Beitrag
Einrichtungsleiterin Michaela Andre

Seit 25 Jahren im Dienst seelischer Gesundheit

von Oliver Siebisch • Titelfoto: Oliver Siebisch

Das Pirmasenser Caritas-Förderzentrum Vinzenz von Paul

Auf den Monat genau vor einem Vierteljahrhundert wurde das heutige Caritas-Förderzentrum Vinzenz von Paul gegründet. Grund genug für uns, es an dessen Sitz in der Schloßstraße einmal zu besuchen und mit der Leiterin Michaela Andre (Titelfoto) zu sprechen.

Sie ist schon seit der Geburtsstunde mit dabei. Damals frisch vom Studium der Sozialpädagogik in Mainz nach Pirmasens gekommen, ergriff sie die Möglichkeit, an dem im Entstehen begriffenen Projekt mitzuwirken. Die zweifache Mutter hat „alle Bereiche, alle Positionen durchlaufen“, bis sie vor fünf Jahren zur Einrichtungsleiterin wurde. Andre erinnert sich: „Wir waren am Anfang zu zweit. Da hat die Tagesstätte angefangen, das war praktisch das Mutterschiff. Dann sind weitere Mitarbeiter, weitere Kunden dazugekommen.“

Frau im Waschsalon Clementine des Caritas-Förderzentrums Vinzenz von Paul
Auch Teil des Förderzentrums: Arbeitstraining im Waschsalon „Clementine“. Foto: Siebisch

Auf die Frage hin, wie sich die Tätigkeit im „Haus der seelischen Gesundheit für Menschen in Pirmasens und in der Südwestpfalz“ aktuell gestaltet, erfahren wir, dass ungefähr 120 Kunden mit psychischer Beeinträchtigung Assistenz und Unterstützung geboten wird. Dafür sorgt ein Team von ungefähr 40 Personen, das neben der Verwaltung aus leitenden, pädagogischen und ehrenamtlichen Mitarbeitern sowie jungen Menschen besteht, die Bundesfreiwilligendienst leisten. Die Zahl der Kunden schwankt etwas, denn manche benötigen die Unterstützung irgendwann nicht mehr. „Darauf arbeiten wir ja hin“, sagt Andre und ergänzt: „Wir haben einen Bereich Tagesstätte, dann haben wir einen Bereich Assistenz und Intensivassistenz, der Meta genannt wird.“

Eingangsbereich des Förderzentrums Vinzenz von Paul
Der Eingangsbereich der Einrichtung: Foto: Caritas-Förderzentrum

Bei der gegenüber der Assistenz mit einem höheren Stundenumfang gestalteten Intensivassistenz kümmere man sich um Wohnangelegenheiten, biete Gespräche an und unterstütze bei Arztbesuchen. „Wir machen zusammen aber auch Freizeitgestaltung, Psychoedukation und Arbeitstraining“, erklärt die Leiterin. Es gehe darum, Menschen „ganz schnell wieder fit zu machen.“ Indes gebe es auch Kunden, welche die Hilfe der Einrichtung zur Stabilisierung länger brauchen – oftmals gehe das mit der Schaffung von Tagesstruktur in der Tagesstätte einher.

„Die Krankheitsbilder“, legt Andre im Hinblick auf die Kunden dar, „sind sehr unterschiedlich. Es gibt Menschen, die in einer seelischen Krise sind, bis hin zu Menschen, die schwerwiegende seelische Probleme haben, wie Burnout, Psychose oder Depression“. Heutzutage seien überwiegend Mehrfacherkrankungen präsent. Das Angebot richtet sich an volljährige Personen, die älteste Kundin ist über 80 Jahre alt.

Teammitglieder des Förderzentrums Vinzenz von Paul an der Essensausgabe der Tagesstätte
Teammitglieder des Förderzentrums vor der Küche der Tagesstätte. Foto: Siebisch

Die Einrichtungsleiterin skizziert abschließend eine anschauliche Erfolgsgeschichte des Förderzentrums: „Wir hatten eine junge Frau im Alter von 23 Jahren. Sie kam zu uns mit Depression, Suchterkrankung und Angstattacken. Sie hatte eine enorme Soziophobie, hat sich nicht mehr unter Menschen getraut. Die Assistenz hat so angefangen, dass wir ihr erst einmal geholfen haben, sie bis zum Briefkasten, dann bis zum Auto zu begleiten.“

Nach Zwischenschritten sei sie zur Tagesstätte übergegangen und habe dadurch an Tagesstruktur gewonnen. Andre beschreibt, dass die Frau sehr gut gemalt habe. Über das künstlerische Schaffen habe sie an Selbstvertrauen gewonnen und sei allmählich wieder fähig gewesen, am alltäglichen Leben teilzunehmen. Heute ist die damalige Kundin „verheiratet, kann in ihrem ursprünglichen Ausbildungsberuf als Bürokauffrau arbeiten und fährt wieder Auto.“ Eine solch positive Entwicklung von Lebenswegen sei keinesfalls selten.

Räumlichkeiten der Tagesstätte im Caritas-Förderzentrum Vinzenz von Paul
Ein Blick in die Tagesstätte. Foto: Caritas-Förderzentrum

Das gut vernetzte Förderzentrum unterhält etwa eine Kooperation mit der Heinrich-Kimmle-Stiftung und den örtlichen Quartierbüros. Mannigfaltige Aktivitäten zeichnen es aus. Als katholische Einrichtung gibt es zwar einen religiösen Bezug, er wird aber primär in der Form allgemeiner Nächstenliebe ausgestaltet. Dass diese im Pirmasenser Caritas-Förderzentrum aktiv gelebt wird, kann nach unserem Eindruck keinem Zweifel unterliegen.


Du willst mehr News aus Pirmasens? Abonniere jetzt kostenlos den Newsletter und erhalte die neusten Nachrichten aus der Stadt bequem ins Mail-Postfach. Einfach hier klicken: