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- Kolumne von Manfred Vogel
Gekrümmt durchs Leben gehen?
Haben Sie schon mal einen gekrümmten Menschen gesehen? Vermutlich schon mal jemanden, der tatsächlich körperlich beeinträchtigt ist und nach vorne gekrümmt gehen muss. Solche Erkrankungen gibt es. Früher traten sie wegen Vitaminmangel und verschmutzter Luft häufig auf, aber es gibt sie immer noch aus verschiedenen Gründen.
Aber es gibt auch viele Menschen, die gewissermaßen seelisch und psychisch „verkrümmt“ sind.
Was wird sie so gekrümmt haben? Welche Lasten hat das Leben ihnen aufgebürdet? Haben sie nicht gemerkt, wann es zu viel war? Aber vielleicht hat das Leben darauf keine Rücksicht genommen und es kam immer noch mehr, bis der Lebensrucksack zu schwer wurde und sie sich unter der Last beugen mussten.
Zuviel gearbeitet und belastet? Oder waren es Enttäuschungen, schlechte Behandlung durch Mitmenschen, Beleidigungen und „klein gemacht werden“? Schlechtgeredet und jeglichen Selbstvertrauens beraubt? Als Kind oder Frau Gewalt und Missbrauch erfahren? Sich dann gewissermaßen „weggeduckt“?
Oder lief das Leben einfach nicht so wie erträumt? Trotz aller Anstrengung immer wieder „auf die Schnauze gefallen“ und irgendwann resigniert? Nicht klargekommen mit dem, was das eigene Leben und auch das Zusammenleben in Stadt und Land erfordern brauchen würde?
Solche Leute sind mir schon viele, leider zu viele begegnet. In Pirmasens habe ich ehrlich gesagt sogar den Eindruck, da laufen auch viel zu viele rum, die in ihren persönlichen Perspektiven und auch im Blick auf die Stadtgesellschaft, ja unser Land insgesamt, „verkrümmt“ und resigniert, enttäuscht vom Leben und ohne gute Phantasie für die Zukunft sind.
Vor kurzem war eine Wundererzählung aus dem Lukasevangelium Predigttext:
Und er lehrte in einer Synagoge am Sabbat. Und siehe, eine Frau war da, die hatte seit achtzehn Jahren einen Geist, der sie krank machte; und sie war verkrümmt und konnte sich nicht mehr aufrichten. Als aber Jesus sie sah, rief er sie zu sich und sprach zu ihr: Frau, du bist erlöst von deiner Krankheit! Und legte die Hände auf sie; und sogleich richtete sie sich auf und pries Gott. … Und alles Volk freute sich über alle herrlichen Taten, die durch ihn geschahen (Lukas 13, 10 -17 in Auszügen)
Das ist eine dieser Taten Jesu, wo ich merke: der sieht wirklich hin, entdeckt die Not und vor allem er handelt!
Das wünsche ich mir: einen, der aufrichtet. Der solchen gekrümmten Menschen aufhilft. Das muss nicht Jesus persönlich sein. Aber Menschen, die auf ihn vertrauen. Menschen, die den richtigen Blick haben und dann anpacken. Die Hoffnung und Optimismus haben. Sich daher den „gekrümmten“ Menschen zuwenden.
Da werden wegen der unterschiedlichen Gründe auch jeweils individuelle Hilfen nötig sein. Jeder und jede ist wichtig. Aber auch insgesamt wird das gut tun: ein aufrechter, optimistischer Blick nach oben, zur Seite und in die Weite!
Manfred Vogel
Dipl.-Sozialpädagoge (FH) mit Theologischer Zusatzausbildung und Ordination. Er arbeitet beim Gemeindepädagogischen Dienst des Prot. Kirchenbezirks Pirmasens und ist u.a. in der Altenheimseelsorge und Gemeindearbeit tätig und hält Gottesdienste. Er ist Mitglied im Kreisvorstandsmitglied bei Bündnis 90/Die Grünen sowie ehrenamtlich in verschiedenen Vereinen im sozialen und gesellschaftspolitischen Bereich aktiv.