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Pirmasens, Schuhe und der Erfolg dahinter
von Thomas Müller • Titelfoto: Thomas MüllerRaven Duncan Stoppel ist bester Nachwuchs-Schuhdesigner
Konzentriert sitzt Raven Duncan Stoppel im Klassensaal der Deutschen Schuhfachschule auf der Husterhöhe. Er zeichnet auf einer Leiste noch einmal die Linien nach für seinen Erfolgs-Schuh „Savanna Speed“. Auf dem Tablet die fertigen Entwürfe. „Im Nachhinein durfte nichts anderes als dieser Schuh dabei herauskommen“, lacht Raven. Aber wie kam es dazu?
Der 28-Jährige aus Hamburg hat nämlich erfolgreich Geschichte weitergeschrieben: Mit seiner Kreation hat er den „HDS/L Junior Award“ des Bundesverbands der Schuh- und Lederwarenindustrie e. V. in Düsseldorf gewonnen. Bereits zum vierten Mal in Folge konnte damit ein Student aus Pirmasens diesen begehrten Preis abräumen. Die 3000 Euro Preisgeld sind schönes Beiwerk, aber vielmehr geht es um die Reputation und die Erfahrung.

„Die Inspiration zum Schuh hab ich durch meinen Bruder bekommen“, erzählt Raven. Der habe ihm geraten, einfach seinen eigenen Fußballschuh zu entwerfen. Gesagt, getan. Denn Raven ist seit seinem fünften Lebensjahr begeisterter Fußballer. Auch in Pirmasens hat er schon gekickt, unter anderem in Fehrbach oder beim FKP. Momentan schnürt er die (noch) gekauften Fußballschuhe für den Bezirksligisten FC Rodalben. „Leider bleibt aufgrund des Studiums etwas weniger Zeit für das Hobby“, sagt Raven.

Das hält ihn aber nicht davon ab, sein ganz eigenes Modell zu entwerfen. Und das entsteht eher durch Zufall. Das Motto des Design-Wettbewerbs war nämlich: „Kreiere einen Schuh mit schönen Tiermotiven“. Beim Lederhändler Kirchhöfer in Pirmasens findet Raven einen Rest Kuhleder. „Das wäre fast im Müll gelandet, aber ich konnte es retten“, erinnert er sich. So kommt er auf die Idee zu seinem „Savanna Speed“ in Leoparden-Optik. „Der Leopard steht für Schnelligkeit und Agilität, also perfekte Eigenschaften für einen Fußballer“, sagt der angehende Schuhtechniker. Vor seinem Besuch der DSF hat er in der Hansestadt beim Maßschuhmacher Martin Bartold eine Ausbildung zum Schuhmacher absolviert.
Um Komfort zu gewährleisten, fügt Raven noch einen Gummizug im Spannbereich ein. Auch die Sohle ist etwas ganz Besonderes: Die hat Raven mit Hilfe von Framas selbst entworfen und im 3D-Drucker angefertigt. Sogar die Einlegesohle ist in Leoparden-Optik. Dazu kommt der selbstgestaltete Karton für die Präsentation. „Der Savanna Speed ist mehr als ein Schuh, er ist das Produkt von Leidenschaft, Kreativität und harter Arbeit.“

Dieser Meinung ist auch Stephan Seidenschnur, Leiter der Schuhfachschule. „Wir sind natürlich sehr stolz, dass wir den Award bereits zum vierten Mal in Folge gewinnen konnten“, sagt er. „Ich hoffe, dass wir diese Tradition auch nächstes Jahr fortsetzen können.“ Wichtig sei aber allgemein, dass sich die Schüler präsentieren und Erfahrungen sammeln können. Nur so kann auch der Weg der Schuhfachschule gesichert werden, die zum ersten Mal in der fast 100-jährigen Geschichte keine neue Anfangsklasse bilden konnte. „Die Anmeldezahlen gehen aber wieder nach oben und wir sind zuversichtlich, dass es im nächsten Jahr wieder eine Klasse gibt“, sagt Seidenschnur.
Szenenwechsel ins FKP-Stadion. Raven hat sich seine eigenen Fußballschuhe angezogen und zeigt, was er am Ball kann. Sein eigenes Modell kann er leider nicht testen, denn es wurde bisher nur der Linke gefertigt. „Ich habe aber so viele Nachrichten bekommen, von Leuten, die sich wünschen den Schuh tragen zu können“, lacht er. Wünschen würde er sich aber natürlich, dass die Großen des Fußballs eine seiner Kreationen anziehen würden. „Lionel Messi wäre ein absoluter Traum.“

Es bahnt sich also wieder eine große Schuh-Karriere an, die in Pirmasens ihren Anfang genommen hat. Im Juli wird Raven seinen Abschluss in der Horebstadt machen. Bleiben wird er voraussichtlich nicht. „Es gefällt mir sehr gut hier, ich möchte aber schon wieder in die Großstadt“, sagt der Hamburger. An Pirmasens wird er aber wohl immer nur gute Erinnerungen haben.
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