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Titelbild Tag des Kindes Nachbericht

Wenn Kinder zu Verkehrsexperten werden

von Andreas Petry

Staunen, Lachen, Lernen beim „Tag des Kindes“

Blaulicht, Hundegebell, Kinderlachen: Auf dem Exerzierplatz in Pirmasens dreht sich alles um Sicherheit im Straßenverkehr. Beim ersten „Tag des Kindes“ verwandelt sich der Platz in ein Abenteuer-Gelände, auf dem Polizei, Feuerwehr, THW, Stadtwerke und Verkehrswacht jede Menge an zehn Stationen zu bieten haben. Für die rund 270 Viertklässler der Pirmasenser Grundschulen heißt das: Anfassen, Mitmachen, Staunen und ganz nebenbei noch eine Menge lernen an einem Tag, den sie bestimmt nicht so schnell vergessen werden.

„Da gehen wir nie, nie hin!“, setzt Sebastian Wagner vom Technischen Hilfswerk seine eindringliche Botschaft mit viel Emotion in Richtung der Kinder ab. Er erklärt die Gefahrenbereiche rund um einen LKW. Die Kinder spitzen die Ohren. Die Tabuzonen an diesen großen Wagen sind ab sofort klar. Es wird deutlich: Die Kinder werden für den Fahrer unsichtbar, was brandgefährlich ist. Deshalb gilt dort ein absolutes Aufenthaltsverbot!

Rein ins Polizeiauto und ran ans Lenkrad. Die Viertklässler haben viel Spaß. Foto: Petry

Ein paar Meter weiter funkelt das weiß-blaue, blitzende Polizeiauto inklusive strahlendem Polizeimotorrad. Sofort stürmen die Kinder heran. Lehrerin Hu Su Nu von der Montessori-Schule hält ihre Gruppe von 18 Kids im Blick und sagt: „Der Wissensdurst der Kinder wird gestillt. Viele erleben so etwas im Alltag nur selten. Hier wird alles sachlich erklärt, ohne Angst einzuflößen.“ Rein in den Streifenwagen, rauf auf den Fahrersitz, kräftig am Lenkrad gedreht und schon ist die Fantasie in Gang. Die Fragen an die Polizeibeamten sprudeln: „Hast du schon mal geschossen?“ oder „Warst du schon bei einem Banküberfall dabei?“ Diese Dinge stehen auf der Wissenshitliste ganz oben. Geduldig werden die Kinderträume vom Abenteuerpolizisten bedient.

Noch mehr Action bieten ganz am Anfang die Stars auf vier Pfoten: die Polizeihunde „Fina“ und „Rave“. Unter Anleitung ihrer Hundeführer Philipp Hammel und Christian Buchmann zeigten sie Gehorsamsübungen und wie ein Täter gestellt wird. Die Kinder jubeln, als der „böse Bube“ keine Chance gegen die Vierbeiner hat. Der Applaus ist noch lauter als das Bellen der Hunde.

Brandmeister Stephan Diehl mit Moritz, der das Atemschutzgerät ausprobiert. Foto: Petry

Auch die Feuerwehr zieht die Kinder magisch an. Brandmeister Stephan Diehl und Oberfeuerwehrfrau Vanessa Borger lassen niemanden allein vor und in dem riesigen Löschgruppenfahrzeug. Blaulicht und Martinshorn, Atemschutzgeräte, Spreizer – alles darf bestaunt und sogar ausprobiert werden. Der neunjährige Moritz, selbst in der Kinderfeuerwehr aktiv, war sofort Feuer und Flamme: „Ich!“, rief er, als es darum ging, das schwere Atemschutzgerät auszuprobieren. Für einen Moment sieht er aus wie ein kleiner Feuerwehrheld.

Peter Kuwatsch haut mit dem Hammer nicht das Sparschwein kaputt, sondern zeigt beim Helmtest, welche Wucht er abfängt. Foto: Petry

Und dann kommt noch ein Moment fürs Staunen: Peter Kuwatsch, pensionierter Polizist und Legende der Jugendverkehrsschule, bei dem gefühlt zigtausende Pirmasenser Kinder die Fahrradprüfung absolvierten, holt den Gummihammer hervor. Wuchtige Schläge prasseln auf einen Helm, die Anzeige blinkt „112 Kilo“. Dann saust der Hammer ohne Schutz direkt auf den Dummy-Kopf – „168 Kilo!“, ruft Kuwatsch. Und die Botschaft bleibt hängen: Fahrradfahren ohne Helm ist keine gute Idee.

Dicht umlagert ist auch der Roller- und Fahrradparcours. Kuwatschs „Chef“ und dessen Nachfolger auf dem Vorstandsposten der Verkehrswacht des Stadt- und Landkreises sowie Veranstalter Ralf Müller hält mit Engelsgeduld die Kinder bei Laune. Beim Slalom, über Wippen oder unter Stangen hindurch wird schnell klar: Wer Gleichgewicht und Körpergefühl hat, ist im Vorteil. Müller schmunzelt: „Früher sind wir einfach in die Hocke gegangen. Heute verbiegen die Kids sich in alle Richtungen.“ Gleich nebenan gibt Jürgen Büchler von der Jugendverkehrsschule, der den Fahrradparcours betreut, jede Menge Tipps.

Geschafft: Mit dem Roller akrobatisch unter der Hindernisstange durchgefahren. Foto: Petry

Auch die Stadtwerke haben ihren Part: Ihr Bus begrüßt die Kinder mit dem Display „Tag des Kindes“. Drinnen wird gezeigt, wie man richtig ein- und aussteigt. „Die Kinder lernen viel“, freut sich Alisa Müller von der Grundschule Fehrbach, die zusammen mit Rektorin Laura Dorner zwei Klassen betreut. Schülerin Sophia verrät leise: „Am besten fand ich den Krankenwagen.“ Dort durften die Kinder eine Riesenspritze mit Wasser aufziehen und die engen Wege des Rettungswagens erkunden.

Nächste Haltestelle: „Tag des Kindes“ – der Stadtwerke-Bus macht Station auf dem Exe, um mit den Kids das Ein- und Aussteigen zu üben. Foto: Petry

Wer glaubt, Balancieren sei kinderleicht, der irrt. Christiane Scherer, Dienstgruppenleiterin der PI Pirmasens, stellt die kleinen Gäste vor knifflige Aufgaben. Bei ihr müssen die Schülerinnen und Schüler über eine Holz-Acht balancieren oder „Pedolinos“, die mit Steppschritten fortbewegt werden, fahren. Das ist gar nicht so einfach. Für viele Kinder wird das zum Balanceakt der besonderen Art.

Christine Scherer wacht bei ihrer Station über die (Balancier)-Acht. Foto: Petry

Die Kinderunfallkommission Kaiserslautern lockt mit einem Fahrradsimulator, die Puppenbühne des Polizeipräsidiums Westpfalz informiert die Kleinen spielerisch mit einem Quiz zur Verkehrssicherheit.
Sinah Behne von der Jugendverkehrsschule, die zusammen mit Ralf Müller für die Organisation verantwortlich ist, freut sich über den gelungenen Tag: „Es kommt super an. Und das Wetter spielt auch mit.“

Am Ende zieht Ralf Müller sein Fazit: „Wir haben lachende Kinder gesehen, die im Spiel gelernt haben. Die Lehrer waren zufrieden, die Betreuer auch – genau so soll es sein.“ Und wie geht’s nach dem gelungenen Auftakt weiter? Da hält sich Müller noch bedeckt. Aber eines ist sicher: Den nächsten Luftballon hat der Verkehrswachtchef bestimmt schon am Band.


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