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Laura DIehl ist Vorsitzende der Taubenhilfe in Pirmasens. Foto: privat

„Die Mehrzahl der Pirmasenser ist taubenfreundlich”

von Lisa McKenna

Vereins-Gründerin Laura Diehl im Gespräch

„Wir haben hier in Pirmasens wirklich gesunde Stadttauben“, sagt Laura Diehl (Titelfoto) stolz. Die Gründerin des Vereins „Taubenhilfe Pirmasens“ hat 2016 am Straßenrand eine verletzte Taube gesehen, so fing alles an. „Zuerst bin ich vorbeigefahren, aber nach ein paar Kilometern musste ich einfach umdrehen und sie einsammeln“, erzählt die Pirmasenserin. Die Geschichte hatte für das Tier leider kein Happy End, denn in der Tierklinik konnte ihm nicht mehr geholfen werden. Aber dieses Erlebnis war der Funke, der die junge Frau auf die Idee brachte, sich selbst um hilfsbedürftige Tauben zu kümmern. 2017 gründete sie die „Taubenhilfe Pirmasens“, deren Vorstand sie heute gemeinsam mit ihrer Kollegin Sarah Bohrer ist. Auf dem Markt habe sie damals auf die neu gegründete Taubenhilfe aufmerksam gemacht sich darauf vorbereitet, hin und wieder für die Stadttauben im Einsatz zu sein. „Die Wendung, die dieses Projekt dann allerdings genommen hat, habe ich nicht kommen sehen“, sagt Laura Diehl und lacht. Gerechnet hatte Diehl mit etwa zehn bis zwanzig jährlichen Einsätzen. Die Realität überschwemmte die Taubenschützerin jedoch bereits im ersten Jahr mit 120, im zweiten Jahr mit 240 Notfällen. Bis 2021 gingen die Zahlen stetig nach oben.

Tauben dienten in den Kriegsjahren als Fleisch- und Eierversorgung

Doch wie kommt es überhaupt zu den Taubenpopulationen in den Städten? Zum Hintergrund erklärt Laura Diehl, dass die Menschen Tauben in den Kriegsjahren zur Versorgung mit Fleisch und Eiern züchteten. Vor der Intensivierung der Zucht brüteten Tauben, wie andere Wildvögel auch, ein bis zwei Mal im Jahr. Durch die vermehrte Nutzung zur Fleisch- und Eierproduktion jedoch erreichte man, dass Tauben dauerhaft brüten und alle zehn Wochen ein neues Gelege bilden. Nach Ende des Krieges wurden die Tauben aufgrund alternativer Nahrungsquellen nicht mehr gebraucht, die Taubenschläge wurden geöffnet und die Tiere wurden in die Freiheit entlassen. Zudem sei es auch heute noch üblich, dass Brieftaubenzüchter jährlich viele Tiere frei lassen, die sich dann neu ansiedeln müssen und ihre engmaschige Brut weiterführen, so Diehl. 

Ein verletztes Täubchen, versorgt von der Taubenhilfe. Foto: privat
Ein verletztes Täubchen, versorgt von der Taubenhilfe. Foto: privat

Abhilfe wurde in Pirmasens 2021 mit der Gründung eines städtischen Taubenschlages in der Ringstraße geschaffen. Da Tauben standortgebundene Schwarmtiere sind, fällt es ihnen leicht, den Taubenschlag zu finden – so orientieren sich neu hinzugekommene Tiere an den bereits ansässigen und fliegen ihnen hinterher in den Schlag. Mittlerweile leben zwischen 400 und 500 Tauben im städtischen Taubenschlag, der vom Tierheim betreut wird. Zur Populationskontrolle werden die Eier der dort ansässigen Tauben gegen Gipseier ausgetauscht. Infolgedessen reduzierte sich die Zahl der jährlichen Notfälle erheblich. „Früher hatte ich ganz oft abgemagerte Jungtiere aus der Innenstadt. Das kommt durch den Taubenschlag heute fast gar nicht mehr vor“, sagt Diehl. Artgerechtes Körnerfutter gebe es für die Tauben dort ebenfalls. Daher sei das „Tauben bitte nicht füttern“-Schild am Exerzierplatz im Sinne der Taubenhilfe berechtigt. Laura Diehl, Sarah Bohrer und einem Team von 15 ehrenamtlichen Helfern und Helferinnen betreuen zudem einen Taubenschlag in Erlenbrunn. 

