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„Kunst inklusiv macht stark“
von Oliver Siebisch • Titelfoto: Oliver SiebischAusstellung im Forum Alte Post
Schon vorab ist die Ausstellung mit etwa 90 Gemälden in einem großen Saal des Pirmasenser Forums Alte Post begehbar, und wer aufmerksam durch sie wandelt, wird rasch bemerken: Bei allen, meist sehr farbenfroh gehaltenen Werken steht der Mensch im Mittelpunkt. Damit hat es eine besondere Bewandtnis. Die Künstler, von denen ein jeder mit einem Bild vertreten ist, sind Klienten der Heinrich-Kimmle-Stiftung oder Bewohner des Caritas-Altenzentrums St. Anton.
Bei der Kunstschau handelt es sich um ein Projekt innerhalb des Bundesprogramms „Demokratie leben!“. Wie dessen örtliche Koordinatorin, Vanessa Weisbrod, darlegt, wurden Leinwände mit der geschlechtsneutralen Silhouette eines Menschen vorgedruckt. Danach konnten diese von den Teilnehmern nach ihrem „Verständnis, ihrer Inspiration zu dem Thema Starksein“ bemalt und gestaltet werden.
Ziel der Kunstschau ist, wie einer Texttafel entnommen werden kann, Menschen mit Beeinträchtigung oder Senioren „eine Plattform für Austausch und Selbsterfahrung zu geben“ sowie Diskriminierung entgegenzuwirken. Kunst, so sind die Organisatoren in einleuchtender Weise überzeugt, kann helfen, Sprachlosigkeit zu überwinden, Gefühlen Ausdruck zu verleihen und einen Dialog herzustellen.
Eine der beiden Initiatorinnen des Projekts, Bettina Mistler von der Heinrich-Kimmle-Stiftung, erklärt, dass die Anregung dafür aus dem Saarland kam. Während eines ähnlichen Vorhabens im Nachbarbundesland im letzten Jahr sei jedoch ausschließlich mit Frauen gearbeitet worden. Hier nun habe man „mit allen Menschen gemalt“. Ziel war „eine bunte Mischung“, bei der es wichtig gewesen sei, dass Menschen während des Schaffensprozesses in sich hineinhören und der Frage nachgehen konnten: „Was macht uns denn zu starken Persönlichkeiten?“
Nach einer kurzen Einführung durch den Vorstand der Heinrich-Kimmle-Stiftung tritt der OB auf das Podium. Er glaube, so sagt er, an das Motto des Projekts und sieht es keineswegs auf die Bilder beschränkt: „Sie und Ihr alle, die Ihr hier mitgewirkt habt, seid die starken Menschen, die solche Bilder und Kunstwerke jetzt geschaffen haben, und da könnt Ihr mächtig stolz drauf sein. Ich finde, Kunst macht nicht nur stark, sondern sie bringt Menschen zusammen und baut Brücken. Das hat mir besonders gut gefallen.“ An die Teilnehmer gerichtet sagt Markus Zwick: „Ihr seid heute die Stars, und ich bin mächtig stolz auf Euch.“
Im Anschluss kommen die Teilnehmer selbst zu Wort. Eine Künstlerin hofft auf eine Nachfolgeveranstaltung: „Das Projekt hat mir Spaß gemacht. Es war schön, neue Menschen kennenzulernen. Wir hatten eine tolle Anleitung, die Senioren waren supergut. Wir werden das gerne öfter machen.“ Eine weitere Teilnehmerin erklärt sodann die Aussage ihres Bildes: „Stärke hat nicht immer etwas mit Muskelkraft zu tun, sondern auch mit Mentalität. Ich war sehr stolz und froh, bei diesem Projekt dabei zu sein.“ Die in der Heinrich-Kimmle-Stiftung als Schreinerin tätige Denise Kirschthaler berichtet: „Am Anfang wusste ich nicht, was ich malen soll, habe dann einfach drauf losgemalt. Und als ich festgestellt habe, dass es eher eine sportliche Figur darstellt, habe ich mich entschieden, ein Fußballmädchen zu malen.“ Schließlich kommt noch ein Teilnehmer zu Wort, der sein Werk innerlich mit „Der Ernst des Lebens“ betitelt hat und ergründet: „Was ist das schon? Ewig unglücklich sein, immer selbstkritisch?“ Er kommt zu einer individuellen Antwort: „Wo hat ein Lachen nicht erheitert und geholfen?“
Ein weiterer Rundgang erweist, dass die Ausstellung ihrer Intention in hohem Maß gerecht wird: Sie bringt nicht nur Kunstwerke, sondern auch Menschen zusammen, macht sie wahrhaftig stark.
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