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Der Hubschrauber kreist über der Hanizthalde in Pirmasens. Foto: Müller

Fällen im Flug

von Thomas Müller

Spezialfällung von kranken Bäumen mit Hubschrauber

Viele Pirmasenser fragen sich, was wohl der Hubschrauber da am Himmel macht und über Messegelände und Waldfriedhof kreist. Bei genauerem Hinsehen wird schnell klar: Der hat ja Bäume am Haken! Denn derzeit wird wieder aussortiert, auch für die Sicherheit der Bürger.

„Natürlich tut jeder einzelne Baum weh, aber es geht nicht anders“, sagt Baumtechniker Marc Schwartz. Seit 27 Jahren schon kümmert er sich um den Baumbestand bei der Stadt Pirmasens. „Es werden natürlich nur die Bäume gefällt, die sein müssen“, betont er. Dazu wird auf eine Methode zurückgegriffen, die außergewöhnlich ist.

Baumtechniker Marc Schwartz kam auf die Idee mit den Spezialfällungen. Foto: Müller
Baumtechniker Marc Schwartz kam auf die Idee mit den Spezialfällungen. Foto: Müller

Denn es kommt ein Hubschrauber zum Einsatz. K-Max heißt das Modell, produziert in den USA. Der Einsitzer kann sogar mehr Last tragen als sein Eigengewicht. „Wir sind mit fünf Teams unten im Wald im Einsatz, die die Bäume sichern, abschneiden und für den Wegtransport befestigen“, sagt Dave Scheurer. Er ist Vorarbeiter der Firma Rotex mit Sitz in Liechtenstein und der Schweiz. Schon im vergangenen Jahr waren sie auf dem Pirmasenser Waldfriedhof im Einsatz. „Wir sind in ganz Europa unterwegs und auch die einzige Firma, die das Komplettpaket anbietet“, sagt Dave.

Am Haken: Der K-Max-Hubschrauber mit einem der Bäume, bereit zum Abladen. Foto: Müller
Am Haken: Der K-Max-Hubschrauber mit einem der Bäume, bereit zum Abladen. Foto: Müller

Der wendige Hubschrauber kann knapp zwei Stunden in der Luft bleiben, bevor er neu betankt werden muss. Dazu hat die Firma extra einen Tankwagen mit dabei. Aufgrund der erfahrenen Mitarbeiter gelingt die Baumentnahme aus der Luft rasend schnell. „Rund 90 Sekunden brauchen wir, bis der Baum an der Ablagestelle landet“, sagt Dave.

„Diese Schnelligkeit und Präzision ist phänomenal“, staunt Schwartz. Und ergänzt scherzhaft: „Die arbeiten genauer als ein Schweizer Uhrwerk.“ Einer der Hauptgründe, die Firma Rotex zu beauftragen. „Früher waren Mitarbeiter wochenlang mit den Arbeiten beschäftigt, heute sind wir in kurzer Zeit durch“, erklärt Bürgermeister Michael Maas. Langwierige Fällungen in schwierigem Gelände? Fehlanzeige. Weiterer Pluspunkt: Auch aufwendige Aufräumarbeiten fallen weg. „Mehr als ein sauber abgeschnittener Baumstumpf bleibt nicht zurück“, sagt Marc Schwartz.

An der Ablagestelle werden die gefällten Bäume direkt weiterverarbeitet. Foto: Müller
An der Ablagestelle werden die gefällten Bäume direkt weiterverarbeitet. Foto: Müller

Nach der erfolgreichen Premiere auf dem Waldfriedhof im vergangenen Februar, hat sich das Forstamt Westrich für die anstehenden Arbeiten im Stadtwald ebenfalls für die Methode entschieden. Das steile wie unwegige Gelände an der Hanitzhalde ist rund 56 000 Quadratmeter groß. Hier müssen rund 130 Laub- und Nädelbäume gefällt werden, die nicht mehr standsicher sind und von denen eine Gefahr ausgeht. Der Stadtwald grenzt direkt an die bebauten Grundstücke im Bereich Schwanenstraße, Hanitzhalde, Rodalber Straße und Steinstraße.

„Hätten wir uns für die alternative Variante entschieden, wären wir ähnlich teuer gekommen, allerdings wochenlang beschäftigt gewesen“, sagt Revierleiter Raphael Reischmann. Ebenfalls ein weiterer Vorteil für alle Beteiligten: Das so „geerntete“ Holz kann teilweise verkauft und so die Kosten zumindest ein Stück weit reduziert werden. Die Maßnahme an sich kostet die Stadt rund 122.000 Euro.

Spektakuläres Manöver: Nur rund 90 Sekunden benötigt der Hubschrauber für den Transport des Baumes zur Ablagestelle. Foto: Müller
Spektakuläres Manöver: Nur rund 90 Sekunden benötigt der Hubschrauber für den Transport des Baumes zur Ablagestelle. Foto: Müller

Auch auf dem Waldfriedhof werden wieder rund 130 Bäume entfernt. „Das ist jedes Jahr normal, wir hatten auch wieder einen harten Borkenkäfereinschlag“, erklärt Schwartz. Verglichen zu den rund 15.000 Bäumen, die es auf dem Waldfriedhof gibt, ist der Verlust aber verschmerzbar. Es wird auch direkt für Nachwuchs gesorgt. „Beim Neupflanzen achten wir natürlich auf klimaresistente Sorten“, sagt der Baumexperte.

Und so dreht der Hubschrauber noch einige Runden, bis schließlich alle Bäume entsorgt sind. Definitiv eine effektive Methode und außergewöhnlich anzuschauen.


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