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Das Geheimnis hinter der Nummer 22
von Andreas PetryBrennerei Hügel präsentiert neue Kreation
Exklusiv auf 380 Flaschen á 0,5 Liter limitiert, in Pirmasens-Fehrbach in traditioneller Handwerkskunst gebrannt und mit 46 Prozent auch dort abgefüllt. Das ist er, der „Hügel 22 Whisky“, der am Samstagnachmittag in der gleichnamigen Brennerei offiziell vorgestellt wird. Ich durfte bei meinem Besuch schon vorab einige erste Schlückchen dieses edlen, goldfarbenen Destillats probieren. Mein Fazit: Ein komplexes Profil mit dem Geschmack von Vanille und Karamelle, abgerundet durch ein erkennbares Brot und Malzaroma. Jeder Schluck kam einer Expedition von verschiedenen Nuancen gleich.
Es macht mich neugierig mehr über den Whisky-Schöpfer Christian Hügel, die Destillationskunst und die Geschichte der Brennerei in der Tiroler Straße 51 in Fehrbach zu erfahren.

Natürlich will ich wissen, was es mit der 22 auf sich hat. Nicht nur der Whisky auch die Serie eines Gin und acht verschiedener exklusiv gefilterter Obstbrände firmieren mit den Slogan „neu-jung-geschmackvoll“ unter dem gleichen Label mit der Schnapszahl „Hügel 22“ – Nomen est Omen! „Die 22 ist meine persönliche Glückszahl. Ich bin an einem 22. im Pirmasenser Krankenhaus geboren und Im Dellbrunnen 22 in Hengsberg aufgewachsen“, löst Hügel das Rätsel, als er mir die die Brennlage beschreibt.
Nicht 2022, sondern im Dezember 2021 wurde der Whisky in einem mit Bourbon vorbelegten Eichenfass des Bad Dürkheimer Fassbauers Eder im Keller in Fehrbach eingelagert. „Ich trinke selbst gern schottischen sowie irischen Whisky und habe auch den Deutschen schätzen gelernt“, erklärt der von 2018 bis 2020 an der Fachschule für Landwirtschaft in Offenburg ausgebildete Brenner, den Grund seiner Pirmasenser Whiskykreation, der ersten kommerziellen in der Südwestpfalz!

Die Herstellung passiert immer nach dem gleichen Schema. Hügel. „Als Grundbasis dient eine auf unsere Wünsche abgestimmte Gerste, die wir von einem Großhändler beziehen.“ Das gemälzte Getreide inklusive der Enzyme wird mit Wasser vermischt, um die Stärke in Zucker umzuwandeln. Durch Zusatz von Hefe wird der Gärvorgang gestartet und zu Alkohol vergärt. Hügel: „Bei den Obstbränden dauert der Gärungsprozess bei mindestens 16 Grad sechs Wochen, acht Tage beim Whisky.“ Danach erfolgt die Destillation, in der mit Heizöl betrieben Brennanlage. In den Kupferkessel, der im Wasserbad liegt, wird die Masse hineingegeben. Durch die Hitze steigt der Alkoholdampf nach oben und wird in der sogenannten Kolonne dreifach gebrannt.
„Ein Katalysator mit Kupferoberfläche reinigt den Alkoholdampf, bevor der noch gasförmige Schnaps ins Geistrohr geht“, erklärt der 35-jährige Familienvater eines Sohnes. Durch den mit Wasser durchfluteten Gegenstromkühler verflüssigt sich der Dampf und durch die Abtrennautomatik kommt der Vorlauf, Hauptlauf und Nachlauf aus dem Hahn. „Der Hauptlauf erreicht bei den Destillaten in der Regel 75 Prozent. Den Whisky haben wir bei 60 Prozent eingelagert“, nennt der Brenner mir die Alkoholwerte.“ Während der Einlagerung testet Hügel mehrfach das Destillat. „Rinnen da 60 bis 75 Prozent an reinem Alkohol durch ihre Kehle?“, will ich von Hügel wissen. Der lächelt kurz: „Ja klar, aber das sind ja nur klitzekleine Schlückchen.“
Nach drei Jahren kommt der Feinschliff, wenn der Whisky mit Wasser gemischt und auf Trinkstärke heruntergesetzt wird. Vom Pirmasenser Wasser schwärmt der gelernte chemisch-technische Assistent in höchsten Tönen: „Wir haben mit die beste Wasserqualität in Deutschland mit einem ganz geringen Härtegrad.“

Mit 58 Prozent kam der Whisky aus dem Fass. Beim Filtern mit einer über 5000 Euro teuren, patentierten Anlage versucht Hügel noch mehr Aroma in den charakterstarken Getreidebrand zu bekommen. Letztlich sind es 380 Flaschen gefüllt mit 0,5 Liter des 46 Prozent Alkohol starken Destillat aus gemälztem Getreide geworden. „Die Flasche Nr. 1 bleibt bei uns, die werden wir vielleicht irgendwann versteigern“ sagt Hügel, der noch mehrere Whiskys mittlerweile angesetzt hat. „Die letzte übrigens im Dezember 24“, berichtet er und verrät, dass er eines der mit dem goldenen Saft gefüllten Fässer gerne länger liegen lassen möchte.
Aber wie kommt Hügel dazu, den Beruf des Brenners zu erlernen? „Eine lange Geschichte“, berichtet er im Beisein seines Vaters Karl-Heinz, dem Inhaber der Brennerei und Mitinhaber der Gebrüder Hügel Transporte GmbH, dem Gebietsspediteur für Jet-Tankstellen.
„Der Papa hat damals in der Brennerei Kehrer als Hobbybrenner mitgearbeitet“, so startet Hügel eher traurig den Angang der Geschichte und fährt fort: „Als Klaus Kehrer 2015 verstorben ist, haben wir die Brennerei übernommen und ich habe meinem Vater geholfen.“ Wiederum schlug das Schicksal, diesmal nicht ganz so dramatisch zu. Hügel weiter: „2017 hat sich mein Vater die rechte Schulter gebrochen, da habe das komplett übernommen.“ Zur Freude des Vaters: „Die Jugend soll nach vorne. Die haben die Ideen“, traut Vater Karl-Heinz nicht nur Sohn Christian viel zu. Das Marketing inklusive Logos stammt auch aus Familienhand. Dafür ist Hügels Schwester Stephanie verantwortlich. An der Düsseldorfer Uni arbeitet sie derzeit an ihrem Master für Kulturästhetik und Medien.

Aktuell bietet die Brennerei 24 Obstbrände in verschiedenen Qualitäten, drei Kräuterbände, 14 Liköre, den Gin und jetzt auch den „Whisky Hügel 22“ an. „Wegen Corona konnte wir 2020 leider noch nicht so durchstarten, wie wir uns das vorgestellt haben“, berichtet er. Stolz darf Hügel auch auf die zahlreichen Auszeichnungen mit Gold-, Silber- und Bronzemedaillen der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, bei den World Spirits Awards und den Craft Spirits Berlin sein. Eine Stärke der Hügels: „80 Prozent des Obstes kommen von unseren naturreinen Streuobstwiesen in Fehrbach, Hengsberg und Eppenbrunn. Der Rest wird von deutschen Großhändlern im Umkreis von 100 Kilometern dazugekauft.“
Weit mehrere tausend Kilometer ist Hügel im Jahr zu seinen Kunden unterwegs, wenn er auf Märkten seine Produkte verkauft. „Wir sind in der Pfalz, aber auch viel im gesamten Ruhrpott vertreten“, nennt er die von ihm besuchten Verkaufsgebiete. Die Beliebtheit der Produkte drückt sich auch in der Anzahl der deutschlandweiten Vorbestellungen seines Whiskys aus. „30 Flaschen sind bereits reserviert.“
Und welche Brände schenkt sich Hügel selbst am liebsten in seine Gläslein ein? „Die Zwetschge ist mein absoluter Favorit, gefolgt von den herrlichen Aromen des Sauerkirchenbrandes.“
Dann mal auf zur Premiere und Probieren am Samstag, ab 15 Uhr, in der Brennerei Hügel in Fehrbach.
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