Beitrag
Bilic im Bundestag mit dem Adler im Hintergrund. Foto: Privat

Bilic ohne Koffer in Berlin

von Thomas Müller

Pirmasenser Abgeordneter muss sich sogar Krawatte leihen

„Ich wusste zwar, dass ich diesen Tag nicht vergessen werde, aber mit diesen Umständen hätte ich nicht gerechnet“, lacht der Pirmasenser Florian Bilic. Seinen ersten Tag als Bundestagsabgeordneter hatte er sich nämlich etwas anders vorgestellt.

Denn beim Flug von Saarbrücken in die Hauptstadt wurde sein Koffer einfach von den Saarländern vergessen! „Ich stand in Berlin am Flughafen am Band und da kam einfach nichts“, berichtet Bilic. Nach einigen Anfragen und Telefonaten war klar: Der Koffer steht noch im Saarland. Na das geht ja gut los!

Es half aber alles nichts, schließlich hatte der 31-Jährige ja Programm. „Mir wurde zugesichert, dass der Koffer bis Montagabend im Hotel ist“, sagt er. Doch als er um 22.30 Uhr dort ankommt – Nichts! „Ich bin sogar nochmal zum Flughafen gefahren, aber auch das half nichts.“ Kein Ansprechpartner, kein Koffer. „Ich hatte quasi nur das, was ich am Leib trug – zum Glück gab es im Hotel Zahnbürste und Rasierer“, sagt der 31-Jährige.

Bilic mit der frisch gewählten Bundestagspräsidentin Julia Klöckner und der geliehenen Krawatte. Foto: privat
Bilic mit der frisch gewählten Bundestagspräsidentin Julia Klöckner und der geliehenen Krawatte. Foto: privat

Auch nach dem Aufstehen am Dienstagmorgen fehlt vom Koffer jede Spur. Und darin sind nicht nur alle Klamotten und Utensilien, die es braucht, sondern auch die Krawatten. Doch auch in Berlin gibt es zum Glück hilfsbereite Menschen. Thomas Gebhart, Abgeordneter aus der Südpfalz, lieh Bilic eine Krawatte. „Dafür bin ich echt dankbar, auch wenn sie jetzt nicht unbedingt mein Geschmack war“, lacht Bilic. Schnell ist sie um den Hals gebunden, das Erscheinungsbild standesgemäß für die erste Sitzung im Bundestag. Behält er den Schlips? „Ich muss nochmal mit Thomas reden, vielleicht überlässt er sie mir ja als Glücksbringer“, lacht er.

Die Nacht vor der ersten Sitzung war nicht einfach. Quasi nackt habe er schlafen müssen, am Dienstag dann dasselbe Hemd nochmal anziehen zu müssen sei „sehr unangenehm gewesen“. Zum Glück sei er am Montagmorgen früh um vier Uhr nicht in Jeans zum Flughafen nach Saarbrücken gefahren.

Florian Bilic (hier schon ohne Krawatte) mit Büro-Kollegin Ellen Demuth und Harald Orthey. Foto: Privat
Florian Bilic (hier schon ohne Krawatte) mit Büro-Kollegin Ellen Demuth und Harald Orthey. Foto: Privat

Von den Eindrücken seines ersten Tages zeigt sich Bilic überwältigt. Der Tag begann um 8.30 Uhr mit einem Gottesdienst, dann ging es direkt ins Plenum. „Einfach beeindruckend, den Adler, die blauen Stühle zu sehen“, sagt der CDU-Mann. Die Rede des erfahrenen Gregor Gysi fand er nicht so gut, die von Parteikollegin Julia Klöckner- die zur Bundestagspräsidentin gewählt wurde – dagegen erwartungsgemäß gut. Auch sonst waren die ersten Eindrücke viel. „Da prasseln 1000 Sachen auf dich ein“, beschreibt Bilic seinen ersten Tag. Allerdings hat es ihm eher Lust auf mehr gemacht, in Ehrfurcht erstarren möchte er nicht.

Bilic mit zwei weiteren Pfälzer Kollegen Jan Metzler und Johannes Steiniger. Foto: Privat
Bilic mit zwei weiteren Pfälzer Kollegen Jan Metzler und Johannes Steiniger. Foto: Privat

Ganz allein muss er es auch nicht schaffen. Neben den vielen anderen pfälzischen und saarländischen Abgeordneten hat Bilic auch schon zwei Mitarbeiterinnen gefunden. „Eine davon kommt sogar aus der Pfalz, das hilft ungemein“, sagt er. Nicht nur bei dem Abarbeiten der vielen Nachrichten, die ihn erreicht haben. Laut ihm seien es um die 500 bis 600 Mails, die ihn erreicht haben. Sei es von Bürgern, Verbänden, Institutionen oder auch Lobbyisten.

Auch viele Menschen hat er kennengelernt und die Abläufe im politischen Berlin. Ein provisorisches Büro teilt er sich mit der pfälzischen Abgeordneten Ellen Demuth. Das ist aber etwas stickig mit vier Schreibtischen und vier Stühlen und mit Sicherheit nur für den Übergang. Endgültig entschieden wird das wohl erst, wenn eine Regierung gefunden ist.

„Das lange Warten nach der Wahl hat sich aber gelohnt“, ist er sich sicher. Jetzt, wo er offiziell Bundestagsabgeordneter ist, ist es nochmal ein ganz anderes, besonderes Gefühl. Parallel laufe aber auch noch die Arbeit als Pfälzerwaldverein-Geschäftsführer. „Wir sind da aber auf einem guten Weg, eine Lösung zu finden. Ich kann da ja nicht von heute auf morgen einfach Tschüss sagen“, meint Bilic.

Endlich Abgeordneter: Ein Erinnerungs-Selfie im Plenum muss sein. Foto: Privat
Endlich Abgeordneter: Ein Erinnerungs-Selfie im Plenum muss sein. Foto: Privat

Was ihm fehlt? „Ganz klar die Familie“, sagt er. Vor allem seine Frau und die 2,5 Jahre alte Tochter. Da wäre es nach einem so anstrengenden ersten Tag schön, die beiden abends bei sich zu haben. Aber damit sie sich auch zukünftig vielleicht in Berlin sehen können, gibt es eine Lösung. Der 31-Jährige hat eine kleine Wohnung in Berlin Mitte finden können von einer ehemaligen FDP-Abgeordneten.

„Das ist auch ein bisschen Vorsorge, damit wenn so etwas wie mit dem Koffer passiert, ich immer auf Reserven zurückgreifen kann“, lacht Bilic. Übrigens: Der Koffer ist nun endlich auch aus dem Saarland in Berlin angekommen. Nun kann Bilic auch Anzug  und Krawatte wechseln und ist bestens vorbereitet auf die nächsten Tage als Bundestagsabgeordneter.


Du willst mehr News aus Pirmasens? Abonniere jetzt kostenlos den Newsletter und erhalte die neusten Nachrichten aus der Stadt bequem ins Mail-Postfach. Einfach hier klicken: