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182 Euro für die Rezeption, 51 Euro für ein Liga-Spiel
von Andreas Petry • Titelfoto: Andreas PetryDas Kenia-Tagebuch von psst! Pirmasenser Storys
Pirmasenser Storys in Afrika: Der Vorsitzende des Pirmasenser Vereins PS:4Kenia e.V., Andreas Petry, ist mit einer Ärztegruppe und Helfern des Vereins derzeit in Juja/Kenia. Das elfköpfige Team zirkumzisiert dort Slumkinder im St. John’s Hospital. Er schreibt für uns in einem Tagebuch die Erlebnisse während der spannenden Hilfsmission in dem ostafrikanischen Land auf.
Gestern Morgen, als wir gegen acht Uhr kenianischer Zeit (sechs Uhr in Deutschland) unser direkt am Thika Highway gelegenes Hotel Senate verlassen haben, empfing uns die warme kenianische Sonne. Das war diese Woche nicht immer so. Denn derzeit bestimmt die kleine Regenzeit das Wetter in Ostafrika. In Nairobi überschwemmte stundenlanger Starkregen die Straße. Der Klimawandel, der den afrikanischen Kontinent viel mehr beeinträchtigt als uns in Europa, ist täglich greifbar.
Beim Zugang zum St. Johns Hospital geht kein Weg an Patricia Mutua vorbei. Die 54-jährige Mutter von vier Kindern sitzt an der Rezeption des Hospitals. „Seit 1998 arbeite ich hier“, erzählt sie mir in schwer verständlichem Englisch. Auch die Frage nach ihrem Einkommen beantwortet sie mir bereitwillig. „Ich verdiene 30.000 Kenia Shilling (KSH).“ 5000 davon muss sie an Steuern bezahlen, so dass ihr 25.000 KSH im Monat bleiben. Ein Blick in den Online-Umrechner offenbart, dass dies 182,64 Euro im Monat sind (1 KSH = 0,0073 Euro). Dabei zählt die alleinlebende Frau noch zu den besserverdienenden Einwohnern.
Bei Patricia biege ich kurz links ab, die Treppen hoch und bin dann in meinem Office, in dem auch Kaffee, Wasser, Softdrinks, Bananen und leckere Nüsse für die Teammitglieder zu haben sind. Die Lage ist strategisch gut. Nicht nur weil ich in den Pausen über alles Wichtige informiert werde, sondern auch unsere kenianischen Freunde, wenn sie uns besuchen, sich bei mir melden.
Heute stand Terry Kabubi mit ihrem zehn Monate alten Söhnchen Liam in der Tür. Terry ist mit Teammitglied Katharina Otieno befreundet und hat sie zur Patentante erkoren. Warum ich über Terry einige Zeilen verliere und über andere nicht, liegt in ihrem Beruf begründet. Die alleinerziehende Mutter ist nämlich Schiedsrichterin. „Ich pfeife in der kenianischen Premier League sowohl der Männer als auch der Frauen“, erzählt sie voller Stolz. Die Entlohnung der Profi-Schiedsrichterin hält sich in Grenzen. Im Stadtgebiet von Nairobi bekommt sie 7000 KSH, wenn sie außerhalb der kenianischen Hauptstadt pfeift, liegt die Entlohnung bei 14000 KSH.
Bevor ich wieder gefragt werde, was ich bei diesem Projekt arbeite, beuge ich dem vor und erzähle es in meinem Tagebuch. Ich sitze in meinem Office und schaue den ganzen Tag aus dem Fenster. Das ist natürlich Spaß, wobei der Blick nach draußen schon verlockend ist. Vor meinem Fenster im ersten Stock liegt die Kreuzung mit dem Namen Highpoint und die Zufahrt zum Thika Highway. Am Eck ist der EXHIMATT Supermarket und daneben reihen sich Shop an Shop.
Bevor jetzt das Kopfkino ein Film mit schicken Geschäften und tollen Einkaufsmöglichkeiten abspult, verweise ich auf das beigefügte Foto. Zwar sind die Multimediamöglichkeiten absolut vielfältig, aber leider kann ich noch keine Gerüche übers Netz nach Pirmasens schicken. Alle zehn Minuten riecht es hier nämlich anders. Mal dreht sich einem der Magen um, dann ist der Duft nach Essen so verlockend, dass ich flott die Treppen zum Ausgang nehmen möchte, um zu schauen, wo ich mir einen leckeren Happen sichern kann.
Heute Mittag unterhielt uns für knapp 30 Minuten ein sogenanntes Church-Car. Das ist ein Van, auf dem drei Lautsprecher montiert sind, die stimmungsvoll für den Gottesdienstwerbung machen. Denn die Kenianer, der größte Teil ist katholisch, lieben ihre Kirche.
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