Unterstützung kommt von Stadt, Ordnungsamt und dem Tierheim

Das es den Stadttauben in Pirmasens gut geht, sei nicht zuletzt auch der Unterstützung der Stadtverwaltung und des Ordnungsamtes zu verdanken. „Andere Taubenschützer müssen für so etwas jahrelang kämpfen“, so Diehl. 

Dennoch gibt es einige Gefahren, denen auch die Pirmasenser Stadttauben ausgesetzt sind. Hauptsächlich sind dies Autounfälle, Übergriffe durch Katzen und Menschen, die ihnen nicht wohlgesonnen sind. „Viele Menschen hassen sie leider. Es kommt oft vor, dass Tauben auf geöffnete Dachböden fliegen. Anstatt uns anzurufen, damit wir die Tauben umsiedeln, werden die Dachböden einfach verschlossen bis die Tauben dort qualvoll verenden. Nach ein paar Wochen werden die toten Tiere dann entsorgt. Das ist für uns das Hauptproblem“, erzählt Laura Diehl, die ihre Hilfe kostenfrei zur Verfügung stellt: „Alles, was es die Menschen kostet, ist ein Anruf. Wir kommen und helfen, sobald wir können“. Die menschliche Wahrnehmung der Stadttauben ist durch Redensarten wie etwa „Ratten der Lüfte“ negativ geprägt.

Auch um Jungtauben wie diese kümmert sich der Verein. Foto: privat
Auch um Jungtauben wie diese kümmert sich der Verein. Foto: privat

Das Tauben für Menschen gefährliche Krankheiten übertragen, sei allerdings ein Ammenmärchen. Im Gegenteil, Tauben seien sehr reinliche Tiere, nehmen Bäder und verbringen viel Zeit damit, ihr Gefieder sauber zu halten, sagt Diehl. Die Taubenschützerin berichtet, dass die Wahrnehmung der Pirmasenser gegenüber der Tauben sich im Laufe der Arbeit ihres Vereins sehr stark zum Positiven entwickelt hat. Die Menschen seien offener geworden, schauen nicht weg und sind im Allgemeinen sehr dankbar für die Arbeit der Taubenhilfe. „Neulich hat sich eine Frau einen Kescher gekauft, hat sich auf die Lauer gelegt und konnte eine Taube mit einer Fußverletzung fangen, die uns bereits seit zwei Wochen von unterschiedlichen Menschen gemeldet wurde“, berichtet Laura Diehl. Es gebe auch Postboten, die extra einen Kescher im Auto dabeihaben, falls sie eine hilfsbedürftige Taube sehen. „Ich verstehe, dass nicht alle Menschen die gleiche Leidenschaft den Tauben gegenüber haben wie ich. Es gibt auch viele, die eine verletzte Taube sichern und zu uns bringen, obwohl sie Tauben gar nicht mögen. Das lässt hoffen“, sagt Laura Diehl. Denn auch wenn man die Tauben nicht liebt, haben sie, wie jedes Lebewesen, einen respektvollen Umgang verdient. 

Auf einen Blick

Die Taubenhilfe Pirmasens stützt sich auf ehrenamtlich arbeitende Mitglieder, die die Kosten für die Versorgung der Tauben selbst tragen. Laura Diehl und Sarah Bohrer freuen sich daher über finanzielle Spenden und Sachspenden. Mehr Informationen zur Taubenhilfe gibt es auf ihrer Facebook-Seite „Taubenhilfe Pirmasens e.V.“.


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