Beitrag
Simone Vonderschmitt übergibt ihre Unterlagen an Nina Mostberger und Simone Schönenberger von der Diakonie. Foto: Müller

„150 Bewerbungen und kaum eine Rückmeldung“

von Thomas Müller

Hunderte Menschen bei Jobmesse der Arbeitsagentur

Schon einen Parkplatz zu finden fällt schwer rund ums Arbeitsamt im Schachen an diesem Morgen. Auf den Treppen stehen viele Menschen vor dem Eingang, die einen schnappen schnell frische Luft oder genießen die warmen Sonnenstrahlen, die meisten haben aber Mappen in der Hand. Darin: Lebensläufe und Bewerbungsunterlagen. Denn im Inneren der Arbeitsagentur steigt die hauseigene Jobmesse „Treffpunkt Arbeit“.

Und die Messe ist an diesem Tag DER Anlaufpunkt für alle, die auf Jobsuche in Pirmasens, Zweibrücken und der Südwestpfalz sind, denn mehr als 20 Firmen präsentieren sich als Arbeitgeber. „Wir mussten auch die letzte Ecke unseres Foyers öffnen, weil das Interesse schlichtweg zu groß ist“, sagt Arbeitsagentur-Chef Peter Weißler. Er verschafft sich gerade mit Jobbörsen-Geschäftsführer Peter Schwarz und dem kommenden CDU-Bundestagsabgeordneten Florian Bilic einen Überblick bei einem Rundgang.

Zufrieden mit der Messe: Arbeitsagentur-Chef Peter Weißler mit Jobbörse-Geschäftsführer Peter Schwarz. Foto: Müller
Zufrieden mit der Messe: Arbeitsagentur-Chef Peter Weißler mit Jobbörse-Geschäftsführer Peter Schwarz. Foto: Müller

Locker zehn weitere Unternehmen hätten ihr Interesse bekundet mitzumachen, aber das hätte für dieses Mal die Kapazitäten gesprengt, sagt Weißler. „Wir haben hier im Haus aber auch noch genug Möglichkeiten, vielleicht müssen wir das nächste Mal auch die erste Etage mit einbinden.“  

In den Gängen des Foyers hört man alle möglichen Sprachen. „Wir haben bewusst den Schwerpunkt auch wieder auf Geflüchtete gelegt“, sagt Schwarz. Das Konzept habe sich bewährt. Die Hemmschwelle, mit den Arbeitgebern ins Gespräch zu kommen ist sehr niedrig. Und das Beste: Man kann seine Bewerbung oder den Lebenslauf direkt beim potenziellen neuen Arbeitgeber abgeben. „Die Unternehmen sind hier, weil sich Arbeitskräfte suchen, die Leute, weil sie Arbeit wollen, so bringen wir beide direkt zusammen“, ist Schwarz überzeugt.

Den Massen, die sich durch die Flure drängeln nach zu urteilen mit Erfolg. An allen Ständen wird fleißig gesprochen und Kontakte ausgetauscht. So auch bei der Diakonie, die vor allem als Anlaufstelle für Pflegeberufe an diesem Tag ist. „Es läuft richtig gut, wir haben schon etwa 25 Bewerbungen erhalten“, sagt Pflegedienstleiterin Simone Schönenberger. Viele eben von Menschen mit besagtem Migrationshintergrund.

„Sprache ist nach wie vor die größte Barriere, mit der wir zu kämpfen haben“, sagt Claudia Schnöder von der Personalabteilung der Diakonie. Viele Menschen würden erst gar keine Chance von Arbeitgebern bekommen, das sei bei der Diakonie anders. „Viele bringen auch den richtigen Willen und die Einstellung zum Job mit – das muss einfach passen“, sagt Schönenberger. Ihr Vorwurf geht eher in Richtung Politik: „Wir müssen einfach schneller beim Integrieren werden und das fängt nun mal bei der Sprache an.“ Sie plädiert auch für mehr Praktikumsmöglichkeiten. „So können Interessenten schnell herausfinden, ob die Arbeit etwas für sie ist.“

Mächtig was los im Foyer der Arbeitsagentur bei der Messe Treffpunkt Arbeit. Foto: Müller
Mächtig was los im Foyer der Arbeitsagentur bei der Messe Treffpunkt Arbeit. Foto: Müller

Eine, die händeringend nach Arbeit sucht, ist Simone Vonderschmitt (Titelfoto). Auch sie hat gerade ihren Lebenslauf bei der Diakonie abgegeben. Gelernt hat sie Bürokauffrau, unter anderem 25 Jahre bei Media Markt gearbeitet. „Irgendwann ging es da leider nicht mehr weiter“, erinnert sie sich. Sie fand eine neue Stelle beim Hammer-Markt, bis der seinen Standort in der Zweibrücker Straße schloss. „Da brach schon eine Welt für mich zusammen“, sagt sie.

