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Deutsches Schulsystem in fünf Sprachen erklärt
von Thomas Müller • Titelfoto: Thomas MüllerElternabend für Migranten, Asylanten und Kriegsflüchtlinge
Das Gedränge ist groß an der Berufsbildenden Schule in Pirmasens, es müssen noch dringend Stühle herangeschafft werden. Mittendrin: Schulsozialarbeiterin Gabi Barthel. Sie hält weiße Blätter in den Händen, darauf stehen Englisch, Arabisch, Russisch, Ukrainisch und Farsi. Ein Sprachkurs? Nein, es ist ein Elternabend für Migranten, Kriegsflüchtlinge und Asylanten.
Organisatorin Barthel strahlt. „Bis heute Morgen hatten wir 70 Anmeldungen.“ Doch es sind definitiv mehr Familien, die sich für Informationen zum deutschen Schulsystem und auch duale Ausbildungen interessieren. „Jugendliche sind oft in der schwierigen Situation sich selbst erziehen zu müssen, da ihre Eltern zu wenig über Schul- und Berufswege wissen“, sagt Barthel, die selbst an der Käthe-Dassler-Realschule-Plus arbeitet.
Dieser Fakt sorge dafür, dass es den Schülern oft an Motivation fehlt und die Eltern ratlos zurückbleiben. Viele Unterstützer hat Barthel mit ins Boot geholt, unter anderem die Handwerkskammer, Arbeitsagentur, Jugendmigrationsdienst, Ausländeramt oder den Internationalen Bund. Aber auch der Pakt für Pirmasens ist gekommen. Aber auch Lehrer und Azubis aus verschiedenen Ländern sind vor Ort, um sich mit Interessierten auszutauschen.
Nach einer Begrüßungsrunde in fünf Sprachen werden die Teilnehmer in Gruppen aufgeteilt. Dort gibt es massig Informationen zum deutschen Schulsystem, aber auch Videos mit Untertiteln werden gezeigt. In jedem Raum sind Übersetzer, die in der jeweiligen Muttersprache die Informationen weitergeben. Zwei davon sind Dennis Anton und Alina Suhak. Dennis studiert Lehramt in Landau, kam als Einjähriger aus Russland nach Deutschland. „Da Russisch und Ukrainisch verwandt sind und viele Ukrainer auch Russisch sprechen, gibt es hier keine Probleme“, sagt Dennis. Alina kam vor fünf Monaten aus Kiew nach Pirmasens. Die 24-Jährige möchte hier eine Ausbildung als Grafik-Designerin machen, spricht selbst schon ein bisschen Deutsch. Wo es hakt, wird mit Englisch nachgeholfen. Es geht multilingual an der BBS zu, aber irgendwie verstehen sich alle.
Außerdem gibt es QR-Codes, die Eltern einfach mit dem Handy abscannen können und so auf ein Portal weitergeleitet werden, in dem es noch mehr Wissenswertes gibt. „Wir alle sind hier, um den Leuten zu helfen und viele nehmen diese Hilfe auch an“, freut sich Barthel. Zwei davon sind Ludmilla und Tochter Anastasia. Vor knapp einem Jahr kamen sie aus Odessa nach Deutschland. Die 17-Jährige besucht gerade an der BBS einen Sprachkurs. Und sie hat auch schon eine genaue Vorstellung, was sie mal machen will. „Ich will Zahnärztin werden“, sagt sie auf Deutsch. Dass sie dazu in Deutschland Abitur braucht, um studieren zu können, hat sie nun erfahren. Auch Mama Ludmilla freut sich über den Info-Abend. „In der Ukraine ist vieles anders, da ist man meist mit 21 mit allem fertig und arbeitet.“
Dass es Unterschiede zu anderen Ländern gibt, weiß auch der stellvertretende Schulleiter der BBS, Markus Kiefer. „Genau das gilt es den Leuten zu erklären, wie viele Möglichkeiten es in Deutschland gibt“, sagt er. Er muss es wissen, denn allein an der BBS mit ihren 1400 Schülern sind zahlreiche Abschlüsse möglich.
Zufrieden nach Hause mit ganz viel neuem Wissen im Gepäck gehen alle. Auch Organisatorin Barthel. „Der Abend hat gezeigt, wie wichtig der Austausch und das Interesse an Information ist.“
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