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Revanche geglückt– Pokal gewonnen!
von Andreas PetryDie Fußballer des FK Pirmasens schreiben ein weiteres Kapitel in ihrer Pokalgeschichte
Manche Siege brennen sich in die Vereinsseele ein. Der gestrige 2:1-Triumph des FK Pirmasens über den TSV Schott Mainz war mehr als nur ein Pokalsieg. Es war ein Pirmasenser Fußballfest im Weingarten – mit einer FKP-Mannschaft voller Leidenschaft und purem Willen, den Pott in die Schuhstadt zu holen.
Die Ekstase der „Blau-Weißen Pirmasenser“ kannte keine Grenzen. Pokal-Sieg. Endlich. Nach zehn Jahren. Der dreimalige Gewinner Mainz war besiegt. Die Siegerehrung wurde zum Schaulaufen der FKP-Spieler: Erst wurden die Schiedsrichter geehrt, dann die fairen Verlierer aus Mainz, die für den FKP anschließend beim Gang zum Siegerpodest Spalier standen. Der Countdown lief. 10… 9… 8… – und bei 1 krachte es zum ganz großen Moment: Yannick Grieß, Leitwolf, Leistungsträger, Legende in spe, bekam die Trophäe. Konfettikanonen, Bierduschen, Gesänge! „Schweinetruppe, Schweinetruppe!“ klang es durchs Stadion.

Und auch die ganze Partynacht durch. Laut Grieß hießen die „überragenden Feierbiester“: Silas Gutmann, Jonas Vogt und Torwarttrainer Thorsten Hodel. Ob beim Sturm auf eine Raststätte, bei der Busheimfahrt, auf dem Beckenhof beim Memmer Tom mit Pizza von Liberta Giovanni Perrone, dem besten Italiener auf der Ruhbank, in der Kabine des Stadions oder auch im Next Level auf der Husterhöhe – die drei waren vorne dabei. „Danach sind noch einige weitergezogen, aber ich bin um halb drei aufgrund von Kräftemangel abgereist“, schrieb Grieß am Sonntag. Sprechen konnte er noch nicht – die Stimme war weg.
„Die Jungs sollten den Tag und die Nacht genießen. Ich habe irgendwann abgebrochen“, erklärte FKP-Coach Daniel Paulus. „Die Jungs sind so genial. Jetzt geht’s in den DFB-Pokal. Jawoll“, feierte FKP-Boss Jürgen Kölsch den Pokal-Hit.
DFB-Pokal – wir kommen! Der Pokal bringt mehr als nur Ruhm – er bringt ein Heimspiel in der ersten Runde des DFB-Pokals und eine sechsstellige Summe an Einnahmen. „Die Klub“ steht wieder im Fokus des deutschen Fußballs, und Pirmasens träumt vom großen Los: FC Bayern, Borussia Dortmund oder auch der 1. FC Nürnberg? „Der Club“ aus Franken. Letzterer wäre symbolisch – Coach Daniel Paulus betreute dort von 2021 bis 2023 die U17 des aktuell von Miroslav Klose trainierten Zweitligisten.

„Ich bin so stolz auf die Mannschaft. Ich freue mich für jeden Einzelnen der Mannschaft, die Staffs, Betreuer, das Team ums Team und die Vereinsführung. Jeder hat Anteil an diesem Titel“, sagte ein den Tränen naher FKP-Kapitän Yannick Grieß unmittelbar nach dem Spiel.
Die große Bühne für „die Klub“ hieß gestern Weingarten-Arena. Nur 12 Kilometer von Offenbach entfernt. Dort feierte „die Klub“ 2015 den letzten Verbandspokalsieg. Ein gutes Omen.
Rund 1600 Zuschauer, die meisten in Blau und Weiß – und das nicht nur wegen des FKP. Auch der Gegner, der dreifache Titelverteidiger aus Mainz, spielt in denselben Farben. „Ole super FKP“, hallte es bereits eine Stunde vor Spielbeginn über den Parkplatz. Dort waren die drei Fanbusse und zahlreiche Autos, meist mit „PS“-Kennzeichen, abgestellt.

Schon vor Anpfiff brummte es in der Arena, es roch nach Bratwurst, Bier – und Revanche. Die Schmach von 2022 hing noch irgendwo in der Luft: Damals gab’s im selben Stadion eine bittere 0:3-Klatsche gegen genau diesen Gegner. Der FKP damals blutleer, schlapp, brav, chancenlos.
Aber diesmal war der FKP bereit. Die erste Rakete startete in Minute 15: Eine geniale, direkte Weiterleitung von Tobias Jänicke landete auf der rechten Seite bei Luca Dimitrijevic. Der pfeilschnelle Offensivmann nahm Maß – einmal gezuckt, und über den Innenpfosten rein ins Torglück: 1:0 für den FKP! Die Fans sprangen auf, lagen sich in den Armen, der Gästeblock verstummte. Was folgte, war die beste Phase des Spiels – der FKP rannte, kämpfte, spielte wie im Rausch.

Den nächsten Schub zündeten die Schuhstädter in der 33. Minute: die Vorentscheidung. Erneut kam der Assist von Jänicke. Er setzte zum Solo auf dem linken Flügel an und tankte sich durch. Seine perfekte Hereingabe vollendete Marc Erhardt – er behielt die Nerven und tunnelte trocken den Ex-FKP-Keeper im Mainzer Gehäuse, Jan Schulz, zum 2:0. Ein megalautes „Jaaaaa“ und Jubelschreie hallten durch das Stadion. TV-Kommentator Tom Bartels lobte während der Live-Übertragung die Qualitäten des bereits 36-jährigen Jänicke. Der wurde auch zurecht zum „Man of the Match“ geehrt. Im Interview mit „Psst“ brach der bestens informierte Topkommentator eine Lanze für den Amateurfußball und den FKP, bezeichnete den Sieg als verdient.

Nach der Pause nahm die Belagerung des Pirmasenser Strafraums durch Mainz zu. Mit drei Wechseln, darunter Daniel Bohl – Ex-FKP-Mittelfeldspieler – änderte sich das Bild. Die Mainzer bissen sich in der FKP-Hälfte fest. Coach Daniel Paulus brachte für die Torschützen Dimitrijevic und Erhardt die frischen Miguel Deho und Aaron Basenach. Keeper Benjamin Reitz rückte mehrfach in den Mittelpunkt, flog, faustete – und hielt. „Ein klasse Keeper“, fand auch Bartels. Nur einmal wackelte Reitz: 85. Minute – einen hohen Ball bekam der bisherige Garant nicht zu fassen, und Leon Kern markierte per Kopf das 2:1.

Die letzten zehn Zeigerumdrehungen inklusive der fünf Minuten Nachspielzeit erzeugten mehr Spannung bis zur letzten Sekunde als momentan der „Tatort“ im Ersten. Ein ganzer Verein, inklusive Coach Paulus, hielt in der Schlussphase den Atem an.
Die letzten Minuten? Ein Ritt auf der Rasierklinge. Der FKP verteidigte alles weg, was auf das 7,32 Meter breite und 2,44 Meter hohe Gehäuse kam. Aber die Kiste blieb für Mainz bis zum Schlusspfiff zugemauert. Dann brachen alle Dämme!

„Das erste i-Tüpfelchen haben wir erreicht“, sagte Daniel Paulus – und switchte direkt zum nächsten Match um, auch das ein Finale. „Ich habe so was noch nie erlebt: zwei Endspiele in einer Woche“, sagte er später, völlig überwältigt. Denn jetzt geht’s am Samstag ins große Fritz-Walter-Stadion. Gegen FCK II reicht ein Punkt für den Relegationsplatz zu den Aufstiegsspielen in die Regionalliga Südwest. Und Paulus hofft, dass noch mehr Fans den FKP am Samstag auf dem Betzenberg unterstützen.
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