glaser zeigte sich „von der Geschichte fasziniert“ und „wollte immer mehr wissen!“ So führt sie denn seit mehr als drei Jahrzehnten durch Pirmasens. Von den Menschen, die mit ihr die Stadt erkunden, kann sie „nur positiv sprechen“, gerade weil die „Leute, die kommen“, an der Stadtgeschichte sehr gerne Anteil nähmen.

Christel Glaser erklärt die Werke des Malers. Foto: Oliver Siebisch

Christel Glaser empfindet auch Spaß dabei, „noch ein bisschen mehr zu erzählen.“ Das Verhältnis zum Protagonisten ihrer Führung, dem Pirmasenser Meister der Romantik, beschreibt sie als eng. Es rührt noch vom alten Rathaus her, in dem sich einst die „Bürkel-Galerie“ befand. Sie sei jedoch auch anderen Künstlern, der Kunst überhaupt verbunden. Stets freue sie sich bei kürzeren oder längeren Reisen auf Besuche von Kunstausstellungen und Museen. Der Louvre hat sie so gefesselt, dass ein ganzer Tag dort verstrichen ist.

Doch zurück zur Gruppe vor dem Geburtshaus: Nachdem Glaser Denkwürdigkeiten zur Familie Bürkels mitgeteilt hat, geht es hinunter zum „Forum Alte Post“ in die Dauerausstellung mit den Werken des Malers. Immer wieder hebt die Gästeführerin dessen Gestaltung des Himmels hervor, weist auf das in der Regel kleine Bildformat sowie den Bildaufbau hin, der häufig Diagonalen und Horizontalen folgt. Auch der Rotton in den Winterbildern bleibt nicht unerwähnt. Einem seiner Vorbilder, Philipp Wouwerman, sei er, wie Glaser sagt, nicht nur nahegekommen, sondern völlig ebenbürtig.

Die zahlreichen Werke Bürkels – eines von ihnen hatte sogar Helmut Kohl während seiner Amtszeit als Bundeskanzler inne – finden im „Forum Alte Post“ eine überaus würdige Präsentation. Zitate zum Meister, die von Zeitgenossen bis zum Urteil der jüngeren Vergangenheit reichen, sind als Überschriften der in Schaffensperioden untergliederten Schau angebracht. Bürkel zog es nach München und auch nach Italien. Wie es 1876 in einer alten Kurzbiografie heißt, sichern ihm das „Gesamtarrangement“, der „Reichtum der malerischen Erfindung, der gesunden, ja oft ganz reizend frischen Naturempfindung einen ehrenvollen Platz unter den modernen Künstlern“.

Auch historische Aufnahmen gehören zur Führung. Foto: Oliver Siebisch

Christel Glaser kommt zum Schluss ihrer Führung noch einmal auf die Familie des Künstlers zu sprechen, den sie zuvor in seiner persönlichen Veranlagung als „echten Pfälzer“ charakterisiert hat. Neugierig wenden sich die Mitglieder ihrer Gruppe einer von ihr gehaltenen alten Fotografie zu. Die Gästeführerin hat es einmal mehr geschafft, ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen.