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Team der Jugendkunstwerkstatt Pirmasens

Pirmasenser Kunstausstellung gegen Gewalt an Frauen

von Oliver Siebisch • Titelfoto: Oliver Siebisch

Eindrucksvolles Projekt bei der Jukuwe

Anlässlich des Internationalen Gedenktages zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen wird in der Pirmasenser Jugendkulturwerkstatt (JuKuWe) eine aufwendige Kunstschau eröffnet. Sie ist das Ergebnis einer an alle Frauen gerichteten Einladung, im Projekt „Kreativer Widerstand – Kunst gegen Gewalt an Frauen“ innerhalb von Workshops ihre Gedanken künstlerisch auszudrücken. Angesichts einer neuen statistischen Erhebung zur Gewalt gegen Frauen, die immer häufiger auch bis zur Tötung reicht, erscheint das höchst angebracht.

Die Idee zur Ausstellung ist, wie Michaele Göke vom Pirmasenser Frauenhaus erklärt, aus dem Runden Tisch gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen im Kreis Südwestpfalz hervorgegangen. Zusammen mit der JuKuWe und dem Bundesprogramm „Demokratie leben“ wurde sie verwirklicht.

Ihre Kollegin Janine Drechsler ergänzt, dass die Arbeiten vor zwei Wochen begonnen haben: „Morgens waren Schulklassen hier, und dann gab es drei offene, altersunabhängige Termine am Abend für Mädchen und Frauen.“ Die Workshops hatten unter anderem die „Ungleichbehandlung am Arbeitsplatz, Herausforderungen alleinerziehender Mütter“ sowie „physische und psychische Gewalt und Machtgefälle“ zum Thema. Bereits real erfahrene Situationen wie auch präventive Ansätze seien in die Werke eingeflossen. Nicht nur körperliche, sondern auch verbale Gewalt wurde dabei thematisiert.

Ein Blick in den Ausstellungsraum. Foto: Siebisch

Dasjenige, was dem Betrachter zunächst auffällt, wenn er am Eröffnungstag durch die Ausstellung wandelt, sind künstlerisch gestaltete, aufklappbare Torsi. Diese Werke haben thematisch zugehörige Assoziationen junger Frauen zum Gegenstand und beeindrucken durch farbige Malerei sowie sich einprägende, einer Schreibwerkstatt entsprungene Texte. Solche bestimmen auch den weiteren Charakter der Schau: Da gibt es Leinwände, die den Texten entnommene Worte, Schlagworte und Sätze aufweisen, des Weiteren ihre im Hintergrund laufende Vertonung. Auch fotografische Exponate sind anzutreffen.

Jederzeit war, wie die Frauenhaus-Mitarbeiterinnen betonen, gewährleistet, dass während des Projekts und im Anschluss eventuell notwendige Unterstützung gegeben werden konnte. Es ging darum, dass man „das, was hier ausgedrückt wurde, adäquat auch auffangen kann.“

Die eigentliche schöpferische Arbeit lag indes ganz bei der JuKuWe. Im Gespräch mit den Verantwortlichen – Hannah Bender, Diana Trupp und Pouya Nemati – ist zu erfahren, dass die Herangehensweise in mehreren Sparten erfolgte.

Gegen Gewalt an Frauen
Ein aufklappbarer Körper ist auch ein Kunstwerk gegen Gewalt an Frauen

Die Leiterin des Schreibworkshops, die Künstlerin Bender, legt dar, dass zunächst ein Nachdenken über verschiedene Gewaltformen stattfand. Dies mündete dann nicht selten auf der Grundlage persönlicher Erfahrungen in ein „intuitives Schreiben“. Schon in jungem Alter anzutreffende Negativerfahrungen teils tragischer Art seien von den Teilnehmerinnen in großer Offenheit behandelt worden. Rasch hätten sie sich untereinander im „geschützten Raum“ ausgetauscht. Die Botschaft war, dass man sich immer helfen oder helfen lassen kann.

Künstler Nemati kommt noch auf die für das Thema notwendige hohe Sensibilität, die vertrauensvolle Behandlung zu sprechen. Darüber hinaus sei wichtig gewesen, dass den Mädchen und Frauen Kontakte gegeben wurden, „um da noch einmal persönliche Gespräche zu intensivieren“. Gleichwohl ist man angesichts der wachsenden Bedrohungslage auch „offensiv“ ‚herangegangen‘. Nichts wollte tabuisiert werden, denn für die Frauen sollte gelten: „Ich bin mit meinen Ängsten, mit meinen Erfahrungen, mit meiner Vergangenheit, mit all diesen Grausamkeiten, die ich oder andere um mich herum erlebt haben, nicht alleine.“

Demjenigen, der all diese Aussagen in ihrer künstlerischen Umsetzung erblicken möchte, sei ein Besuch der laufenden Ausstellung nahegelegt.


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