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Auch am Gebäude nagt der Zahn der Zeit: Das Gebäude der Parkbrauerei in der Zweibrücker Straße. Foto: Schepp

Bierkultur trifft Zeitgeschichte

von Julia Schepp

Hinter den Kulissen der Parkbrauerei

Eine ganz besondere Führung durch die traditionsreiche Parkbrauerei in Pirmasens steht auf dem Programm: Unter dem Titel „Ein Prosit auf Heinrich Seitz“ führt Gästeführer Lothar Leiner die Teilnehmer auf eine Zeitreise durch die bewegte Geschichte eines der bedeutendsten Unternehmen der Stadt.

Der Beginn der Führung

Die Veranstaltung startet nicht etwa im Sudhaus, sondern im Stadtmuseum Altes Rathaus, wo Leiner die Gäste begrüßt und eine Einführung in die Geschichte der Brauerei gibt. Dass dieses Event ein echter Publikumsmagnet war, zeigt sich an der enormen Nachfrage: Die Warteliste zählt über 70 Personen und Gespräche bezüglich weiterer Führungen sind bereits im Gange, allerdings ist noch keine endgültige Entscheidung gefallen, da die Parkbrauerei gewöhnlich keine Führungen in Pirmasens anbietet, sondern nur am Standort Bellheim.

Im unteren Sudhaus mit den Kesseln. Foto: Schepp
Im unteren Sudhaus mit den Kesseln. Foto: Schepp

Die Geschichte der Parkbrauerei

Die Wurzeln der Parkbrauerei reichen bis ins Jahr 1888 zurück. Im September jenes Jahres wurde sie als Aktiengesellschaft unter dem Namen „Parkbrauerei Zweibrücken“ gegründet. Bereits im Dezember desselben Jahres fusioniert sie mit der Pirmasenser Brauerei „Zum Park“ von Jacob Seitz zur „Parkbrauereien Zweibrücken-Pirmasens AG“. Diese Fusion legt den Grundstein für die erfolgreiche Entwicklung des Unternehmens.

Eine zentrale Figur in der Geschichte der Brauerei ist Heinrich Seitz, geboren am 25. März 1885. Ab 1912 prägt er 55 Jahre lang als Vorstandsmitglied die Geschicke der Aktiengesellschaft. Unter seiner Führung navigiert die Brauerei durch die Herausforderungen zweier Weltkriege und erlebt ab 1945 eine erneute Blütezeit. Das Jahr 1913 markiert mit 200.000 Hektoliter Bierabsatz einen Höhepunkt in der Unternehmensgeschichte. Während des Ersten Weltkriegs muss die Brauerei ihre Produktion um 48% reduzieren, und sowohl Fahrzeuge als auch Pferde werden für Kriegszwecke requiriert.

Im Jahr 1938, zum 50-jährigen Jubiläum, erhält die Brauerei den Namen „Parkbrauerei AG Pirmasens-Zweibrücken“ und führte das „P-Männchen“ als Schutzmarke ein. Dieses Maskottchen wird zu einem prägenden Symbol der Brauerei und ist vielen noch aus Kinovorfilmen in den Park-Lichtspielen bekannt.

Leiner präsentiert zahlreiche historische Fotografien, darunter Bilder bedeutender Persönlichkeiten und Luftaufnahmen der Brauerei.

Gästeführer Lothar Leiner zeigt historische Fotos. Foto: Schepp
Gästeführer Lothar Leiner zeigt historische Fotos. Foto: Schepp

Einblicke in die Produktion

Im weiteren Verlauf der Führung übernimt Brauereimitarbeiterin Julia Alt die Leitung. Erste Station ist die beeindruckende Lagerhalle. Alt erklärt, dass das Bier nach der Produktion in Pirmasens ausschließlich in Fässer abgefüllt wird. Flaschenbiere werden im Standort Bellheim abgefüllt und anschließend nach Pirmasens zurückgeschickt, von wo aus die Verteilung an die Kunden erfolgt. Das Sortiment der Brauerei ist vielfältig, wobei alle unter dem Namen „Park“ geführten Biere in Pirmasens produziert werden.

Im Sudhaus, dem Herzstück der Produktion, erläutert Julia Alt den Brauprozess:

  1. Malzverarbeitung: Annahme von Gersten- oder Weizenmalz, das in den oberen Stockwerken gemahlen wird.
  2. Maischen: Das geschrotete Malz wird mit Wasser vermengt, um vergärbaren Zucker zu extrahieren.
  3. Läutern: In speziellen Gefäßen setzen sich Feststoffe ab und bilden eine Filterschicht. Der zuckerhaltige Sud wird herausgewaschen und gesammelt.
  4. Würzekochen: Der Sud wird gekocht und mit Hopfen versetzt, um Aroma und Bitterkeit zu erzielen.
  5. Gärung: Nach dem Abkühlen wird die Würze mit Hefe versetzt und vergärt über einen Zeitraum von etwa vier Wochen.

Eine Besonderheit der Brauerei ist das Vorhandensein von zwei Sudstraßen, die eine erhöhte Produktionskapazität ermöglichen. Jährlich werden etwa 100.000 Hektoliter Bier gebraut. Dank fortschreitender Automatisierung beschäftigt die Brauerei heute rund 40 Mitarbeiter, während es früher bis zu 400 waren.

Beeindruckend ist die große Lagerhalle in Pirmasens. Foto: Schepp
Beeindruckend ist die große Lagerhalle in Pirmasens. Foto: Schepp

Modernisierung und Abschluss

1986/87 wird der obere Teil des Sudhauses modernisiert, wobei neue Gefäße und Automatisierungstechniken integriert wurden. Seit 2002 erfolgt die Steuerung des Brauprozesses vollständig computergestützt. Die Teilnehmer der Führung haben die Gelegenheit, Fragen zu stellen und Fotos zu machen, bevor Lothar Leiner weitere historische Anekdoten teilt. Er berichtete von Jacob Seitz‘ Engagement, der einst eine Brauwirtschaft mit Biergarten errichtete, aus der später das erste Kino in Pirmasens hervorging – das sagenumwobene Parkkino.

Fazit: Empfehlenswert!

Die Mischung aus spannender Historie, faszinierenden Einblicken in die Bierproduktion und der mitreißenden Erzählweise der Gästeführer sorgt für eine lebendige und informative Zeitreise. Wer die Chance bekommt, an einer zukünftigen Führung teilzunehmen, sollte sie sich keinesfalls entgehen lassen – ein echtes Highlight für Bierliebhaber und Geschichtsinteressierte gleichermaßen!


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