Seit knapp zwei Jahren sucht die 53-Jährige nun schon nach einer neuen Stelle und ist sichtlich frustriert. „Ich habe locker 150 Bewerbungen geschrieben, aber in den meisten Fällen kommt noch nicht mal eine Absage zurück. Ich frage mich ernsthaft, ob die Bewerbungen überhaupt jemand durchliest“, schimpft Vonderschmitt.

Dabei möchte sie doch nicht mehr als eine Chance erhalten. „Ich verstehe, wenn es nicht passt, aber eine Rückmeldung oder Absage hat auch etwas mit Anstand zu tun. Suchen die Unternehmen überhaupt?“, fragt sie sich. Denn Stellen, auf die sie sich beworben hat, verschwinden manchmal aus den Portalen, um nur wenige Tage oder Wochen später wieder zu erscheinen. Nun hat sie ihr Glück bei der Diakonie und zwei weiteren Arbeitgebern auf der Messe versucht. „Wir geben grundsätzlich eine Rückmeldung“, versichert Schönenberger. Vielleicht findet Simone Vonderschmitt ja heute ihr Glück. Zu wünschen wäre es ihr nach so vielen (Nicht)-Absagen wirklich!

Glücklich auf der Messe: Markus Weissenegger und Torsten Sereda von Kennel & Schmenger. Foto: Müller
Glücklich auf der Messe: Markus Weissenegger und Torsten Sereda von Kennel & Schmenger. Foto: Müller

Derweil plaudern am Stand des renommierten Schuherstellers Kennel & Schmenger Markus Weissenegger und Torsten Sereda mit potenzieller Verstärkung für ihr Unternehmen. „Es ist super, dass es solche Messen gibt“, sagt Personalleiter Weissenegger. Schon rund 20 Bewerbungen haben er und Marketing-Chef Sereda bis zu diesem Zeitpunkt eingesammelt. „Wir suchen in allen Bereichen, sei es in der Schuhfertigung, Büro oder Ausbildung“, sagt Weissenegger. Darauf bewerben sich auch Menschen aus Syrien oder der Türkei, die schon Erfahrung in der Schuhproduktion oder anderen Bereichen mitbringen. „Viele kennen unser Unternehmen auch schon aus den sozialen Medien, dieser Bereich wird auch immer wichtiger, um auf sich aufmerksam zu machen“, erklärt der Personalleiter. Nur so könne es auch gelingen, genügend Fachkräfte zu rekrutieren, um den Standort Pirmasens qualitativ gut und sicher für die Zukunft aufzustellen. Die Messe sei dabei eine perfekte Ergänzung und Gelegenheit.

Auch einer der größten Arbeitgeber der Stadt, das Krankenhaus, darf natürlich nicht fehlen an diesem Tag. „Ich möchte wieder als Krankenpflegerin arbeiten, am liebsten in Deutschland“, sagt die Französin Christelle Speletz. Die 54-Jährige lebt in Volmunster kurz hinter der Grenze, ist auf Jobsuche. „Ich habe auch schon in Frankreich im Krankenhaus gearbeitet, aber die Bedingungen allgemein in Frankreich sind nicht gerade berauschend“, gibt sie zu. Sie kann sich auch einen Umzug vorstellen.

Die Französin Christelle Speletz übergibt Uwe Bernhard vom Städtischen Krankenhaus ihren Lebenslauf. Foto: Müller
Die Französin Christelle Speletz übergibt Uwe Bernhard vom Städtischen Krankenhaus ihren Lebenslauf. Foto: Müller

Dabei drückt sie Uwe Bernhard vom Krankenhaus ihren Lebenslauf in die Hand. Der freut sich. „Es läuft wieder mal super, das war schon die zwölfte Bewerbung für heute“, lacht er. Allzu große Hoffnungen möchte er der Französin aber nicht gleich machen. „Wir müssen natürlich schauen, wie es mit der Qualifikation aussieht, bevor wir Genaueres sagen können“, gibt er zu Bedenken.

Ähnlich war es schon im Gespräch vorher. „Wir hatten zwei Ärzte aus der Ukraine hier, die sehr interessiert waren, im Krankenhaus zu arbeiten“, erzählt Bernhard. Problematisch sei aber nach wie vor die Anerkennung von Abschlüssen aus dem Ausland. „Das ist teilweise ein sehr langer Prozess, da müsste sich noch etwas tun.“ Gebrauchen kann das Krankenhaus die Mediziner auf jeden Fall. „So etwas wäre ein absoluter Gewinn“, meint Bernhard.

Gebrauchen können viele Firmen, die sich bei der Messe präsentieren die nötigen Arbeitskräfte. Und es ist erstaunlich zu sehen, wie viele Menschen suchen. Der „Treffpunkt Arbeit“ war jedenfalls ein tolles Angebot für alle aus Pirmasens und der Region. Einer Neuauflage, auch größer, dürfte jedenfalls nichts im Wege stehen.


Du willst mehr News aus Pirmasens? Abonniere jetzt kostenlos den Newsletter und erhalte die neusten Nachrichten aus der Stadt bequem ins Mail-Postfach. Einfach hier klicken: