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Bunt gemischt. Gruppenbild des Teams des St. John’s Hospital und der Gruppe von PS:4Kenia nach der Eröffnung des Theatre. Foto: Petry

Große Ehre gleich zu Beginn

von Andreas Petry • Titelfoto: Andreas Petry

Das Kenia-Tagebuch von psst! Pirmasenser Storys

Pirmasenser Storys in Afrika: Der Vorsitzende des Pirmasenser Vereins PS:4Kenia e.V., Andreas Petry, ist mit einer Ärztegruppe und Helfern des Vereins derzeit in Juja/Kenia. Das elfköpfige Team zirkumzisiert dort Slumkinder im St. John’s Hospital. Er schreibt für uns in einem Tagebuch die Erlebnisse während der spannenden Hilfsmission in dem ostafrikanischen Land auf.

Was war das für eine Überraschung zum Start des ersten Ärzteeinsatzes unseres Pirmasenser Vereins PS:4 Kenia e.V. nach fünf Jahren Wartezeit. Heute Morgen, als unser Helferteam im St. John’s Hospital loslegen wollte, gab es ein kleines, aber schönes Hindernis zu überwinden. Im Vorraum zum Theatre, wie der OP-Saal auf Englisch genannt wird, stand auf einem kleinen Tisch eine Torte mit Aufschrift „St. John‘s Juja Theatre, now open 24 hours”. Die Türen des OP-Saals waren durch ein rotes Zierband versperrt. Erst gab es ein Gebet, danach eine kleine Rede der Hospital-Administratorin Purity Makena und dann kam der große Augenblick: Die Torte wurde an- und das rote Band durchgeschnitten. Der OP-Saal wurde unter Gesang der Krankenhausbelegschaft feierlich eröffnet. Wir durften den OP einweihen und die erste Operation im Theatre durchführen. Was für eine Ehre für PS:4 Kenia!

Das Band ist durchschnitten, aber die Gastfreundschaft besiegelt. Bei der Eröffnungszeremonie von links. Dr. Leon Sulu, Hospital Direktorin Sifa Njunge, Dr. Steffen Nirmaier von PS : 4 Kenia e.V. und Purity Makena, Hospital Managerin. Foto: Petry
Das Band ist durchschnitten, aber die Gastfreundschaft besiegelt. Bei der Eröffnungszeremonie von links. Dr. Leon Sulu, Hospital Direktorin Sifa Njunge, Dr. Steffen Nirmaier von PS : 4 Kenia e.V. und Purity Makena, Hospital Managerin. Foto: Petry

Rückblende auf Sonntagmittag. Es herrschte zunächst das geordnete Chaos auf der zweiten Etage des St. John’s Hospital im großen Vorraum zum Theatre. „Habt ihr Infusionen eingepackt?“ fragen Miriam Ochsenreiter und Maik Albert beim Auspacken der zehn Seesäcke mit medizinischem Material in die Runde. Miriam ist Oberärztin Anästhesie in der Schön Klinik Lorsch, Maik dort nicht nur ihr Chefarzt, sondern auch ihr Ehemann. Die Kontaktempfehlung zu den beiden Ärzten kam über unseren ehemaligen Anästhesisten Andreas Samakas, der das Projekt von 2016 bis 2018 begleitet hatte. Die auf Anästhesie spezialisierte Krankenschwester Marlen Wenzel aus dem Bürgerhospitel aus Frankfurt vervollständigt unser Narkoseteam.

