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Charme & Scham – Zwei Räume, zwei Stimmen und eine Stadt als Bühne
von Julia ScheppEine Doppelausstellung im FORUM ALTE POST von Jonas Mayer und Dennis Di Biase
Die Ausstellung „Charme & Scham“ wird am Sonntag, 25. Mai, um 11:00 Uhr im FORUM ALTE POST feierlich eröffnet. Die Vernissage findet in Anwesenheit der beiden Künstler Jonas Mayer und Dennis Di Biase statt und wird musikalisch umrahmt. Nach der Begrüßung durch Frederic Krämer, 1. Vorsitzender des kunst & kultur pirmasens e. v., sowie Denis Clauer, Kulturdezernent der Stadt Pirmasens, haben die Gäste Gelegenheit, individuell mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen und erste Eindrücke ihrer Werke zu sammeln. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.
Jonas Mayer: Stadtbild zwischen Komik und Kommentar
Im Erdgeschoss zeigt Jonas Mayer Arbeiten, die auf Beobachtungen und Fundstücken aus dem Stadtraum basieren. Der Künstler hat Pirmasens zu Fuß erkundet, fotografisch dokumentiert und dabei eine visuelle Sammlung urbaner Merkwürdigkeiten angelegt – von übertriebenen Absperrungen bis hin zu grellen Immobilienanzeigen in Neonfarben. Diese Fotografien dienen Mayer als Rohmaterial für seine Malereien, in denen die Realität mal detailgetreu, mal verfremdet wiederkehrt.

Besonderes Augenmerk legt Mayer auf die Ambivalenz des Stadtraums: Werbeplakate, tote Fenster mit Plastikblumen oder anonyme Graffitis werden zur ästhetischen wie gesellschaftlichen Reflexionsfläche. Der Künstler kommentiert nicht, sondern beobachtet – mit einem feinen Gespür für Ironie und visuelle Reduktion. Seine Malereien sind dabei oft Teil einer Serie, deren urbane Details sich erst auf den zweiten Blick erschließen.

Dennis Di Biase: Scham als künstlerischer Forschungsprozess
Im ersten Stock richtet Dennis Di Biase seinen Blick nach innen. Sein Zugang zur Ausstellung ist geprägt von Introspektion, Prozesshaftigkeit und dem Versuch, Emotionen wie Scham sichtbar und erfahrbar zu machen. Dabei begreift er Scham nicht nur als individuelle Empfindung, sondern als kulturell geprägtes Phänomen mit sozialer Relevanz.

Zentraler Bestandteil seines Ausstellungsraums ist ein Tisch aus seinem Atelier, der als offenes Quellenverzeichnis fungiert. Hier liegen Bücher, Notizen und Markierungen, die Einblick in den Denk- und Schaffensprozess des Künstlers geben. Der Tisch lädt das Publikum ein, sich durch persönliche Spuren und Referenzen einen eigenen Zugang zu den ausgestellten Werken zu erarbeiten.

Viele von Di Biases Werken kreisen um autobiografische Erlebnisse. Besonders eindrucksvoll ist eine Arbeit, die sich mit sogenannten „Strafarbeiten“ aus seiner Kindheit beschäftigt – pädagogisch fragwürdige Übungen, die er nun künstlerisch reflektiert. Ein Gästebuch ergänzt diesen Raum – es fordert Besucher auf, anonym aufzuschreiben, wofür sie sich schämen. So wird das Thema der Ausstellung dialogisch erweitert und in eine kollektive Dimension überführt.
Kontraste als kuratorisches Konzept
Obwohl beide Künstler unterschiedliche Wege einschlagen, greifen ihre Werke ineinander. Während Mayer mit der Stadt spielt, sie dokumentiert und in neue Kontexte überführt, stellt Di Biase die Frage nach dem Ich im Spannungsfeld von öffentlicher Wahrnehmung und innerem Rückzug. Die Ausstellung lebt vom Kontrast: Sichtbarkeit und Verborgenes, Humor und Ernst, Außenwelt und Innenleben stehen sich gegenüber – und bilden dennoch ein stimmiges Ganzes.
Interessant ist auch der gemeinsame Arbeitsprozess: Beide Künstler kennen sich gut, haben ein gemeinsames Atelier geführt und sich über Jahre hinweg inhaltlich ausgetauscht.
Begleitprogramm: Führungen, Vortrag und Dialog
Zur Ausstellung wird ein umfangreiches Begleitprogramm geboten. Drei öffentliche Führungen laden dazu ein, die Ausstellung vertieft zu erleben:
- Sonntag, 25. Mai, 16:00 Uhr (Eröffnungstag)
- Sonntag, 29. Juni, 11:30 Uhr (Expertenführung)
- Sonntag, 13. Juli, 16:00 Uhr (Abschluss)
Die Führungen werden entweder von den Künstlern selbst oder vom Vorstand des Kunstvereins geleitet. Die Teilnahmegebühr beträgt 7,50 Euro (inkl. Eintritt und Führung). Eine Anmeldung ist erforderlich unter 06331 2392716 oder auf der Website.
Ein weiterer Höhepunkt ist der Vortrag von Dr. Ulrich Blanché zum Thema „Urban Art“, der Einblicke in zeitgenössische städtische Kunstformen bietet und einen theoretischen Rahmen zu den künstlerischen Arbeiten eröffnet. Der Eintritt zum Vortrag beträgt 10 Euro. Weitere Details und Veranstaltungen sind im offiziellen Veranstaltungskalender des Hauses zu finden.
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