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Gruppenbild vir dem St. John’s Hospital: Hintere Reihe von Links: Miriam Ochsenreiter, Lothar Firlej, Paulina Duszkiewicz, Katharina Wilhelm Otieno, Joseph Kanyi, Andreas Pertry, Boniface Mwangi, Evi Haase, Steffen Nirmaier, Maik Albert, Wilson Waweru, William Loboi , Michael Haase und Hospital Direktorin Sifa Njunge Vordere Reihe von Links: Joseph „Kabuda“ Kirimi, Marlen Wenzel, Sven Schulz, Ulla Petry-Zimmermann, Lea Schrade, Mary Wachira Foto: Petry

Uni-Stau und ein erfolgreicher Abschluss

von Andreas Petry • Titelfoto: Andreas Petry

Das Kenia-Tagebuch von psst! Pirmasenser Storys

Pirmasenser Storys in Afrika: Der Vorsitzende des Pirmasenser Vereins PS:4Kenia e.V., Andreas Petry, ist mit einer Ärztegruppe und Helfern des Vereins derzeit in Juja/Kenia. Das elfköpfige Team zirkumzisiert dort Slumkinder im St. John’s Hospital. Er schreibt für uns in einem Tagebuch die Erlebnisse während der spannenden Hilfsmission in dem ostafrikanischen Land auf.

„Achtung Stau wegen den Abschlussfeierlichkeiten der Universität in Juja“, so lautete die Hiobsbotschaft am späten Donnerstagabend, die Joseph „Kabuda“ Kirimi via Handy um 23:30 Uhr Ortszeit an uns absetzte. Also keine guten Nachrichten für den Start in unseren gestrigen letzten Operationstag. Ab 4 Uhr am Morgen, so der Health-Streetworker, seien mehrere Zugangsstraßen nach Juja gesperrt. Er empfahl uns, unseren Zeitplan zu überdenken und uns recht früh, spätestens gegen fünf Uhr, auf den Weg in Richtung St. John’s Hospital zu machen.

Graduierung, das bedeutet Stau auf den Straßen und Hochkonjunktur für die Straßenhändler. Foto: Petry
Graduierung, das bedeutet Stau auf den Straßen und Hochkonjunktur für die Straßenhändler. Foto: Petry

Wir haben uns eine andere Variante überlegt und sind ab Staubeginn einfach die knapp 30 Minuten zu unserem Hospital marschiert. Es war ein absolute Win-Win Situation für uns. Wir konnten eine Stunde länger schlafen und haben uns ordentlich bewegt. Morgenstund hat Gold im Mund, heißt es ja nicht zu Unrecht. Dies schienen auch die zahlreichen Straßenverkäufer zu wissen. Sie versuchten alle möglichen Prüfungsgeschenke wie Blumen, Schärpen oder bunte Metallic-Girlanden an die Frau oder den Mann zu bringen – ein herrlicher Anblick. Bei den Feierlichkeiten herrschte um das Gelände der Jomo Kenyatta University of Agriculture and Technology (Landwirtschaft und Technik) wahrlich Ausnahmezustand.

Auch wir durften gestern Abend anstoßen. Das machten wir mit dem kenianischen Tusker-Bier beim Essen im Country Bistro in der Juja Mall nach dem erfolgreichen Abschluss unseres ersten medizinischen Hilfseinsatzes nach 2018 in neuer Besetzung und an neuem Standort. Das in Nairobi gebraute Tusker ist nach dem englischen Wort für Elefantenstoßzähne benannt.

Ingesamt lagen 55 Jungs auf dem OP-Tisch im am Montag so feierlich eröffneten Operationsaal des St. John’s Hospital. Drei Jungs davon waren 17 Jahre alt, der jüngste zählte neun Lenze. Viel wichtiger ist die Tatsache, dass wir durch die Beschneidung auch das HIV-Risiko mindern konnten. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) senkt die Beschneidung beim Mann das Aids-Risiko um bis zu 60 Prozent. Das HI-Virus ist in Afrika nach wie vor viel präsenter als bei uns. Zudem konnten wir bei über 20 Patienten eine akute Vorhautverengung beheben.

