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Die Klub im Höhenflug
von Oliver Siebisch • Titelfoto: Oliver SiebischZwischen 1974 und 1978 erlebte die Klub eine Hochphase, denn sie war in der 2. Bundesliga Süd vertreten. Dies war nicht zuletzt durch die Stadt Pirmasens ermöglicht worden. Sie hatte das Stadion des FKP für zwei Millionen Mark erworben und so erst die finanzielle Grundlage für die Teilnahme an der neu geschaffenen Liga hergestellt.
Der damalige Präsident, Gustav Käfer, erklärte rückblickend, dass er mit Gewalt in die erste Bundesliga wollte. In der zeitgenössischen FKP-Postille war von der Klub als einzigem pfälzischen Verein die Rede, der „in der zweithöchsten Fußballklasse“ Garant für eine neue Attraktivität der Sportart in Pirmasens sei. Damit dies nach einer schwachen Leistung der Klubelf in der vergangenen Saison gewährleistet sei, müssten jedoch Tore fallen. Dass das Stadion am Horeb von allen Gegner gefürchtet werden soll, war von jetzt an der Leitsatz des neuen Trainers Bernd Hoß; als spezifische Strategie der Klub wurde 1974 das Angriffsspiel bezeichnet.
Vor nunmehr 50 Jahren befand sie sich als Vizemeister zum fünften und letzten Mal in den Bundesliga-Aufstiegsspielen. Das Hinspiel gegen Bayer Uerdingen vor 15.000 Zuschauern auf dem Horeb gab Anlass zur Hoffnung (4:4), doch das Rückspiel in Krefeld endete mit einem Debakel (0:6). Die damaligen gegnerischen Spieler hatten sogar den Eindruck, dass die Klub nicht aufsteigen „wollte“.
Um mehr über das historische Spiel zu erfahren, sind wir in einer Pizzeria auf der Ruhbank mit der Trainer-Legende Robert Jung (Titelfoto) verabredet, der seinerzeit Mannschaftsmitglied war. Der heute 80-jährige erinnert sich noch lebhaft an die bedeutsamen sportlichen Begebenheiten, hat zudem viel Material in Bild und Schrift mitgebracht.
„In zwei Relegationsspielen gegen den Nord-Vize Bayer Uerdingen“, erklärt Jung, „musste der Aufsteiger ermittelt werden. Im Heimspiel führten wir bei strömendem Regen zur Halbzeit schon 4:1, als Torwart Klaus Pudelko verletzt ausschied. Ersatztorwart Hornung kam ins Spiel. Unser Libero Gentes scheiterte beim Stand von 4:2 mit einem Elfmeter. Letztlich kamen wir nicht über ein 4:4 hinaus.“ Vor dem Spiel hatte der nachmalige Studienrat Jung übrigens erfolgreich sein mündliches Staatsexamen in Mathematik an der Universität des Saarlandes abgelegt.
Auch das nach einer Busanfahrt beginnende Debakel in Krefeld hat Jung bis heute deutlich vor Augen und beteuert, wie schon in der Vereinschronik zu lesen ist, dass es keine Absicht gewesen sei: „Es war so ein Spiel, in dem alles schiefging, was schiefgehen konnte. Das Unheil begann in der 20. Minute nach einer Eckballfaustabwehr von Pudelko. Der Uerdinger Verteidiger Lurz nahm den Ball aus 20 Metern volley und donnerte ihn in den Torwinkel zum 1:0. Danach fielen innerhalb von zwei Minuten zwei weitere Tore nach missglückten Abseitsfallen. Der Gegner wuchs über sich hinaus, und wir resignierten.“
Danach waren die Zeiten der Klub in der 2. Bundesliga Süd gezählt. Nur durch einen freiwilligen Rückzug von Röchling Völklingen im Jahr 1977 konnte der Klassenerhalt erreicht werden. Es folgte 1978 der Abstieg mit einer Rekord-Negativbilanz. Jung denkt indessen gerne an die große Zeit des FKP zurück, setzt sich nach unserem Gespräch lächelnd auf die Ruhbank und blickt der Sonne entgegen.
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