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Mit der Drehleiter der Pirmasenser Feuerwehr wurde die Rettung in 25 Metern Höhe simuliert. Foto: Müller

Wehe, wenn die Gondel steht

von Thomas Müller • Titelfoto: Thomas Müller

Außergewöhnliche Trainings-Situation für die Pirmasenser Feuerwehr

Das Riesenrad in der Schloßstraße steht still, nichts geht mehr. In einer der Gondeln rund 25 Meter über der Erde schwebt Karin Schulze, vermeintlich hilflos. Ein absolutes Horror-Szenario! Doch Rettung naht. Die Pirmasenser Feuerwehr rückt mit der riesigen Drehleiter an.

So oder so ähnlich könnte ein echter Notfall aussehen, doch zum Glück ist es nur eine Übung an diesem Tag. „Das ist eine tolle Gelegenheit für uns. Als der Kontakt mit dem Betreiber zustande kam, haben wir uns riesig gefreut, dass das klappt“, sagt Feuerwehr-Chef Simon Tigges. Es ist das erste Mal für die Pirmasenser Wehr, dass an einem Riesenrad geübt wird. „Sonst machen wir das zum Beispiel beim Müllheizkraftwerk oder auch bei einem Kranbauer in Zweibrücken“, erklärt Tigges.

Der Pirmasenser Feuerwehr-Chef Simon Tigges ist zufrieden mit der Übung. Foto: Müller
Der Pirmasenser Feuerwehr-Chef Simon Tigges ist zufrieden mit der Übung. Foto: Müller

Zurück zum Spektakel, der ersten Rettungsaktion an diesem Nachmittag. Gekonnt fahren die Feuerwehrmänner Marc Kelsch und Michael Zissler im  Korb am Ende der Leiter Richtung Gondel, gesteuert am Boden von Manuel Scheffe. Die Besonderheit: Der Korb ist abknickbar per Handsteuerung, was die Rettung bei den frei drehbaren Gondeln des Riesenrades erleichtert. Es klappt auch alles auf Anhieb, nach ein paar Minuten schweben die zwei Feuerwehrmänner und das „Opfer“ wieder sanft in Richtung Boden.

Erfolgreiche Rettung: Karin Schulze im Korb bei den beiden Feuerwehrmännern. Foto: Müller
Erfolgreiche Rettung: Karin Schulze im Korb bei den beiden Feuerwehrmännern. Foto: Müller

Dort gibt es erst mal ein Küsschen für den Feuerwehr-Chef, denn Karin Schulze ist die Lebensgefährtin von Simon Tigges. Die wusste bis zum Vorabend noch nichts von ihrem Glück. „Wir haben relativ spontan entschlossen, auch die Korb-Rettung durchzuführen, da brauchten wir dann auf die Schnelle noch jemanden“, lacht Tigges. Übel nimmt es ihm seine Partnerin nicht. „Mir wurde alles erklärt, ich habe mich auch sicher gefühlt“, sagt die Lehramtsstudentin. Dennoch sei ein mulmiges Gefühl dabei gewesen. „Vorher beschäftigt man sich gar nicht mit so einer Situation, das kennt man sonst nur aus Filmen oder Serien“, sagt Schulze.

Der Ausblick über Pirmasens aus dem Riesenrad. Foto: Müller
Der Ausblick über Pirmasens aus dem Riesenrad. Foto: Müller

Aber es ist alles gut gegangen und der zweite, wohl gemerkt etwas spektakulärere Teil der Übung steht an. Da kommen die Höhenretter zum Einsatz. Voll bepackt mit Seilen und jede Mengen Karabinern steht Höhenretter Manuel Matheis in den Startlöchern. Bis zur Narbe, dem Mittelpunkt des Riesenrades, geht alles recht einfach, dann ist klettern bis zum höchsten Punkt angesagt. Und da muss Matheis erfinderisch werden: Er hilft sich mit einer Art selbst gebauten Trittschlinge aus Seilen, um die Gondel ganz oben zu erreichen. Darin angekommen bekommt Kollege Janik Lelle die Rettungsausrüstung angelegt. Vom Boden aus werden weitere Seile mit Winden gespannt, daran seilen sich Retter Keller und „Opfer“ Lelle langsam und sicher zum Boden hin ab. Natürlich doppelt gesichert, wie es Vorschrift ist. So sei man auf der sicheren Seite, falls mit einem Seil mal etwas schief läuft. Nichts wird also dem Zufall überlassen. „Das war schon etwas Spezielles und auf den letzten Metern auch schon etwas schwierig“, gesteht Feuerwehrmann Manuel Matheis. Aber es habe alles gut geklappt, er sei dankbar für die Möglichkeit, an einem Riesenrad zu trainieren. Die Übung zählt nämlich zu den 72 Übungsstunden, die Höhenretter jedes Jahr abliefern müssen.

Viele Schaulustige verfolgten das Abseilen aus luftiger Höhe. Foto: Müller
Viele Schaulustige verfolgten das Abseilen aus luftiger Höhe. Foto: Müller

Auch Riesenrad-Betreiber Robert Gormans aus Rostock ist zufrieden. „Wir sind gerne behilflich und natürlich auch für den Fall der Fälle vorbereitet. Auch wenn es sehr, sehr unwahrscheinlich ist, dass es einmal dazu kommt, denn wir sind mehrfach auf Ausfälle vorbereitet. Da braucht sich niemand Gedanken zu machen. Das ist auch nötig. Immerhin ist das Riesenrad „Ostseestern“ 35 Meter hoch und wiegt 90 Tonnen.

"Opfer" Janik Lelle nach der erfolgreichen Rettung durch den Kollegen Manuel Kelsch. Foto: Müller
“Opfer” Janik Lelle nach der erfolgreichen Rettung durch den Kollegen Manuel Matheis. Foto: Müller

Am Boden haben sich einige Schaulustige versammelt. Nach den gelungenen Rettungsmanövern gibt es Applaus für die Floriansjünger. Das tut den Rettern auch sichtlich gut. Auch Feuerwehr-Chef Tigges ist zufrieden. „Natürlich werden wir alles noch aufarbeiten und nachbesprechen“, sagt er.

Zumindest können Besucher des November-Marktes aber sicher sein: Für den Fall der Fälle wäre die Pirmasenser Feuerwehr bereit, jeden zu retten.


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