Aus und vorbei. Das Theatre wird nach Ende der erfolgreichen OP -Woche gereinigt. Foto: Petry
Aus und vorbei. Das Theatre wird nach Ende der erfolgreichen OP -Woche gereinigt. Foto: Petry

Dass wir diese Hilfe leisten können, machen viele liebe Menschen möglich, die unsere Mission erstmals oder schon länger unterstützen. Bei ihnen möchten wir uns besonders bedanken. Das Münzversandhaus Reppa gehört dazu, genauso wie WAWI-Chef Richard Müller, den wir vor Jahren in Nairobi zu einem Kaffee getroffen haben. Der WAWI-Puffreis kommt bei den Jungs hier in Juja bestens an. Auch das von der WASGAU AG und EDEKA Kissel SBK gespendete Naschwerk genossen die Jungs. Bedanken dürfen wir uns auch beim DM-Markt in der Zweibrücker Straße für Seife, Zahnbürsten, Zahnpasta und Shampoo. Die Menschen, die in den Slums unter schlimmsten hygienischen Bedingungen leben müssen, können diese Dinge bestens gebrauchen.

Ein herzliches Asante Sana geht auch an die rechte Seite der Blocksbergstraße in Richtung Eichelsbacher Mühle, an Supremo Shoes & Boots GmbH und Kim Germann KIM Kanalsanierung GmbH. Danke sagen wir Werner 1911, Tom Bayer, Rechtsanwälte Leinenweber und meinen alten Handballkollegen Claus Schmidt. Auch allen anderen, die unseren Verein unterstützen. Ihr seid spitze.

Ein Megaeinsatz kam auch von der APOLOG Medizinlogistik mit Sitz in Quierschied in Zusammenarbeit mit der KSG Krankenhaus Service GmbH  des Nardini-Klinikum  Zweibrücken St. Elisabeth. Das gesamte medizinische Material, das wir  von Zweibrücken nach Juja gebracht haben war  gesponsert. Großartig!

Katharina Wilhelm Otieno organisierte nicht nur die Desinfektion beim OP-Einsatz, sondern war für die Vorbereitung vor in Juja verantwortlich. Foto: Petry
Katharina Wilhelm Otieno organisierte nicht nur die Desinfektion beim OP-Einsatz, sondern war für die Vorbereitung vor in Juja verantwortlich. Foto: Petry

Ich weiß, es liest sich wie die Dankesrede einer Oscarverleihung. Apropos: Lassen wir doch unsere beiden jüngsten Preisträger in der Kategorie Newcomer des Jahres zu Wort kommen. „Ich habe die Armut registriert, aber noch nicht die Zeit gehabt, das richtig zu verarbeiten“, sagt die 21-jährige Krankenschwester Lea Schrade, die ihrem Vater Steffen Nirmaier im OP zuarbeiten durfte. „Ansonsten bin ich immer noch überwältigt, auch dass wir in kurzer Zeit in unserer fremden Gruppe ein perfekte Arbeitsstruktur hinbekommen und uns super verstanden haben“, fügt Schrade an.

Auch für die 27-jährige Marlen Wenzel, Krankenpflegerin mit Schwerpunkt Anästhesie, waren die Eindrücke bei ihrem ersten Kenia-Einsatz überwältigend. „Es tut mir nur leid, dass wir so wenig Zeit hatten, mit den Kindern zu sprechen und mehr über sie zu erfahren“, sagt sie und fügt an: „Es macht Lust auf mehr solcher Hilfsaktionen.“ Das Fazit unseres ärztlichen Chefs Steffen Nirmaier lautet so: „Entgegen aller Bedenken ist es uns innerhalb kürzester Zeit gelungen, hochprofessionell mit unserer Gruppe die Operationen durchzuführen. Das Rotieren innerhalb des Teams während der fünf Tage hat die Arbeit absolut erleichtert.“

Morgen geht’s für einige Stunden in den Nairobi Nationalpark auf Safari. Mit einem Besuch beim Sheldrick‘s Wildlife Trust, einem Elefantenwaisenhaus, und im Giraffecenter endet der Ärzteeinsatz.

Auch das Tagebuch schlägt heute seine letzte Seite auf. Eine Anmerkung sei mir erlaubt. Um das Projekt weiterzuführen, sind wir auch auf Eure Spenden angewiesen.

Danke fürs Lesen und hoffentlich auf ein paar gute Gespräche demnächst auf dem Pirmasenser Weihnachtsmarkt. Kontakt: www.ps4kenia.de


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