Juziläum – 50 Jahre Jugendzentrale

Kolumnist Manfred Vogel
Mit Manfred Vogel

Die Sonntags-Kolumne von psst! Pirmasenser Storys

Juziläum? Ist das ein Schreibfehler? Nein, denn unter diesem Motto feierte die Protestantische Jugendzentrale Pirmasens am 7. Juli ihr 50-jähriges Bestehen.

Natürlich gabs schon vorher eine sehr rege evangelische Jugendarbeit im Kirchenbezirk. Aber vor ca. 50 Jahren gabs entscheidende Weiterentwicklungen. Zum einen – Stichwort 68er – wurden für junge Menschen viele gesellschaftspolitische Themen interessant, man wollte auch mitbestimmen und eigene Wege suchen. Zum anderen hatten sich u.a. mit der Gründung von Fachhochschulen, der Weiterentwicklung der Berufe auch in der Kirche und dem „Blick über den Tellerrand hinaus“ ganz neue Möglichkeiten aufgetan. Sozialarbeit und Religionspädagogik wurden aufgewertet zu Studiengängen.

Engagierte Ehrenamtliche der Pirmasenser Jugendarbeit entwickelten ein Konzept, das auch die Landeskirche überzeugte: Die Schaffung einer zentralen Einrichtung, besetzt mit professionellen Mitarbeitenden, die gemeinsam mit Ehrenamtlichen und den Jugendlichen Angebote der evangelischen Jugendarbeit entwickelten.

Damit begann eine bewegte, vielseitige, manchmal auch stürmische Geschichte. Was gabs da nicht alles? Große Zeltlager und Freizeiten. Jugendgruppen in den Gemeinden. Später, als die eigenen „großen Freizeiten“ nicht mehr gefragt waren, wurden mit dem CVJM kooperiert und auch Kurztrips wie z.B. Kanutouren angeboten.

Politische Bildung war immer wichtig. In den 70er und 80er waren es Ost-West-Begegnungen. Ab den 90ern gab es Fahrten in KZ-Gedenkstätten, Seminare zu Juden und Christen mit Synagogen- und Friedhofsbesuchen z.B. in Worms, Seminare in der Begegnungsstätte am Soldatenfriedhof Niederbronn.

Für viele Jahre war das Jugendcafé Gaston in der Dankelsbachstraße Treffpunkt.  Viele Schulklassen fuhren ins Martin-Butzer-Haus in Bad Dürkheim zu Themen wie „Miteinander klarkommen – Klassengemeinschaft“, „meine Lebensträume und Wünsche“, „Berufsvorbereitung“ und vieles mehr. Natürlich hatte der Glaube seinen Platz. Jugendgottesdienste und ökumenische Kreuzwege standen viele Jahre auf dem Programm.

Pirmasens war mit der JugendleiterCard Vorreiter

Ehrenamtliche wurden geschult. Als 1999 die JuLeiCa (JugendleiterCard) eingeführt wurde, war Pirmasens wieder mal Vorreiter und führte als einer der ersten Jugendzentralen im Land Schulungen durch. Später wurden die JuLeiCa-Schulung in Kooperation mit Stadt- und Kreisjugendring für Interessenten aus vielerlei Jugendverbänden und Organisationen durchgeführt.

Was noch? „Dorferkundung“ unter sozialwissenschaftlicher Begleitung. Kinderkirchentage, Bibelwochen, Ferienspielaktionen. Bike & Help – die Radtour zu den Kirchentagen. Beteiligung am Kinderspieltag Pirmasens und am Kreisspielfest. Gemeinsame große Festivals der Evangelischen Jugend der Pfalz…

Immer wieder wichtig: nicht nur Angebote „von oben“, sondern mit den Jugendlichen. Ihre Ideen und Vorschläge sollten verwirklicht werden. Das war nicht immer einfach. In den 70er und 80ern gabs Krach mit den „kirchlichen Obrigkeiten“. Zwischendrin lag die Jugendzentrale ganz brach.

Ich durfte 1994 – 2011 in der JuZe arbeiten und war damit der Hauptamtliche, der es „am längsten aushielt“. Immer wieder änderten sich Arbeit und Angebote. Die „Gründergeneration“ machte was ganz anderes als später ich und meine Nachfolger/innen wieder was anderes. Aber immer orientiert an dem, was Kinder und Jugendliche brauchen und wünschen. Kirche für und mit jungen Menschen.

Wie viele Jugendliche haben in dieser Zeit mitgemacht? Positive Erfahrungen für ihr Leben gewonnen?

50 Jahre JuZe. Herzlichen Glückwunsch! Und ich wünsche dir, es möge noch viele gute Jahre für dich und die Evangelische Jugend geben. Und vor allem für die zukünftigen Kinder und Jugendlichen, die bei dir Spaß und Freude, Lebenshilfe, Glaube und Sinn für gesellschaftliche Verantwortung erleben werden.

Manfred Vogel

Dipl.-Sozialpädagoge (FH) mit Theologischer Zusatzausbildung und Ordination. Er arbeitet beim Gemeindepädagogischen Dienst des Prot. Kirchenbezirks Pirmasens und ist u.a. in der Altenheimseelsorge und Gemeindearbeit tätig und hält Gottesdienste. Er ist Mitglied im Kreisvorstandsmitglied bei Bündnis 90/Die Grünen sowie ehrenamtlich in verschiedenen Vereinen im sozialen und gesellschaftspolitischen Bereich aktiv.