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„Der Komet lebt weiter – So ist der Plan!“
von Thomas Müller • Titelfoto: Thomas MüllerGeschäftsführer Armin Knerr über die Zukunft der Schaustellerzeitung
Es hat etwas Anmutiges an sich, wenn Armin Knerr den Schrank öffnet, in dem die gebundenen Ausgaben der Schaustellerzeitung Komet stehen. „So hat alles angefangen“, sagt er während er die Erstausgabe in schwarzweiß in den Händen hält.
Die Nuller-Erstausgabe datiert aus dem September 1883! Gegründet vom Pirmasenser Buchdrucker Wilhelm Neumann in der Schillerstraße, Titel: „Der Komet – Organ zur Wahrung der Interessen der Besitzer von Sehenswürdigkeiten und Schaustellungen aller Art.“ Was folgt, ist eine Erfolgsgeschichte: Schnell kamen die ersten 1000 Abonnenten zusammen, das Blatt entwickelt sich zum wichtigen Medium für Schausteller aus aller Welt. Wer sich über Feste, Märkte, Neuigkeiten und allerlei Kuriositäten informieren will, kommt am Komet nicht vorbei. Das ist bis heute so.

Armin Knerr sitzt am Tisch der heutigen Firmenzentrale in Winzeln, in der Hand hat er die neuste Ausgabe. Mittlerweile ist es Nummer 5838, die nächste ist schon in der Mache. Drei Ausgaben gibt es pro Monat, immer zum 10., 20., und 30. Quasi sein komplettes Arbeitsleben hat Knerr beim Komet verbracht, nur mit zwei Jahren Unterbrechung bei der Bundeswehr. „Ich habe noch Schriftsetzer gelernt und dann so ziemlich jede Station durchlaufen, die es hier gibt“, sagt er. Seine Augen leuchten, wenn er sich daran erinnert.
2015 hat Knerr den Posten des Geschäftsführers übernommen. Und später die wohl schwerste Zeit des Unternehmens miterlebt. „Corona hat uns völlig aus den Socken gehauen, von heute auf morgen stand das ganze Geschäft still, Feste und Märkte fanden ja nicht mehr statt“, sagt er. Innerhalb einer Woche brach alles zusammen, rund die Hälfte der rund 3000 Abonnenten sprang ab, auch der Anzeigenmarkt kam zum Erliegen. Nur mit Mühe gelang es, überhaupt in irgendeiner Form weiterzumachen.

Aufgeben steht und stand für Knerr nicht zur Debatte. „Ich möchte nicht derjenige sein, der den Laden hier zusperrt“, lacht er. Mittlerweile gab es viel Neues und auch Umstellungen. So gibt es seit zwei Jahren nicht nur ein gedrucktes Magazin, sondern auch eine digitale Ausgabe. Außerdem wird der komplette Bestand aller erhaltenen Hefte aufwendig digitalisiert und ein Online-Archiv aufgebaut. Dazu steht Melanie Morandi von der Firma Brohl aus Kaiserslautern in einem Raum und scannt fleißig Seite um Seite ein, damit alles für die Nachwelt erhalten bleibt.

„Aber das ist nur ein Bereich, in dem wir uns neu aufstellen müssen“, sagt Knerr. Er läuft durch die großen leeren Hallen des Anwesens, wo früher Scanner, Computer und Druckmaschinen standen. Mittlerweile ist das Gebäude an die Firma Ring verkauft, der Komet hat sich raumtechnisch verkleinert. Am Standort selbst gibt es noch elf Mitarbeiter, zwei sind im Außendienst unterwegs. Hinzu kommen rund 15 Freie, die Texte für die Zeitschrift liefern.
Besonders ärgerlich: Kurz vor der Corona-Pandemie hat der Komet in eine andere Sparte investiert, den Großplakat-Druck. „Aber auch das ist von heute auf morgen nicht mehr gebraucht worden“, sagt Knerr. Maschinen und Unmengen an Spezial-Papier, die angeschafft worden waren, wurden plötzlich unnötig. Dabei hängen noch einige große Poster an der Wand, die von besseren Zeiten zeugen.

Mit seinen 66 Jahren denk Armin Knerr auch langsam ans Aufhören. Einen Nachfolger hat er zwar noch nicht gefunden, ist sich aber sicher, dass es weitergeht. Auch im Rentenalter mit über 50 Jahren Berufserfahrung hat er noch Ideen. Eine eigene App hat der Komet längst schon, aber Knerr schwebt Größeres vor. „Der Grundstein für die Digitalisierung ist gelegt, aber wir müssen weiterdenken“, sagt er. So schwebt ihm zum Beispiel eine Plattform zum Austausch der Schausteller und Veranstalter vor, wo unter anderem auch Tickets verkauft oder Reisen organisiert werden können.

Schließlich ist der Komet seit den 1950er Jahren offizielles Mitteilungsorgan des Deutschen Schaustellerbundes und des Bundesverbandes Deutscher Schausteller und Marktkaufleute. Und das soll sich auch nicht ändern, wenn der Geschäftsführer in Rente geht.
Richtig in die Karten schauen lassen will er sich nicht, sagt lediglich, dass man sich in Gesprächen befindet. „Der Komet lebt weiter – So ist der Plan!“, sagt er.
Bleibt zu hoffen, dass der Komet überlebt, denn in neun Jahren würde er sein 150-jähriges Bestehen feiern.
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