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„Endlich in der Innenstadt angekommen!“
von Andreas PetryOliver Vafiadis über sein Geschäft und den Faschingsumzug am Sonntag
Die Wiege der Fastnacht liegt, was das perfekte Outfit betrifft in Pirmasens. Genauer gesagt in der Neckarstraße 5. Auf rund 1111 Quadratmetern bietet die Firma VABO, der offizielle Ausstatter der Pirmasenser Karnevalfans, von Kostümen, Hüte, über Schmuck und Perücken bis hin zu Accessoires, Dekoartikel und Luftballons im Industriegebiet „Im Erlenteich“ alles an, was das Faschingsherz begehrt. Vor den tollen Tagen haben wir uns in der heiligen Karnevalshalle umgesehen und mit dem Ober-Faboianer, Oliver „Olli“ Vafiadis, über Karneval, Kostüme, die Geschichte von VABO und natürlich den bevorstehenden 11. Pirmasenser Faschingsumzug am kommenden Sonntag, 16. Februar, unterhalten.
„Endlich sind wir in der Innenstadt angekommen“, freut sich Olli, dass die Strecke durch das Industriegebiet im Erlenteich der Vergangenheit angehört. „Es ist noch Platz, man kann noch mitlaufen“, wirbt Olli mit strahlenden Augen und hofft auf weitere Anmeldungen von Gruppen oder Vereinen, die Lust haben bei dem bunten Treiben am kommenden Sonntag dabei zu sein.

Alles, was notwendig ist, fasst der Umzugschef mit einem Lächeln im Gesicht kurz zusammen: „Es kostet nichts und man soll sich anständig benehmen.“ Trifft dies zu, können feierwillige Karnevalisten beim Gaudiwurm mitmarschieren. Eine vorherige Anmeldung ist allerdings erforderlich. Der Zug startet ab 13:11 Uhr am Aufstellungsort in der Alleestraße in Höhe des Gewerkschaftshauses. „Von dort laufen wir durch die Alleestraße und Schloßstraße zum Exerzierplatz“; erläutert Olli, der „Maître des Pläsirs“ der Faschingsfreunde Faboianer e.V.“, dem Ausrichter des Umzugs, die Strecke. Auf dem Exe findet im Anschluss die Pirmasenser Straßenfastnacht mit Musik und Showeinlagen, unter anderem hat sich „De Härdscht“ alias Oliver Betzer angesagt, statt.
Die in Pirmasens geborene Frohnatur mit griechischen Wurzeln sagt: „Bislang sind rund zwanzig Gruppen am Start.“ Der Fanfaren- und Spielmannszug Niedersimten, der Fanfaren- und Musikzug „Die Schlabbeflicker“ und die Guggemusik „Nodepirade“ aus dem saarländischen Sulzbach, sorgen für die Faschingshits auf der Strecke und dem Exe. Stolz ist Olli darauf, dass seine Freunde vom Karnevalsverein Vogesen Nord aus Reichshoffen (bei Niederbonn les Bains), die „Rissheffer Schlosshexe 1996“ nach Pirmasens kommen. „Wir sind mit den Fabioanern auch immer beim Umzug ins Reichshoffen“ erzählt Olli. „Das Gute daran ist, dass der Umzug dort erst am 30. März stattfindet“, freut er sich schon jetzt auf französischen Karneval.

Natürlich wollten wir von Olli, der im April seinen 55. Geburtstag feiert, wissen, welche Faschingskostüme aktuell der Renner sind. „Glitzeroutfits mit Pailletten und bunte Uniformjacken mit auffälligen Motiven, kommen bei uns, nachdem sie in den Karnevalshochburgen schon länger in Mode sind, langsam zum Laufen“, erklärt der Boss, verschwindet kurz und kehrt mit einem knallroten, glänzenden Pailletten-Jacket inklusive Dreispitz auf dem Kopf zurück, um zu verdeutlichen, was er damit meint.
Wie stark die sozialen Medien die Kostümwahl beeinflussen kann, unterstreicht der Herrscher von tausenden von Kostümen an einem Beispiel. „Wir haben unlängst zahlreiche orangefarbene Overalls verkauft. Da habe ich mich im Internet auf die Suche nach dem Grund dafür gemacht“, berichtet Olli und fügt an. „Fündig geworden bin ich bei „TikTok.“ Dort kursiert derzeit die Anleitung, wie aus solch einem Overall eine tolle Rennfahreruniform entsteht.“
Allerdings sieht Olli die Branche im Vorort-Verkauf auch wegen des Internets kränkeln. „Wir haben derzeit 25 Prozent Umsatzeinbußen“, gesteht er und liefert die Gründe mit. „Die Menschen achten mehr auf ihr Geld. Zudem vollzieht sich in den Vereinen ein Generationswechsel. Die jüngeren Verantwortlichen sind Internetaffiner, bestellen Kostüme mal schnell online während der Arbeit, in der Schule oder einfach von der Couch aus. Shopping, wie wir es kennen, ist nicht mehr in!“ Zudem würden kleinere Vereine auf ihre Prunksitzungen verzichten und viele Umzüge aufgrund der hohen behördlichen Auflagen ausfallen.
Aber immerhin betreut VABO immer noch knapp 150 Vereine, die von Gardeuniformen, Narrenkappen, Mottokostüme, wie beispielsweise der CV Pirmasens mit ihrem diesjährigen Thema „Zeitenwende“ und vieles mehr von Pirmasens aus beliefert werden. „Wir sind im Saarland, Frankreich, Luxemburg bis hin zum Bodensee und in der ganzen Pfalz Partner vieler Faschings-Clubs“, sagt Olli und hebt auch hervor, dass das TV-Büttenass der schwäbischen Fassnacht, Birgit Pfeiffer, und ihr Backnanger Carnevals-Club, zur Kundschaft des 1986 gegründeten Unternehmens gehört.

Ollis verstorbenen Vater Ionannis Vafiadis und Arnold Bold begannen damals als Spielwarenhandel. Deshalb auch der Name VABO von den ersten beiden Buchstaben des Nachnamens der beiden Gründer. Zunächst lief das Geschäft in Niedersimten als Nebenerwerb. „Meine Eltern betrieben zudem das Simter Stübchen und dann die Gaststätte La Gondola“, blickt Olli zurück.
Nach seinem Abitur 1990 am Gymnasium in Dahn, entschied er sich für eine Ausbildung als Groß- und Außenhandelskaufmann beim nicht mehr existenten Spielwarenhändler GEKU. Nach zwei Jahren kehrte er in die Firma zurück. Mit dem Start der Computerspiele, wie Atari, wurde das Sortiment in Schul- und Kindergartenartikel geändert. „Irgendwann stand ein Vertreter für Faschingskostüme in der Tür. Wir haben uns getraut zu ordern“, erinnert sich Olli. „Das kam an. Ein Jahr später haben wir eine Großorder aufgegeben. „Wegen des Golfkrieges fiel der Fasching aber aus.“ Ein Jahr später nahm das Kostümgeschäft jedoch Fahrt auf.
„Vor 20 Jahren sind wir in die Neckarstraße umgezogen“, so Olli, weil mehr Platz gebraucht wurde. Mit Weitsicht aufgrund des veränderten Konsumverhaltens erweiterte der Geschäftsführer sein Sortiment auf Halloween- und teils sehr hochwertige Oktoberfestartikel, wie Dirndl. Momentan beschäftigt Olli drei feste Mitarbeiterinnen und drei Aushilfen.
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