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Andreas Petry probiert Käse von der Rohmilchkäserei "La ferme des bois" von Pascaline und Philippe Wendel. Foto: Petry

Schlemmen, wie Gott in Frankreich

von Andreas Petry • Titelfoto: Andreas Petry

Zu Besuch auf dem deutsch-französischen Wochenmarkt

„Mmmh, der Käse schmeckt ja lecker.“ Philippe Wendel aus Struth im Elsass serviert an seinem Stand ein Stückchen seines auf dem Hansmannshof selbst hergestellten Rohmilchkäse. „Voila“ sagt er und erzählt in seinem Elsässer Deutsch: „Ich bin schon ewig hier!“ Der Einstieg für den Rundgang auf dem deutsch-französischen Wochenmarkt hätte besser nicht sein können. Zum 32. Mal übrigens durften sich die Pirmasenser Marktbesucher an rund 40 Ständen mit allerlei Spezialitäten auf dem permanent prall gefüllten Exerzierplatz verwöhnen lassen.

„Ich bin immer zufrieden“, erzählt der 61-jährige Philippe, der mit seiner Frau Pascaline den Stand betreibt. „Zwei Ziegenkäse“, ordert ein Kunde und der clevere Franzose antwortet: „Drei gibt es für 8,50 Euro.“ Natürlich werden drei eingepackt. „Noch was Gutes, ein Munster“, schiebt Philippe nach. Auch hier hat die Frage Erfolg. „Hoppla, das wars dann?“ So endet der Verkauf. „Die Besucher sind von unserem Rohmilchkäse ganz begeistert“, sagt der emsige Philippe.

"Do sitze die, die immer do sitze!", ganz rechts mit dem Strohhut Jürgen Schlappmann. Foto: Petry
“Do sitze die, die immer do sitze!”, ganz rechts mit dem Strohhut Jürgen Schlappmann. Foto: Petry

Um wieder in den Rundlauf zu kommen, geht es an einem vollbesetzten Tisch vorbei. Darauf steht ein Flasche Wein im silbernen Weinkühler und natürliche zahlreiche Weingläser. „Dort sitzen die, die immer dort sitzen“, kommt es mir analog zu einigen lustigen Schildern an Wirthausstammtischen in den Sinn. In der Tat gehören Jürgen Schlappmann, vor langer Zeit Pächter des Forsthauses Beckenhof und seine Freunde zur samstäglichen Marktstammbesatzung. Der Tisch steht strategisch günstig gegenüber dem Stand eines Pfälzer Weinguts.

Heike und Matthias Gautsche zählen, wie viele andere Besucher, seit Jahren zu den Marktgängern. „Das ist ein besonderes Highlight auf dem Exerzierplatz“, freut sich Gautsche über die großartige Atmosphäre angesichts der Verdopplung der Stände, fast 40 Beschicker, gegenüber einem ganz normalen Markttag. Zwei positive Gründe nennt er für einen vielleicht kürzeren Rhythmus der zweimal im Jahr stattfindenden Veranstaltung. „Es ist eine Belebung für den Markt und erspart uns die Fahrt nach Frankreich“, schmunzelt er augenzwinkernd.

Manfred Bockmayer probiert bretonische Gebäck. Blanche Frank, die Chefin freut sich, dass es schmeckt. Foto: Petry
Manfred Bockmayer probiert bretonische Gebäck. Blanche Frank, die Chefin freut sich, dass es schmeckt. Foto: Petry

Ganz entzückt zeigt sich Manfred Bockmayer über das leckere bretonische Gebäck und lässt sich von Chefin Blanche Frank mehrere der leckeren Teilchen aus deren Auslage eintüten. „Die esse ich allein, ich bin zu Hause der Einzige, der Süßes isst.“  Blanche Frank kommt wie nahezu alle elsässischen Standbetreiber aus dem Gebiet rund um die bekannte kleine Gemeinde La Petite-Pierre. „Ich habe das Beste behalten“, lacht die Elsässerin. Denn ein ehemaliger Freund war Bretone. Nochmals Blanche: „Geblieben sind die herrlichen Plätzchen.“ Auch sie kommt seit Jahren nach Pirmasens. „Die Menschen kennen mich“, schätzt Blanche ihre Stammkundschaft. Die hat sie wohl auf vielen Märkten. „Das ist einfach mein Leben“, strahlt die 67-jährige Französin, die mit Anfang zwanzig schon über Kirmesveranstaltungen tingelte.

"Honig aus Pirmasens" mehr Werbung braucht Maximilian Stuppy nicht, der von seiner Freundin Annika und deren Schwester Lena Kölsch unterstützt wird. Foto: Petry
“Honig aus Pirmasens” mehr Werbung braucht Maximilian Stuppy nicht, der von seiner Freundin Annika und deren Schwester Lena Kölsch unterstützt wird. Foto: Petry

Ein Heimspiel hingegen hat Maximilian Stucky. Der 24-jähriger Hobby-Imker kommt vom Horeb und bietet seinen selbst hergestellten Honig an. Ein Biertisch mit netter Deko, eine Schiefertafel und ein Sonnenschirm; mehr braucht der Software-Entwickler bei „Netze BW“ nicht, um stolze 36 Kilo des Pirmasenser Honigs zu verkaufen. „Heute ist es super gelaufen“, freut er sich über den für ihn gelungen Tag. Auf dem Immanuel-Kant-Gymnasium, wo er auch sein Abitur machte, gab’s eine Bienen-AG. „Von dort habe ich auch vier Bienenvölker.“ Sein aufwendiges Hobby geht im Frühjahr los. „Auswintern, genügend Platz schaffen, Honigraum ansetzen und zwei- bis dreimal im Jahr Honig ernten“, beschreibt der zertifizierte Imker in Kurzform seinen aufwendigen Freizeitausgleich.

Traudel und Horst Empel in ihrem Stand voll mit Heil-, Küchen- und Gartenkräutern, Foto: Petry
Traudel und Horst Empel in ihrem Stand voll mit Heil-, Küchen- und Gartenkräutern, Foto: Petry

„Eine lebende Ware erfordert Zuwendung“, erklärt Horst Empel von gleichnamigen Gartenbauunternehmen aus Riechweiler-Mühlbach, der mit Gartenkräutern, Küchenkräutern und Teekräutern erstmals auf dem deutsch-französischen Wochenmarkt dabei ist. „Diverse Zitronenverbene, griechischer Bergtee und diverse Basilikumsorten“, beantwortet Empel der mit seiner Frau Traudel auf dem Exe steht die Antwort nach den exotischsten Pflanzen, die er verkauft. Seit Jahren beschäftigt sich die Familie Empel mit dem Kultivieren der diversen Kräuter, seit 2014 sind sie sogar Biozertifiziert. Logisch, dass es beim Kaufen von dem Empels gleich die besten Ratschläge gibt, wie der Käufer die Pflanzen pflegen muss.

Mit Tipps von Empel zum Halten von Pfefferminzpflanzen im Topf auf dem Balkon endet der auf dem Exe. Zwei herrliche Stunden mit netten Gesprächen, tollen Menschen, mit Infos über Käse, Pflanzen, Honig und natürlich Fleisch, Obst, Eier und vielem mehr gehen zu Ende. Der Rundgang über den Markt lohnt sich immer!

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