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„Grundstückseigentümer sind in der Pflicht“
von Thomas Müller • Titelfoto: Thomas MüllerStadt setzt Flüchtlinge für attraktiveres Stadtbild ein
„Ja, genau so musst du da ran“, erklärt Mathias Schneller vom Wirtschafts- und Servicebetrieb (WSP) der Stadt dem jungen Flüchtling Umar den Gebrauch der großen Heckenschere. Gerade ist der Trupp auf dem Sommerwald in den Birkenäckern zugange. Dort haben die Mitarbeiter gerade ein verwahrlostes Anwesen von allerhand Gestrüpp und Bewuchs befreit. Doch es ist nicht das Einzige in der Stadt.
Zugegeben, ganz neu ist der Einsatz von Flüchtlingen als Arbeiter der Stadt nicht. Dennoch ist der Bedarf anscheinend groß. Unter dem Motto „Saubere Stadt“ geht die Verwaltung mit Hilfe von Flüchtlingen als 1-Euro-Jobber das Projekt an. „Immer mehr Grundstücke sind davon betroffen, dass sie verwuchern, dabei sind die Eigentümer in der Pflicht, die sauber zu halten“, erklärt der städtische Beigeordnete Denis Clauer.
Daher habe man sich entschlossen, gegen die Verwahrlosung anzukämpfen. Das sei nicht immer ein einfacher Prozess. Unter anderem sind Ordnungsamt-Mitarbeiter unterwegs und identifizieren zugewucherte Grundstücke. Die Besitzer werden angeschrieben, erfolgt keine Reaktion, gibt es ein zweites Schreiben mit einer Frist. Meldet sich dann auch wieder niemand, rückt die Stadt mit eben diesen Trupps an und sorgt für Sauberkeit.
„Das wird den Besitzern dann in Rechnung gestellt“, erklärt Clauer. Früher habe man noch Fremdfirmen damit beauftragt, nun soll alles in städtischer Hand bleiben. Auch ein Grund: „Nur wo es sauber ist, fühlen sich die Menschen auch wohl“, sagt der Beigeordnete. So können für Grundstückseigentümer schnell mal ein paar hundert Euro zusammenkommen.
Dass dazu Flüchtlinge und Asylbewerber eingesetzt werden, habe auch seine Vorteile. „Die Jungs sind motiviert und mit den erfahrenen Mitarbeitern herrscht reger Austausch, so dass sie ihre neue Heimat besser kennenlernen“; sagt Mathias Schneller. Innerhalb kürzester Zeit haben sich schon zahlreiche Aufträge für die Saubermach-Trupps angehäuft. Vor allem auf dem Horeb gäbe es laut den Verantwortlichen mehrere Hotspots, an denen Grundstücke vermüllt sind.
Fleißig kehren die beiden Tschetschenen Umar und Kharon die geschnittenen Äste und Laub zusammen, bringen sie mit einem Bottich auf das Dienstfahrzeug. Seit zehn Monaten sind die beiden in Deutschland. Ihre Aufgabe gefällt ihnen, sagen sie. Für viel mehr Konversation reicht ihr Deutsch noch nicht aus. Aber auch das soll sich schnell ändern. Wie ihre neue Heimat ein Stück weit sauberer wird, haben die Beiden jedenfalls dank des neuen Programms schon mal gelernt.
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