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Die Rheinberger-Story
von Oliver Siebisch • Titelfoto: Stadtarchiv PirmasensEin Blick auf die Schuh-Dynastie in zwei Teilen
Auf einer Urlaubsreise in Kamerun stirbt im Januar 1968 der Pirmasenser Ehrenbürger Gustav Rheinberger im Alter von 78 Jahren. Er gilt, wie die PZ feststellt, zu diesem Zeitpunkt als „einer der führenden Unternehmer der Schuhindustrie in Deutschland“. Noch immer wirkt das mächtige Gebäude seiner Schuhfabrik, in dem sich heute auch das Dynamikum befindet, prägend auf das Bild der Stadt. Wie aber ist es zu alldem gekommen?

Bescheidene Anfänge, rascher Aufstieg
Der Gründer der Fabrik, der 1856 geborene Pirmasenser Lehrerssohn Eduard Rheinberger, beginnt ganz im Kleinen: Nach einer kaufmännischen Lehre in der Hartneck’schen Schuhfabrik nimmt er im Jahr 1882 mit sieben Mitarbeitern im sogenannten „Husarenstall“ die Herstellung von Pantoffeln auf. Das Gebäude hatte einst Landgraf Ludwig IX. für seine Husaren bestimmt.

Durch Eduard Rheinbergers gewinnende Art und seine Bescheidenheit wächst der Stamm der Kunden, so dass er bald zur Produktion von Lederschuhen und Stiefeln übergehen und eine neue Fabrikationsstätte in der Ringstraße am Exerzierplatz erbauen lassen kann. Seine Hochzeitsreise hat er zugleich als Werbereise zu seinen besten Abnehmern konzipiert. Hundert Arbeiter sind jetzt schon bei ihm tätig. Gasmotor, Dampfmaschine und Telefon tragen zum weiteren Aufschwung der Firma bei. In Clausen und Lemberg müssen Filialen eingerichtet werden, weil am Exerzierplatz „selbst der letzte Winkel ausgenutzt wird.“

Rheinberger gilt inzwischen als Experte und gibt sein Wissen an deutsche Leistenfabriken weiter. Im Jahr 1905 steht dann ein großer Neubau in der Schachenstraße, und vor dem Ersten Weltkrieg verzeichnet die Firma Rheinberger bereits 1.400 Fabrik- und Heimarbeiter. Nach dem Tod Eduard Rheinbergers im März 1918 übernehmen seine Söhne Gustav und Robert die Firma. Gerade Gustav ist es, der die Geschicke der Firma in stürmischen Zeiten lenken wird.

Neustart nach dem Ersten Weltkrieg
Erlasse und Verordnungen der herrschenden französischen Besatzungsmacht, Kohlen- und Materialmangel erschweren den Brüdern den Neustart. Zudem werden sie vorübergehend ausgewiesen und dirigieren die Schuhfirma von Mannheim aus. Im Jahr 1922 wird diese in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.
Neu- und Anbauten erfolgen in den Jahren 1925 bis 1929. Sie zeugen von erneuter Prosperität. Wie die fabrikeigene Zeitschrift Der Rheinberger (zuvor: Rheinberger-Rundschau) vermeldet, sind es das „leicht verständliche, aber hervorragende Formensystem“, die verstärkte Hinwendung zu einer „modischen Gestaltung“ sowie die verbesserte Qualität, welche dazu beitragen. 1928 werden von 1.800 Mitarbeitern täglich 5.000 Paar Schuhe produziert. Eine neue Werbestrategie hält Einzug: „Lichtreklame und Anzeigen, Aufstellschilder, Kalender und Stundenpläne, Markenzeichen und Plakataffichen, Prospekte, Tonfilm und Diapositive“ treten in den Dienst des Geschäftsinteresses. Das soziale Engagement der Unternehmerfamilie manifestiert sich in der Errichtung des „Eduard-Rheinberger-Altersheims“.

Erfolgreiche und unrühmliche Zeiten zugleich
Die Zeit des Nationalsozialismus schlägt sich auch in der Firmengeschichte nieder. Die Sprache nimmt in ihr die zeittypische, der Diktatur gemäße Färbung an. Der Tod Robert Rheinbergers im Jahr 1937 macht währenddessen seinen Bruder Gustav zum alleinigen Firmenchef und zu einem, so der jetzt aktuelle Sprachduktus, „deutschen Wirtschaftsführer“.
Lies morgen den zweiten Teil der Rheinberger-Geschichte!
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