Die beiden Anästhesie Ärzte, links Miriam Ochsenreiter und rechts Maik Albert, in der Mitte Marlene Wenzel beim auspacken und einräumen der Medikamente und Geräte. Foto: Petry
Die beiden Anästhesie Ärzte, links Miriam Ochsenreiter und rechts Maik Albert, in der Mitte Marlene Wenzel beim auspacken und einräumen der Medikamente und Geräte. Foto: Petry

Zurück zur gestellten Frage, die von Paulina Duskiewiecz beantwortet wird. „Klar doch.“ Paulina arbeitet als Chirurgin beim Uniklinikum des Saarlandes in Homburg. Sie unterstützt Steffen Nirmaier, den ärztlichen Leiter der Pirmasenser Hilfsmission, der mit den Räumlichkeiten mehr als zufrieden ist. „Das sind sehr gut ausgestattete Räume, in denen wir bestens arbeiten können“, sagt der Chefarzt Chirurgie des Nardini Klinikums St. Elisabeth in Zweibrücken. Nirmaier steht für das Projekt seit 2013 am OP-Tisch und freut sich, dass die medizinische Hilfsaktion dieses Jahr wieder angelaufen ist. Nirmaier, der in Thaleischweiler-Fröschen wohnt, hat erstmals seine Tochter Lea mitgebracht, die ihm im OP assistiert. Auch für Michael und Evi Haase ist die OP-Woche was Neues. Dreimal waren sie schon bei den Aktionen mit und bei unserem Partnerverein Nguvu Edu Sport e. V. in Kenia dabei. Statt Weihnachtsgebäck backen oder Würstchen kochen, schauen sie dieses Jahr im Aufwachraum nach dem Rechten.

Evi Haase und Ulla Petry-Zimmermann sortieren Süßigkeiten, Stofftiere und Unterhosen, um für die Patienten ein kleines Paket für nach der Operation zu schnüren. Foto: Petry
Evi Haase und Ulla Petry-Zimmermann sortieren Süßigkeiten, Stofftiere und Unterhosen, um für die Patienten ein kleines Paket für nach der Operation zu schnüren. Foto: Petry

Zu den alten Hasen zählt der Riesaer Sven Schulz, genauso wie Ulla Petry-Zimmermann, Katharina Wilhelm Otieno und der Schreiber dieser Zeilen. Für Schulz, unseren „Schrauber“, der gestern Mittag noch schnell einige kenianische Stecker an deutsche Geräte anpasste, war die Antwort auf die Frage, ob er wieder unterstützt, schnell klar: „Natürlich bin ich dabei!“ Petry-Zimmermann übernimmt diese Woche, wie bei ihren sechs Einsätzen zuvor auch, das Aufnahmeprozedere der kleinen Patienten, die größtenteils im Alter zwischen neun und 16 Jahren sind. Name und Alter aufschreiben, Fieber messen, wiegen, gehören zu ihren Aufgaben. Ein kleiner Patient musste gestern aber wieder nach Hause geschickt werden. „Er hat entgegen der Anweisungen am Morgen gefrühstückt“, erklärt Petry-Zimmermann den Grund. Otieno desinfiziert auch diesmal wieder die medizinischen Geräte. Das ist allerdings nur ein Teil der Arbeit der Pirmasenser Ethnologin. Sie ist aufgrund ihrer Sprachkenntnisse und der Tatsache, dass sie seit mehreren Jahren die Hälfte des Jahres in Kenia lebt, Mittlerin und Organisatorin vieler administrativer Angelegenheiten. Diese Mission hat ihr im Vorfeld viele schlaflose Nächte bereitet, bevor sie letztlich sämtliche kenianische Lizenzen und Genehmigungen in den Händen hielt. Glücklicherweise hat letztlich alles funktioniert und so konnte heute ein neues Kapitel in der Geschichte von PS:4Kenia aufgeschlagen werden.

Die wurde zunächst von Francis geschrieben. Der elfjährige Junge wurde als erster nach der Eröffnungszeremonie des Theatre im St. John’s Hospital in Juja heute Morgen um 9:30 Uhr ostafrikanischer Zeit unter Vollnarkose von den German Daktaris operiert. Bis zur Übersendung des Berichtes ins derzeit ja auch wieder wärmere Pirmasens – bei uns sind’s hier 26 Grad – hat das Team bereits sieben Jungs operiert.


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