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Pirmasens im Lauf-Rausch
von Andreas Petry und Thomas MüllerTeilnehmer-Rekord beim 18. Pfälzerwaldmarathon
„Völlig losgelöst, von der Erde“, die Tor-Hymne der Deutschen Nationalmannschaft, „Major Tom“ von Tom Schilling, war auch der Hit beim 18. Pfälzerwaldmarathon. Ob kleine oder große Marathon-, Halbmarathon- und Staffelläufer oder auch die Teilnehmer des Firmen- und Schülerlaufes, alle grölten den Ohrwurm am Freitag und am Samstag bei der Megastimmung im Zieleinlauf der Messehalle 6 lautstark mit. Insgesamt waren am Wochenende über 3500 Läufer in und um Pirmasens unterwegs – Rekord!
Zumindest Schritt für Schritt losgelöst von der Erde waren die Läuferinnen und Läufer auf den bestens markierten, aber teils matschigen Wegen durch den Pfälzer Wald rund um Pirmasens. Völlig losgelöst von allen anderen lief ab Kilometer 20 am Hombrunnerhof der spätere Sieger, Manuel Hartweg. Der 35-jährige aus Rülzheim kommende Chemiker mit Wohnsitz in Will/SG in der Schweiz, überquerte nach 42,195 Kilometer in einer Zeit von 2:54:41 Stunden die Ziellinie. Und das er die bei seinem ersten Auftritt in Pirmasens überhaupt, gleich zweimal überqueren musste hätte er sich nicht träumen lassen. Beim ersten Mal nämlich nahezu unbemerkt von den beiden bis dahin punktgenau informierenden Moderatoren. Beim (gestellten) zweiten Mal in Begleitung zahlreicher Kids vom Schülerlauf und natürlich mit einem strahlenden, entspannten Lächeln. „Ein schöner Orden“ freute sich Hartweg über seine Medaille. „Duschen, Essen, Siegerehrung und dann nach Hause“, lautete sein unaufgeregter Plan für den Restsamstag.
Den Zahn gezogen beim Frauen-Marathon hat den weiblichen Teilnehmerinnen Verena Becker. Nicht weil die Lembergerin Zahnärztin ist, sondern weil sie in 3:29:03 Stunden vor allen anderen die Ziellinie in der Messehalle 6 überquerte.
Doch die Veranstaltung lebt nicht nur von den Topathleten, sondern auch von den zahlreichen Hobbyläufern, wie zum Beispiel Yasmin König vom Verein der Hundefreunde aus Gersbach, die sich dieser Herausforderung stellen. „Ich bin zum ersten Mal dabei“, erzählt die völlig ausgelaugte 35-Jährige, nachdem sie die Kopfhörer abgesetzt hatte. Dass sie den Halbmarathon in 2:24 Stunden gemeistert hatte, war ihr eigentlich egal. „Ich wollte nur ankommen“, erklärte sie. Zum Vergleich: Alex Malisson, ein Engländer aus Manchester, der in Ramstein stationiert ist, gewann die gleiche Distanz in 1:21:40 Stunden. Das weibliche Pendant, Daniela Wagner aus Merzalben absolvierte 1:40:12 Stunden.
Auch der Spaß und das Teambuilding kommt bei der Veranstaltung nicht zu kurz. Gleich vier Männer von der Staffel der Wasgau AG hörten am Samstag auf die Läuferchefin Ute Keim. „Wir beteiligen uns das Jahr über an insgesamt sieben Firmenläufen. Da beginnt die Planung schon im Januar“, erklärt die Orgachefin und Leiterin der Wasgau Laufgruppe, die seit 40 Jahren bei der Wasgau arbeitet. Am Wechselpunkt unterhalb vom Beckenhof in Richtung B 10, haben sie gerade den dritten Läufer, David Göbel aus Battweiler, auf die Strecke geschickt. Markus Bißbort, der vorher gelaufen ist, musste der falschen Taktik ein wenig Tribut zollen. „Wenn ich gewusst hätte, dass das Mordloch so heißt, weil es anschließend stark berghoch geht, hätte ich nicht so schnell angefangen.“
„Links stehen die Iso Getränke, rechts das Wasser, das Bier habe ich versteckt“, ruft Sebastian Mayer an der Verpflegungsstation mit einer gewissen Portion Humor einem Läufer zu, der die Anspielung versteht und nachfragt: „Wo?“. Sebbi gehört zu der ganz wichtigen Spezies, ohne die es den Pfälzer Wald Marathon und viele andere Veranstaltungen dieser Art nicht geben würde. „Ich bin quasi schon Edelhelfer.“ Denn der 34-jährige Familienvater ist ein Freund der Familie Kling. „Ich war schon vor 19 Jahren dabei, als die Idee beim Grillen geboren wurde“, erzählt Mayer, der den Sohn der Michael Kling von Kindesbeinen an kennt. „Es macht uns immer noch Spaß“, berichtet er, dass seine Eltern sein Sohn und seine Ehefrau logischerweise auch zum Helferteam gehören. „Auto laden, Markierungen überprüfen und und und“, beschreibt er seine Aufgaben, „die mir immer noch viel Spaß machen.“
Szenenwechsel zurück in und an die Messehalle. Dort stehen an einem Stand viele junge Menschen in rotem Anzug mit gelben Applikationen. Die Schrift auf der linken Seite der Uniform zeigt, wo sie herkommen. DLRG steht da. Es ist das Sanitäter Team der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft. Ein rund zwanzigköpfige Gruppe sorgte an beiden Tagen für die Notfallhilfe. „Ein paar blauer Flecken, ein paar Kids die sich übernommen haben. Also nichts, was man nicht erwartet hätte“, sagt die stellvertretende Einsatzleiterin Eva Beck. Die 25-jährige Büroangestellte betont, dass auch ihr Team ehrenamtlich die beiden Tage am Start ist.
Während die Läufer sich in der Messehalle noch kräftig feiern, wird der zuvor teils abgesperrte Messeparkplatz wieder für den öffentlichen Verkehr freigegeben. „Wenn Hartmut ruft, bin ich da“, lacht Michael Huber und stellt eine der letzten Absperrgitter an den Sammelpunkt. Zuvor hatte er an der Einfahrt zum Parkplatz bestimmt, aber höflich Autofahrer abgewiesen oder auch die Zufahrt gewährt. „Ich mach das jetzt zum 16. Mal“, so der ehemalige Jugendleiter des SV Ruhbank stolz.
Und was sagt der Macher Hartmut Kling? „Es herrscht eine großartige Stimmung. Die Veranstaltung ist für Pirmasens ein Leuchtturm.“ Schon am Freitagabend hatte der Macher die Rekord-Teilnehmerzahl beim Park-Firmenlauf verkündet: 2038 Läuferinnen und Läufer machten sich auf den Weg von der Wawi bis zum Ziel Messehalle. „Das ist überragend“, sagte Kling. Auch OB Markus Zwick war mit der Startnummer eins unterwegs. in Jogginghose, aber das Sakko durfte natürlich nicht fehlen.
Teilweise waren die Firmen in passenden T-Shirts unterwegs, aber auch in voller Montur wie zum Beispiel Feuerwehrleute absolvierten den Lauf. Die Kömmerling Azubis hatten sogar einen selbstgebauten Grill- und Getränkewagen dabei. Nach dem Firmenlauf gab es noch eine ausgelassene Party mit musikalischer Unterstützung von DJ El1as.
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