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Messerundgang mit Jakob Schunk und Delegation (unter anderen: Ministerpräsident Peter Altmeier)

Die „Schuh- und Lederschau“ in Pirmasens

von Oliver Siebisch • Titelfoto: Stadtarchiv Pirmasens

Aus der Anfangszeit der Messe

Es wird gewiss den Tatsachen entsprochen haben, was in einer Broschüre der Stadt Pirmasens festgestellt wurde: „Von Cincinnati bis Tokio, von Helsinki bis Palermo“, so heißt es darin, „verbinden die Schuhfachleute mit dem Namen Pirmasens den Gedanken an die Internationale Schuh, Leder- und Maschinen-Messe.“ Jedes dritte Jahr werde „diese Veranstaltung, von der in der Fachpresse gesagt wird, es sei die größte Schuhfachmesse der Welt, durchgeführt. In diesen Tagen sind alle Dialekte Deutschlands, vereint im bunten Chor mit den Sprachen der Welt, zu hören und an dem großen Ausstellungsgelände flattern im Winde die Fahnen aller Nationen.“ Die für gewöhnlich beschauliche Stadt werde dann zu einem „internationalen Treffpunkt“.

Buntes Treiben auf der Messe in Schwarzweiß. Foto: Stadtarchiv Pirmasens

Dafür, dass dies ins Werk gesetzt werden konnte, waren im Wesentlichen zwei Männer verantwortlich. Einer davon hieß Ludwig Kieffer. Er war Leiter des städtischen Verkehrsamtes. Nach der Währungsreform 1948, die der Wirtschaft wieder Auftrieb verschaffte, stellte er sich, so seine rückblickende Schilderung aus dem Jahr 1967, als eigentlich völlig Unkundiger eine Frage: Wie wäre es, wenn der „Einzelhandel in einer gemeinsamen Ausstellung seine Leistungsfähigkeit beweisen würde, seine Ware aus den Hinterhöfen, den unzulänglichen Notläden herausholen und allen sichtbar auslegen würde?“ Seitens der Stadtverwaltung hätten dafür keine Mittel zur Verfügung gestanden. Die einzige Möglichkeit für die Realisierung war, dass sie sich finanziell selbst trug. Zusammen mit Heinrich Gruber, der später ebenfalls als „Erfinder, Gestalter und Bewahrer der Messen in Pirmasens“ gewürdigt wurde und noch 1994 als Messedirektor im Amt war, begann die Tätigkeit.

Im Jahr 1953 war die Messe, die dritte Internationale Schuh- und Lederschau bereits stark angewachsen. Wie die Pirmasenser Zeitung berichtete, verlief sie weitgehend einmütig, ohne großes Konkurrenzgehabe, da unter einem solchen „das Ganze […] leide und mit dem Ganzen wieder die Einzelglieder.“ Mit der meisterhaft dargebotenen „Fidelio-Ouvertüre“ sei sie eröffnet worden. OB Jakob Schunk (in der Mitte des Titelbildes zu sehen) fungierte als Schutzherr, erhoffte sich auch eine baldige Behebung der „schweren Kriegsschäden“. Ludwig Kiefer wurde auf ihr als „als der geistige Vater und Initiator“ der Schau hervorgekehrt.

Neue Schuhmodelle werden betrachtet. Foto: Stadtarchiv Pirmasens.

Mehrere Vorträge, so weiß ebenfalls die PZ zu berichten, „rund um den Schuh“ fanden statt. Der Zweiheit des Schuhs als „Industrieprodukt“ und in seiner Verbindung mit der „Maschinen- und Zubringerindustrie“ wurde gedacht. In diesem Jahr trugen die ausgestellten Damenschuhmodelle verstärkt Metallfarben, während bei den Herrenschuhen der Naturton vorherrschte.

Auch der Schuhfabrikant Gustav Rheinberger habe sich an die Gäste gewandt und ausgeführt, dass Preisstabilität herrschen müsse und Lederkauf eine Vertrauenssache sei. Besucher aus mehr als 18 Ländern waren vor Ort, die Gastwirtschaften trefflich frequentiert, ein Schlafwagen aus Wien langte am Bahnhof Pirmasens an, das Messefußballspiel wurde angekündigt, und es erhob sich sogar die Frage nach einer Sonntagsöffnung des Einzelhandels. Die Rheinpfalz erklärte: „Pirmasens ist doch geradezu prädestiniert, eine Leistungsschau der deutschen Schuhindustrie mit allen dazugehörigen Zulieferbetrieben zu beherbergen. Der Schuh beherrscht Stadt und Landschaft, seine Menschen mit all ihrem Denken und Schaffen“.

Die Stadtverwaltung Pirmasens propagierte ein paar Jahre später: „Die Stadt auf den sieben Hügeln ist das ‚Paradies der Schuster‘ und es gibt kaum eine Familie in Pirmasens, die ohne Verbindung mit der Schuhindustrie ist.“ Mit ihr jedenfalls nahm die Messe ihren Anfang, die das Antlitz der Stadt bis heute mitbestimmt.


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